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Ostritzer Neißebrücke: Reparatur beauftragt - und jetzt?

Der Auftrag soll vergeben sein, aber vieles ist unklar. Derweil macht die marode Brücke viele Schlagzeilen - vor allem wegen der Flüchtlinge, die illegal einreisen.

Von Anja Beutler
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Über diese total marode Neißebrücke gehen nicht nur Zugreisende, sondern auch viele illegal Einreisende.
Über diese total marode Neißebrücke gehen nicht nur Zugreisende, sondern auch viele illegal Einreisende. © SZ/Anja Beutler

Nahezu täglich schauen die Ostritzer seit zwei Wochen auf die marode Fußgängerbrücke, die vom Bahnhof auf der polnischen Seite über die Neiße führt. Seit knapp zwei Wochen weiß man im Rathaus, dass der polnische Landkreis Zgorzelec den Bauauftrag für die Reparatur der Brücke an eine Firma vergeben hat. Allerdings hat sich die Firma bislang noch nicht blicken lassen. Wann also wird die dringend notwendige Reparatur starten? Immerhin sollte es eigentlich noch vor dem Winter erledigt sein.

Ostritz' Bürgermeisterin Stephanie Rikl (parteilos) wüsste das wirklich gern. Und nicht nur das: "Wir haben auch noch keine Information dazu, wie die Baufirma vorgehen will - eine komplette Sperrung der Brücke ist jedenfalls nicht möglich, da können ja die Zugreisenden nicht mehr auf die deutsche Seite gelangen", sagt sie. Der Halt in Krzewina Zgorzelecka ist für die Ostritzer die einzige Haltestelle für die Verbindung zwischen Görlitz und Zittau. Allein das ist schon eine außergewöhnliche Konstellation. Ein bisschen unglücklich ist zudem, dass die Brücke in der Zuständigkeit der polnischen Seite liegt, obwohl sie für Polen eher weniger Bedeutung hat. Der Fokus liegt demnach weniger auf diesem Bauwerk, weswegen die Ostritzer jüngst die bröselnden Brückenplanken mit ausrangierten Verkehrsschildern flickten.

Schleuser setzen Flüchtlinge an Brücke ab

Wichtig ist die Brücke zudem auch für ganz andere Reisende: illegale Migranten. Erst an diesem Donnerstag hat die Bundespolizei vier geschleuste Migranten in Gewahrsam genommen, die am Mittag eben jene Brücke überquert hatten. Es handelte sich um zwei Männer im Alter von 29 und 35 Jahren sowie zwei 26- und 31-jährige Frauen aus dem Iran. Unbekannte Schleuser hatten die beiden Paare zur Grenze gebracht. Jetzt sind sie in eine Erstaufnahmeeinrichtung in Dresden gebracht worden.

In den vergangenen Wochen war Ostritz ein regelrechter Hotspot für illegale Schleusungen. Mehrfach waren hier Flüchtlinge aus verschiedenen Ländern aufgegriffen worden, die in vielen Fällen genau diese Brücke genutzt hatten. Das ist nicht verwunderlich, weil die Schleuser mit ihren Fahrzeugen an den Zughaltepunkt auf polnischer Seite - und damit an den bröckelnden Brücken-Grenzübergang - sehr nah heranfahren können. Diesen Vorteil hatten die Kriminellen auch bereits im vergangenen Jahr genutzt. Und auch, wenn es aktuell gefühlt wieder enorm viele Fälle gibt, zeigt ein Blick auf die Statistik, dass die Fallzahlen durch die verstärkten Kontrollen doch deutlich abgenommen haben - für Ostritz auf alle Fälle: Laut Bundespolizeiinspektion Ebersbach waren im ersten Halbjahr 2024 insgesamt 160 eingeschleuste Flüchtlinge in Ostritz aufgegriffen worden. Im Jahr zuvor waren es in derselben Zeitspanne 922.