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Wird der Neißeradweg zur Müllabladestelle?

Vor allem zwischen Zittau und Hirschfelde sieht es an manchen Stellen schlimm aus. Eine Radlerin aus Dittelsdorf kämpft dagegen an.

Von Frank-Uwe Michel
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Reingard Stephan ist sauer, in welch schlimmem Zustand sich der Neißeradweg teilweise befindet. An mehreren Stellen liegt Müll herum.
Reingard Stephan ist sauer, in welch schlimmem Zustand sich der Neißeradweg teilweise befindet. An mehreren Stellen liegt Müll herum. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Reingard Stephan ist sauer. Fast täglich ist die Dittelsdorferin mit ihrem Fahrrad auf dem Neißeradweg zwischen Zittau und Hirschfelde unterwegs. Immer öfter jedoch ärgert sie sich. Einmal liegen am Wegesrand die Reste einer Rolle Dachpappe, die vom Gras fast schon überwuchert werden. Ein anderes Mal sind es achtlos weggeworfene Verpackungen, oft von einem auch in Zittau ansässigen Schnellrestaurant. Aber auch Flaschen erkennbar tschechischen Ursprunges liegen herum. Pfandflaschen in der Regel nicht, für die finden sich offenbar Sammler.

Mit ihren 70 Jahren müsste Reingard Stephan den Weg von ihrem Heimatort in die Stadt eigentlich gar nicht mehr regelmäßig radeln. Aber sie tut es. "Ich war Zeit meines Lebens Krankenschwester und will auch jetzt nicht aufhören damit." Deshalb nimmt sie auch alles wahr, was rechts und links der Strecke hin zum Zittauer Klinikum liegt. Ihr Eindruck: "Es wird immer mehr Müll." Dabei kann sie die Gleichgültigkeit mancher Leute nicht verstehen. "Es ist wie mit einem Kuchenpaket: Ist es gut gefüllt, schmeißt es niemand weg. Ist es leer, fliegt es achtlos in die Ecke."

Wird es ihr zu krass, greift die Dittelsdorferin selbst zur Tüte und sammelt den umherliegenden Müll ein. Was sie vermisst, sind Behältnisse, um die Hinterlassenschaften zu entsorgen. "In Holland", zieht Reingard Stephan einen Vergleich zu ihren Urlaubsfahrten, "gibt es an den Radwegen große Boxen - da kann man die Sachen mit etwas Zielwasser gleich reinwerfen, ohne anzuhalten." Am Neißeradweg aber: Fehlanzeige. Der nächste Abfallkorb findet sich in Hirschfelde.

Das bestätigt Corinna Saring, Sprecherin des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr (Lasuv). Eine Veränderung der momentan üblichen Praxis wird es nach ihrer Auskunft nicht geben. Der Grund: "Außerhalb von Ortslagen werden in der Regel keine Müllbehältnisse aufgestellt, da die Radwege üblicherweise durch Ortschaften führen, in denen entsprechende Müllbehälter vorhanden sind."

Für die Unterhaltung des Neißeradweges gibt es unterschiedliche Zuständigkeiten. "Außerhalb der Ortsdurchfahrten wird der Neißeradweg zwischen Zittau und Hirschfelde regelmäßig von der Straßenaufsicht kontrolliert", teilt der Landkreis mit. Gereinigt werde vor allem dann, "wenn Unwetter, Starkregen oder Laubbefall stattgefunden haben." Ebenso nach der Grasmahd. Diese finde etwa drei bis vier Mal im Jahr auf dem Grünstreifen zwischen B99-Fahrbahn und dem Radweg statt. Allerdings werde der Grünstreifen hinter dem Radweg - wo sich der Wildschweinschutzzaun befindet - durch einen Dienstleiter verwaltet. Mit ihm sei die Pflege einschließlich des Freischneidens der Gehölze vertraglich geregelt.

Aber nicht nur am Boden, auch auf "halber Höhe" gibt es Hinterlassenschaften, die Reingard Stephan stören. Vor allem die großen Werbetafeln am Ortseingang von Hirschfelde und kurz danach sind ihr ein Dorn im Auge. Eigentlich sollen hier Produkte angepriesen werden. Doch von Einkaufsspaß ist hier schon lange nichts mehr zu lesen. Im Gegenteil: Die Reste uralter Plakate blättern allmählich ab. Sie hängen wild herum oder sind als Abfallberge entlang des Radweges zu finden.

Das ärgert auch die Stadt, die für Genehmigung und Pflege dieser Werbeanlagen innerhalb der Ortsdurchfahrten zuständig ist. Doch ihr sind weitgehend die Hände gebunden. "Für den Zustand der Tafeln ist der Eigentümer verantwortlich", erklärt Sprecher Kai Grebasch. Dieser werde zwar regelmäßig angemahnt. Zu Veränderungen führt das aber offenbar nicht. "Insbesondere bei feuchtem Wetter lösen sich Plakate leicht. Und wenn dann aufgrund mangelnder Nachfrage an den Werbeplätzen kein regelmäßiges Nachkleben erfolgt, sieht es leider so aus", bedauert Grebasch. Der in Konstanz ansässigen Firma Schwarz Außenwerbung GmbH ist der Zustand ihrer Werbeträger am Neißeradweg offenbar völlig egal. Ein Anfrage der SZ blieb unbeantwortet.