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Aus früherem Federnwerk wird ein neues Gewerbegebiet

Zittau braucht mehr Ansiedlungsfläche, weil die bestehenden Standorte gut belegt sind. Deshalb wird ein Bebauungsplan auf den Weg gebracht. Über den Entwurf diskutieren jetzt die Stadträte.

Von Frank-Uwe Michel
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Das Gelände des ehemaligen Federnwerkes in Zittau soll zum Gewerbegebiet werden. Dazu gibt es jetzt einen Bebauungsplanentwurf. Über den berät der Stadtrat.
Das Gelände des ehemaligen Federnwerkes in Zittau soll zum Gewerbegebiet werden. Dazu gibt es jetzt einen Bebauungsplanentwurf. Über den berät der Stadtrat. © Matthias Weber/photoweber.de

Das frühere Federnwerk im Zittauer Ortsteil Pethau lässt sich längst nur noch erahnen. Bis 1994 wurde hier produziert. Dann tat sich einige Jahre nichts. 2003/04 folgte der Abriss der meisten Gebäude. Seitdem liegt der Großteil des Geländes brach. Auf dem Weg, der von der Äußeren Weberstraße in den Standort führt, geht's durch Schlaglöcher und über kleine Hügel. Vergessen steht ein ausrangierter alter Robur-Lkw in einer Ecke. Selbst Oldtimerfans könnten ihn wahrscheinlich nur schwer wieder in Gang bringen.

Weiter hinten ragt dann doch ein Neubau empor. Hier hat sich das Unternehmen Herwig Straßen-, Tief- und Umweltbau niedergelassen. Entstanden ist eine große Halle, in der Baumaschinen untergestellt sind und die für Lagerzwecke genutzt wird. Auch die Büros der Firma befinden sich hier. Auf dem Freigelände davor liegen Betonteile und Steine, auch schwere Technik ist vertreten. "Wir sind seit März 2021 auf diesem Standort, haben uns ganz bewusst dafür entschieden und sind zufrieden. Wir haben hier alles, was wir für unser Leistungsspektrum brauchen", sagt Kristina Herwig, die Frau von Firmenchef Thomas Herwig.

Damit sich künftig noch andere Unternehmen auf dem Gelände des früheren Federnwerks ansiedeln können, legt die Stadt einen Bebauungsplan auf. Das war bereits 2020 beschlossen worden. Der seitdem entstandene Entwurf wurde vor wenigen Tagen den Pethauer Ortschaftsräten vorgestellt. Am Donnerstag beraten die Zittauer Stadträte darüber. Billigen sie das Papier, werden danach die Öffentlichkeit, betroffene Behörden und Träger öffentlicher Belange beteiligt. Ziel ist, auf den vorhandenen 4,91 Hektar Misch- und Gewerbegebietsflächen zu schaffen.

Andreas Nietsch ist froh, dass auf dem lange stiefmütterlich behandelten Gelände im Westen Zittaus endlich etwas passiert. "Uns liegt Pethau natürlich sehr am Herzen, deshalb ist es gut, dass sich hier bald neue Firmen ansiedeln können", sagt der Ortsbürgermeister. Schon die Herwig-Investition vor zwei Jahren sei ein ermutigendes Zeichen gewesen. "Wir hoffen, dass es so weitergeht." Bedenken - zum Beispiel wegen möglichen Lärms - gibt es unter den Pethauer Räten nicht. "Man hat uns bei der Vorstellung des Planes erklärt, dass da nichts zu befürchten ist", so Nietsch. So habe ein Schallgutachten ergeben, dass sich Geräusche "im moderaten Rahmen" bewegen würden.

Bisherige Gewerbeflächen zu 75 Prozent belegt

Ein Wunsch der Pethauer lässt sich aber offenbar nicht erfüllen. "Wir hätten es gut gefunden, wenn sich ein Regenrückhaltebecken in die Planungen einordnen ließe", erklärt der Ortsbürgermeister. In der Vergangenheit habe es durch starke Niederschläge immer wieder Überflutungen und Schlammmassen von den benachbarten Feldern gegeben. Ein solches Becken lasse der Gewerbestandort von der Größe her jedoch nicht zu, folgt Nietsch der Argumentation der Stadt. Allerdings solle eine Versickerungsfläche entstehen. "Die hilft uns wenigstens bei moderatem Regen."

Zittau schlägt mit der Entwicklung des Standortes gleich "zwei Fliegen" mit einer Klappe. Zum einen verliert das Gelände sein Antlitz als Industriebrache, zum anderen wird in der Stadt dringend neue Ansiedlungsfläche gebraucht. Wie aus den Erläuterungen zum Bebauungsplan-Entwurf hervorgeht, sind die vorhandenen Gewerbegebiete momentan zu 75 Prozent belegt und damit "nahezu ausgelastet". Zudem gebe es "eine zunehmende Nachfrage von Unternehmen". Da trifft es sich gut, dass der Standort im Flächennutzungsplan der Stadt bereits als Gewerbe- und Mischgebietsfläche ausgewiesen ist. Und auch das Städtebauliche Entwicklungskonzept aus dem Jahre 2011 weist hier einen Gewerbestandort aus.

Bis die Flächen nutzbar für weitere Investoren sind, ist neben dem Planungs- und Genehmigungsprozedere auch baulich noch einiges zu tun. So müssen ungenutzte und verfallende Gebäude beseitigt werden. Außerdem soll es im Inneren des Gebietes eine Straße mit Wendemöglichkeit geben. Altlasten dürften der Stadt bei der Erschließung jedoch kaum noch in die Quere kommen. Aus einer 2004 verfassten Dokumentation der damaligen Brachensanierung geht hervor, dass 13.542 Tonnen "überwiegend mineralölbelastetes Abbruchmaterial" und 7.382 Tonnen belasteter Boden abtransportiert und entsorgt wurden.

Weil das Gebiet nach dem Willen der Stadt künftig Misch- und Gewerbenutzung erfahren soll, können sich Interessenten nicht überall uneingeschränkt ansiedeln. Im Mischgebiet sind Wohn-, Geschäfts- und Bürogebäude zulässig, außerdem Hotels und Gaststätten sowie Einrichtungen für kirchliche, kulturelle oder sportliche Zwecke. Auch Arztpraxen wären möglich. Auf den mehrere Abstufungen umfassenden Gewerbegebietsflächen geht es hauptsächlich um die Ansiedlung von "nicht erheblich belästigenden" oder "nicht wesentlich störenden" Gewerbebetrieben. Übrigens muss bei Neubauten auch die Energiewende mit beachtet werden. Denn: Mindestens 30 Prozent der Dachflächen sind für das Erzeugen von Solarstrom vorgesehen.