Endlich wieder Sonnenschein nach den vielen Regentagen. Andreas Harazin atmet auf. Für den Chef des Zittauer Baum- und Landschaftspflegeunternehmens, das seinen Namen trägt, ist schönes Wetter natürlich besser, als wenn es wie aus Kannen gießen würde. Wenngleich: "Wir sind ja keine Mimosen, ein paar Tropfen machen uns nichts aus." Gerade sind seine Mitarbeiter auf dem Gemeindegebiet von Großschönau unterwegs. Baumkronen pflegen, Fledermauskästen anbringen. Zu tun gibt es für die Firma im südlichen Landkreis Görlitz jede Menge. Um so mehr ärgert den Inhaber ein Gerücht, das seit einiger Zeit in der Stadt die Runde macht. Angeblich stehe sein Betrieb kurz vor der Insolvenz. "Absoluter Quatsch", sagt Harazin.
Er hat den Baumdienst 2008 gegründet. Anfangs noch "Alleinunterhalter", sind jetzt sechs Mitarbeiter bei ihm beschäftigt. In den letzten Jahren jedoch sei das Unternehmen immer wieder fachlich denunziert worden, erzählt er. "Wir würden keine Qualität liefern, hieß es." Dabei ist gerade sie es, die Harazin schwarz auf weiß bestätigt bekommen hat. Das belegen drei Gütesiegel - für Baumpflege, Baumfällung sowie Wald- und Landschaftspflege. "Darauf sind wir stolz. Weil wir unsere Arbeit beherrschen. Die Kunden können sich auf uns verlassen."
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Generell sei die Lage in der Baum- und Landschaftspflege aktuell nicht ganz leicht, erklärt der Geschäftsmann. Kommunen und Privatleute hielten ihr Geld in den momentan unsicheren Zeiten mehr zusammen als früher. "Das merken wir natürlich. Es gibt nicht mehr so viele Anfragen, die Leute lassen nur noch das Nötigste machen."
Dass aktuell gar keine Bäume beseitigt werden, liegt im Übrigen nicht an der angezweifelten Qualität oder fehlender Nachfrage, sondern einzig und allein am Bundesnaturschutzgesetz. Das schreibt vor, dass die Fällsaison nur vom 1. Oktober bis 28. Februar gehen darf. In den übrigen Monaten des Jahres wird auf die Tierwelt - vor allem auf das Brutgeschäft der Vögel - Rücksicht genommen.
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Kurz nachdem Andreas Harazin mit seiner Firma 2022 das jetzige Domizil in der Bergstraße bezogen hatte, war es zu etlichen Zwischenfällen gekommen. Was der Chef lediglich als "Missstimmung" bezeichnet, waren in Wirklichkeit zerstochene Reifen und zerschnittene Bremsleitungen bei Fahrzeugen, die hier abgestellt waren. Diese Aktionen gibt es inzwischen nicht mehr, das Gerücht über wirtschaftliche Schwierigkeiten hat sich aber gehalten.
Harazin vermutet, dass auch der Verkauf von Technik, den es im Unternehmen seit einiger Zeit gibt, dazu beigetragen hat. Dahinter steckt aber keine bevorstehende Insolvenz. "Wir tauschen vielmehr unseren Maschinenpark aus", erklärt der Firmeninhaber. Man investiere in modernere Technik, habe erst jüngst eine Hebebühne mit höherer Arbeitshöhe angeschafft. "Damit sind wir professioneller aufgestellt." Er warnt deshalb davor, "gefährliches Halbwissen" zu verbreiten.
Um den Auftragsrückgang in den klassischen Geschäftsfeldern auszugleichen, forciert Andreas Harazin zwei andere, noch recht junge Bereiche. Vor zwei Jahren hat er die Marke "Baumzeit Design" erfunden. Hier entstehen aus markanten Hölzern, die seine Firma bei Auftragsarbeiten fällt, rustikale Möbel. Tische, Bänke, Bett- oder Lampengestelle. "Die Bäume waren oft 100 Jahre alt oder noch älter. Jeder davon hat seine eigene Geschichte."
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Diese setzt der Zittauer Unternehmer nun mit seiner Handwerkskunst fort. "Man geht ganz anders an das Fällen heran - in dem Wissen, dass aus dem Holz noch etwas Bleibendes entsteht." So hat zum Beispiel die große Eiche vor dem Forstamt Löbau in Harazins Firma eine neue Verwendung gefunden. Auch die alten Buchen von der Lückendorfer Forsthauswiese, die stämmigen Eichen aus dem früheren Zittauer Federnwerk und eine große Eiche von der Bergstraße, die im Rahmen der Stützwand-Sanierung weichen musste, sind zu Möbeln verarbeitet worden - oder werden es noch. Ab Oktober soll es dazu einmal im Monat in der Werkshalle auf dem Firmengelände einen Schausonntag geben, verspricht der Firmenchef.
Mit einer weiteren Idee bedient Andreas Harazin einen Trend, der momentan viele Genießer begeistert: Gin. "The Gin of the green Man" heißt seine Marke. Er soll eine "Hommage an Mutter Natur und das Leben" sein. Mit Geschmacksnoten von "harmonischer Trockenheit, leichter Schärfe und fruchtiger Süße". Entstanden ist der Schnaps mit seiner durch die pflanzlichen Zutaten, die Gewürze und Blüten entstandenen grünen Färbung in Kooperation mit einer Berliner Manufaktur. Demnächst soll es ihn auch im Handel geben, ab 2024 zum Beispiel im Zittauer Rewe-Markt. Wer ihn schon jetzt genießen will, muss den Online-Shop der Marke bemühen.