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Plage in schwarz-gelb: 2024 so viele Wespen in der Region Löbau und Zittau wie selten

Die klimatischen Bedingungen sind in diesem Jahr für Wespen besonders günstig. Nicht nur, aber auch in der Region Löbau und Zittau. Eine Expertin rät, was hilft.

Von Markus van Appeldorn
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Josephine Hempel-Schäfer rückt täglich mehrfach aus, um Wespennester zu bekämpfen.
Josephine Hempel-Schäfer rückt täglich mehrfach aus, um Wespennester zu bekämpfen. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Wespen haben bei Menschen einen schweren Stand. Bienen oder Hummeln - die mag jeder. Wespen aber sind von vielen gehasst - und gefürchtet. Sie nerven am Grillabend oder beim Essen auf Terrasse oder Balkon. Sie schwirren um einen herum und als Mensch kann man vieles verkehrt machen, was Wespen aggressiv werden lässt. Und in diesem Jahr scheint es besonders viele lästige Wespen zu geben. So berichtete Jacobimarkt-Veranstalter René Linke jüngst, dass ein Großteil der Notarzteinsätze beim Volksfest Wespenstichen geschuldet war. Und bei einem Waldbrand am Pferdeberg bei Oybin wurde ein Feuerwehr-Kamerad schlimm von Erdwespen attackiert. Und es stimmt. Experten bestätigen: 2024 ist tatsächlich ein besonderes Wespenjahr.

Josephine Hempel-Schäfer ist Inhaberin des "Hygiene Service Zittau" und zertifizierte Schädlingsbekämpferin. "Es ist dieses Jahr deutlich mehr. Es ist schon sportlich, was wir zu tun haben", sagt sie. "Sportlich", das ist für sie folgendes Arbeitspensum: "Jeder meiner vier Mitarbeiter und ich beseitigen jeden Tag zehn Wespennester im gesamten Landkreis." In "normalen" Jahren seien es vielleicht sechs. Allerdings markiere das Jahr 2024 nicht die Spitze. "2014 war ein unglaubliches Wespenjahr", sagt sie. Es kann auch regional sehr unterschiedlich sein. Starkregenereignisse etwa können etliche unterirdische Wespennester absaufen lassen - in solchen Regionen gibt es dann keine Wespenplage.

Ab fünf Metern Nähe zum Nest werden Wespen aggressiv

Hempel-Schäfer kennt auch den Grund, warum die Wespen in diesem Jahr so zahlreich sind. "Ein milder Winter und ein feuchtes Frühjahr - das ist genau das, was das Wachstum von Wespenvölkern befördert", sagt sie. Ein Wespenjahr hatte daher auch bereits im Frühjahr Marco Haß prognostiziert, Leiter des bundesweit tätigen Schädlingsbekämpfers "Wisag Pest Control". Wespenvölker sterben am Ende des Sommers ab, nur die befruchtete Königin überlebt und überwintert. Je günstiger die klimatischen Bedingungen, desto mehr Königinnen überleben den Winter und können im Folgejahr ein neues Volk gründen. Entscheidend für die regionale Betroffenheit seien dann etwa laut Melanie von Orlow vom Naturschutzbund (Nabu) die Wochen, in denen die Wespenkönigin allein unterwegs sei und das Nest versorge. "Die Menschen merken in diesem Jahr erst relativ spät, dass es so viele Wespen gibt - weil sie sich wegen des verregneten Frühjahrs eben noch nicht viel draußen aufgehalten haben", erklärt Hempel-Schäfer.

Besonders viel Arbeit hat sie während der Sommerferien - bei Menschen, die zuvor in Urlaub waren. "Wenn die Leute verreist sind, ist da zum Beispiel zwei Wochen Ruhe im Jalousiekasten - die Wespen können dort ungestört ihr Nest bauen", nennt sie ein Beispiel. Sie versteht die Angst der Menschen vor Wespen. Dennoch: "Insekten sind von Haus aus nicht aggressiv. Sie sind bloß auf Nahrungssuche."

