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Einbruch in Westpark-Center Zittau: Täter dank Hinweis aus Facebook gefasst

Einbrecher erbeuten in dem Freizeitcenter mehrere hundert Euro. Zur Auflösung des Falls bekommt Inhaber Heiko Wasser Hilfe von "Facebook-Detektiven".

Von Markus van Appeldorn
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Heiko Wasser ist Inhaber des Westpark-Centers.
Heiko Wasser ist Inhaber des Westpark-Centers. © Matthias Weber/photoweber.de

Mit dem Westpark-Center betreibt der Zittauer Unternehmer Heiko Wasser den bedeutendsten Sport- und Freizeit-Tempel der Stadt - und sogar ganz Ostsachsens. Ständig modernisiert und expandiert er am Standort, wird dafür mit immer höheren Besucherzahlen belohnt und lässt sich von nichts unterkriegen. Vor rund zwei Wochen aber beschreibt Heiko Wasser seinen Gemütszustand auf seiner Facebook-Seite so: "fühlt sich stinksauer" und lässt dem die Erklärung folgen: "Bei uns wurde heute Morgen kurz nach 3 Uhr eingebrochen." Und mittlerweile fragt er sich, was er eigentlich noch unternehmen muss, um Einbrüche zu verhindern. Immerhin: Dank seiner Hilfe machte die Polizei einen Tatverdächtigen schnell dingfest.

Im Bericht der Polizeidirektion Görlitz vom 22. Juli ist der Einbruch nur mit ein paar Zeilen aufgeführt. Wasser beschreibt es bei Facebook ausführlicher: "Zwei Täter sind über das Baugerüst an der Tennishalle (Dachsanierung) über den Tennishallen-Giebel auf das Flachdach gelangt. Dort haben sie sich an einer Lichtkuppel zu schaffen gemacht und sind mit einem Spanngurt und Leiter eingestiegen." Das heißt: Eingestiegen ist nur einer, der andere verblieb auf dem Dach. "Es wurde Wechselgeld in Höhe von circa 760 Euro entwendet", schildert Wasser weiter. Außerdem: Sachschaden Lichtkuppel von 1.780 Euro. "Das weiß ich deshalb so genau, weil ich nach einem Sturmschaden vor einem Jahr mal so eine Kuppel ersetzen lassen musste", so Wasser gegenüber der SZ.

Facebook-Freunde erkennen Einbrecher

"Der Beitrag darf gern geteilt werden", fordert er seine Freunde auf, und: "Bei den letzten Sachen (Graffiti und Fahrraddiebstahl) hatten wir dadurch die Täter ermitteln können. Falls jemanden den Typ erkennt: Bitte bei der Polizei anrufen." Was Heiko Wasser einigermaßen verzweifeln lässt: Er weiß nicht, was er noch unternehmen muss, um sich vor Einbrüchen zu schützen. "16 Kameras und eine sehr sensible Alarmanlage schrecken also auch nicht mehr ab. Der Außenalarm ist ohrenbetäubend", sagt er. Der Täter habe nach dem Eindringen einen der zahlreichen Bewegungsmelder in der Rezeption passiert und damit den Alarm ausgelöst. Trotz des schrillen Tons, war er etwa vier Minuten in dem Raum.

Auch Kameras erfassten den Eindringling, fertigten Videos und Fotos. "Und ja: Die Aufnahmen sind unscharf. Es ist nachts dunkel und Fotos im Dunkeln bei Bewegung zu machen, kann nicht besser funktionieren", schreibt er und ist sich gleichzeitig sicher: Wer den Mann kennt, erkennt ihn auch. Und genau das ist passiert. "Nachdem ich das auf Facebook gestellt habe, haben mir drei Personen unabhängig voneinander den Namen des Einbrechers geschrieben", sagt er gegenüber der SZ. Aufnahmen vom zweiten Täter habe er nicht. Man sehe aber am Ende des Videos, wie dem Eindringling vom Dach eine Leiter heruntergereicht wird. "Diese Leiter haben die Täter auf dem Dach vorgefunden, den Abseilgurt haben sie mitgebracht", so Wasser. Er vermutet, dass die Täter in Richtung Wald oder McDonalds geflohen sind, weil die am Eingang angebrachten Kameras sie nicht erfasst haben.

Der Einbrecher hat sich an einem Spanngurt vom Dach in die Rezeption des Westpark-Centers heruntergelassen.
Der Einbrecher hat sich an einem Spanngurt vom Dach in die Rezeption des Westpark-Centers heruntergelassen. © Westpark Center

In der Vergangenheit sei das Westpark-Center öfter von Einbrechern heimgesucht worden. "Aber nach Installation der vielen Überwachungskameras war jetzt lange Ruhe", sagt er. Der Alarm sei sogar auf sein Handy aufgeschaltet. Aber: "Das war um drei Uhr nachts. Nachdem so lange nichts passiert ist, stelle ich den Handy-Alarm auch nachts ab."

Beweismaterial an Polizei gegeben

Heiko Wasser hat sämtliches Bild- und Video-Material der Polizei zur Verfügung gestellt und dort auch den Namen des Tatverdächtigen genannt. Der Abseilgurt wurde sichergestellt. Trotzdem fürchtet er, dass dennoch nichts gegen den Täter unternommen wird. "Man hat mir bei der Polizei gesagt, weil nur Geld - überwiegend Hartgeld - erbeutet worden sei, bekomme man womöglich keinen richterlichen Beschluss für eine Hausdurchsuchung bei dem Mann." Denn selbst wenn man Geld bei dem mutmaßlichen Täter finden würde, ließe sich das nicht einer Straftat zuordnen.

Aber nein, da irrte Heiko Wasser gewaltig. Die Polizei wollte diesen Täter unbedingt dingfest machen - und hat seine Angaben auch gerne genutzt, um eine richterlich angeordnete Hausdurchsuchung bei dem Verdächtigen anzustreben. Allein schon deshalb, weil dieser an dem zurückgelassenen Abseilgurt DNA-Spuren hinterlassen haben dürfte. "Bei einem der beiden Tatverdächtigen wurde inzwischen eine Hausdurchsuchung durchgeführt und Beweismittel gesichert", erklärte Polizeisprecher Kai Siebenäuger jetzt auf SZ-Anfrage.