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Marienthaler Nonne mit 91 Jahren gestorben

Schwester Maria Consilia richtete den ersten Klosterladen nach der Wende ein und war für das kunstvolle Verzieren von Kerzen bekannt.

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Schwester Maria Consilia lebte viele Jahre im Kloster St. Marienthal. Sie ist bekannt aus dem Klosterladen und vom Verzieren von Kerzen.
Schwester Maria Consilia lebte viele Jahre im Kloster St. Marienthal. Sie ist bekannt aus dem Klosterladen und vom Verzieren von Kerzen. © Kloster St. Marienthal

Die St. Marienthaler Klosterschwestern nehmen an diesem Freitag von einer ihrer Mitschwestern Abschied. Wenige Monate vor ihrem 92. Geburtstag ist Ilse Bildt, die den Ordensnamen Schwester Maria Consilia trug, verstorben. Mehr als drei Viertel ihres langen Lebens hat sie in den Dienst ihres Glaubens gestellt. Viele Jahre lebte sie als Nonne in St. Marienthal, wo sie zeitweise auch als Priorin - also Stellvertreterin der Äbtissin - eingesetzt war. Damit leben aktuell in St. Marienthal noch acht Professschwestern, sowie zwei Kandidatinnen und eine Anwärterin auf eine Kandidatur.

Schwester Maria Consilia stammt aus Senzig bei Königs Wusterhausen und wuchs als zweites von vier Geschwistern in einer katholisch geprägten Arbeiterfamilie auf. Diese Herkunft und die schweren Kriegs- und Nachkriegsjahre, die sie als Jugendliche erlebt hat, prägten sie nachhaltig. "Ilse war nie ein Mensch von vielen Worten", schreibt die Äbtissin Elisabeth Vaterodt in ihrem Nachruf über die Tatkraft ihrer Mitschwester. Auch aus ihrem Leben hat sie offenbar nicht viel erzählt, was "ganz ihrem typisch preußischen und auch so starken Charakters" entsprach, wie die Äbtissin formuliert. Vor allem Treue und Hingabe zu dem, was ihr wichtig war, kennzeichneten demnach ihr Leben.

Entscheidung mit 21 Jahren

Mit 21 Jahren trat sie bei den sogenannten Marienschwestern - den "Schwestern der Unbefleckten Empfängnis" - in Berlin ein. 1961 legte sie dort dann auch ihre Ewige Profess ab, also das Gelübde auf Lebenszeit. Nach St. Marienthal kam sie über einen Kontakt zur damaligen Äbtissin Celsa Gutte in den 1970er Jahren. Sie lernte das Leben der Zisterzienserinnen in ihrem Kloster kennen und trat wenig später in den Orden über. In St. Marienthal machte sie sich durch ihre Herzlichkeit und Achtung beliebt - und durch ihre praktische Veranlagung.

Die damalige Äbtissin setzte sie für den Dienst an Frauen und Mädchen im St. Josefsheim ein. Das Heim war 1955 für die Pflege von 60 Frauen und Mädchen mit geistiger Behinderung gegründet worden. Schwester Maria Consilia war dort viele Jahre tätig. Nach der Wende ernannte sie Äbtissin Pia zur Priorin, was zur Folge hatte, dass sie auch die Anfänge des Internationalen Begegnungszentrums auf dem Klostergelände mit begleitete. Auch der erste Klosterladen, der nach der Wende in den Kellerräumen der Abtei eingerichtet wurde, trug ihre Handschrift. Im Zusammenhang mit dem Klosterladen entdeckte die Nonne, dass ihr das Verzieren und Gestalten von Kerzen nicht nur Spaß machte, sondern auch sehr lag. Viele kurz- oder langfristige Aufträge hat sie über die Jahre bearbeitet - und immer pünktlich geliefert. Diese Kerzen erinnern auch im Kloster weiterhin an die verstorbene Mitschwester.

Berliner Dialekt und trockener Humor

Bis ins hohe Alter rüstig, war sie erst in den letzten Jahren auf einen Rollator angewiesen. Sie ließ sich auf diese Unterstützung ein, weil sie stets großen Wert darauf gelegt habe, selbstständig zu bleiben, sagt die Äbtissin. Pflichtbewusst war sie bis zuletzt. Die Gebetszeiten und Pflichten nahm sie sehr ernst. Gleichwohl habe sie aber auch ihren Berliner Dialekt und ihren trockenen Humor behalten. Nach einem Zusammenbruch vor wenigen Wochen, der einen Krankenhausaufenthalt nötig machte, kehrte sie am 9. September in das Kloster zurück - ahnend, dass es Zeit zum Abschied war. Schwester Maria Consilia starb am 13. September. Das Requiem wird diesen Freitag um 14 Uhr in der Klosterkirche gefeiert, danach wird sie auf dem Klosterfriedhof beigesetzt.