Gefährlich freilich könne es werden, wenn Wespen in Hausfassaden oder eben auch in Jalousiekästen nisten. Denn: Wespen haben nur sehr wenig Toleranz, wenn man sich ihrem Nest nähert. "Kommt man näher als fünf Meter, verteidigen sie ihr Nest und greifen an", erklärt sie. Die von manchen Menschen noch mehr gefürchteten Hornissen seien dagegen regelrecht friedfertig. "Die verteidigen ihr Nest nur in einem Umkreis von zwei Metern", sagt Hempel Schäfer. Und: Der Anblick einer Hornisse sollte eine fröhliche Sichtung sein. Wespen stehen nämlich auf dem Speiseplan von Hornissen - und meiden daher die Nähe deren Nester.

Was Wespen wirklich fern hält

Josephine Hempel-Schäfer darf auch gar nicht einfach jedes Wespennest beseitigen, sondern eben nur, wenn von ihm eine Gefahr ausgeht. Denn auch Wespen stehen unter Naturschutz. Sie sind nämlich ihrerseits wichtige Schädlingsbekämpfer. "Wespen ernähren sich etwa von Aas, Fleisch und Obst. Und Menschen machen es ihnen eben besonders leicht, weil sie ihnen regelrecht den Tisch decken." Und wenn sie dann so ein Grillfest aufsuchen, machen viele Menschen Fehler. Wild mit den Händen herumfuchteln, macht die Tiere genauso aggressiv wie Anpusten. Der Atem ist warm, feucht und enthält CO₂ - das werten Wespen als Gefahr und greifen genau dort an, wo diese herkommt - den Mund.

Schädlingsbekämpferin Josephine Hempel-Schäfer bei der Arbeit. Mit einem Spray tötet sie innerhalb von Sekunden ein Wespenvolk ab.
Schädlingsbekämpferin Josephine Hempel-Schäfer bei der Arbeit. Mit einem Spray tötet sie innerhalb von Sekunden ein Wespenvolk ab. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Was aber hält Wespen fern vom Tisch? Es gibt viele Tipps. Etwa den, eine zerknautschte Papiertüte über dem Tisch aufzuhängen. Das soll Wespen vorgaukeln, es befände sich dort ein anderes Wespennest. "Glaub ich nicht dran", sagt Hempel-Schäfer, "wir erleben immer wieder Situationen, wo Wespennester einträchtig nur einige Meter nebeneinander hängen." Oder was ist mit dem Trick, eine Wespe mit einem Wasserzerstäuber anzusprühen - angeblich glauben die Tiere dann, es regnet und sie fliegen ins Nest zurück. "Die verschwindet dann vielleicht kurz, kommt aber wieder. Außerdem ist es ein Irrglaube, dass Wespen bei Regen nicht fliegen würden", sagt sie.

Ein gutes Gegenmittel aber sei Kaffeepulver. "Den Geruch von brennendem Kaffeepulver mögen die gar nicht", sagt Hempel-Schäfer. Auch ätherische Öle vertreiben die Tiere. Hempel-Schäfer empfiehlt außerdem Ablenkfütterungen. "Eine Schale mit etwas Süßem neben dem Tisch, an der die Wespen in Ruhe gelassen werden, kann helfen", sagt sie.

Und dann hat Josephine Hempel-Schäfer auch noch wertvolle Tipps, wie man einen seriösen Schädlingsbekämpfer findet. "In dieser Branche wird leider genauso viel Schindluder betrieben wie bei Schlüsseldiensten", sagt sie und nennt den Grund: "Klar, Leute sind panisch, wollen schnelle Hilfe und rufen den Nächstbesten an, den sie vielleicht im Internet finden." Solche Unternehmen präsentieren ihren Kunden dafür aber dann Rechnungen von bis zu 500 Euro - zahlbar sofort und in bar. "Das ist Wucher", sagt Hempel-Schäfer. Sie habe zwar keine Festpreise - weil sich das etwa nach Aufwand und Größe eines Nestes richte. "Aber bis zu 150 Euro sind ok", sagt sie und rät Verbrauchern, auf Qualitätsmerkmale zu achten. "Gute Hinweise auf Seriosität sind zum Beispiel Zertifikate und Mitgliedschaften in entsprechenden Verbänden."