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Quirle retten nächstes Haus im Zittauer Gebirge - in dem "Schwester Agnes" zur Kultfigur wurde

Kathrin und Peter haben wieder ein heruntergekommenes Waltersdorfer Umgebindehaus saniert. Was das Gesangsduo daraus gemacht hat.

Von Frank-Uwe Michel
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Kathrin & Peter vor dem "Landhaus Helene". Das Gesangsduo hat das heruntergekommene Umgebindehaus schräg gegenüber ihrem "Quirle-Häusl" in Waltersdorf saniert.
Kathrin & Peter vor dem "Landhaus Helene". Das Gesangsduo hat das heruntergekommene Umgebindehaus schräg gegenüber ihrem "Quirle-Häusl" in Waltersdorf saniert. ©  Matthias Weber/photoweber.de

Das waren noch Zeiten, als "Schwester Agnes" in dem gleichnamigen DEFA-Film aus dem Jahre 1975 auf ihrer Schwalbe durch das fiktive Dorf Krummbach düste. Im Jahr zuvor wurde er in Waltersdorf gedreht. Genau dort, wo das Gesangsduo Kathrin & Peter jetzt sein "Quirle-Häusl" betreibt, war der Konsum, in dem die quirlige Gemeindeschwester einkaufen ging. Und schräg gegenüber befand sich ihre Schwesternstation. Das historische, um 1835 erbaute Umgebindehaus hat seit dieser Episode eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Nach jahrelangem Niedergang ist es nun wieder frisch saniert, die "Oberlausitzer Quirle" haben es zu ihrem jüngsten Bauprojekt gemacht.

Peter Kunze weiß, welche Historie das altehrwürdige Gemäuer aufzuweisen hat. "Der Bau ging auf die Initiative der in Waltersdorf sehr bekannten Familie Lange zurück. Ein Bruder besaß eine Spinnerei, an deren Stelle sich jetzt der Kurgarten befindet. Der andere hatte eine kleine Näherei - und seine Frau Helene." Diesen Namen bekam auch das Umgebindehaus. Um das schmale Budget aufzubessern, wurde im Landhaus nicht nur gewohnt, sondern ebenso vermietet. Acht Fremdenzimmer soll es gegeben haben. "Ich kann mir das gut vorstellen, immerhin galt es mal als schönstes Haus von Waltersdorf", erzählt der Sänger.

Mit der Zeit verschlechterte sich der Zustand des Gebäudes jedoch immer mehr. Als der letzte Bewohner gestorben war, stand es viele Jahre leer. "Interessenten", berichtet Kunze, "gab es offenbar viele." Im Inneren sei es aber so vollgemüllt gewesen, dass sich niemand habe durchringen können. "Auf dem Weg in Richtung Lausche, vorbei an so vielen herrlich sanierten Umgebindehäusern, passte es einfach nicht mehr in die Zeit." Noch dazu schräg gegenüber dem "Quirle-Häusl", in dem Gäste seit mittlerweile 25 Jahren ein und aus gehen. "Es war ein Schandfleck direkt vor der Haustür. Ich will nicht sagen, dass es uns ein Dorn im Auge war. Aber es hat uns doch gewaltig gestört."

Vor acht Jahren ergab sich dann die Chance, das "Landhaus Helene" zu übernehmen. Es zu sanieren, dauerte allerdings bis jetzt. "Das meiste haben wir ja selbst gemacht. Wenn du als Künstler im Jahr die unterschiedlichsten Auftritte hast, dann kommst du eben nur sporadisch dazu. Dann dauert das eine ganze Weile", erklärt Kunze. Zumal sich der erste Schritt als äußerst unangenehm herausstellte. "Wir mussten ein ganzes Jahr lüften. Der Geruch war eklig, Katzen gingen hier ein und aus."

Im Erdgeschoss befindet sich jetzt das "Häusl"-Theater. Dazu wurden mehrere Zimmer zu einem großen Raum vereint.
Im Erdgeschoss befindet sich jetzt das "Häusl"-Theater. Dazu wurden mehrere Zimmer zu einem großen Raum vereint. © Matthias Weber/photoweber.de
Ab und zu holen Peter Kunze und sein Schwager Hagen Hohlfeld
das Schild "Rat der Gemeinde Krummbach" heraus. Es ist von den Dreharbeiten zum DEFA-Kultfilm "Schwester Agnes" übrig geblieben.
Ab und zu holen Peter Kunze und sein Schwager Hagen Hohlfeld das Schild "Rat der Gemeinde Krummbach" heraus. Es ist von den Dreharbeiten zum DEFA-Kultfilm "Schwester Agnes" übrig geblieben. © Matthias Weber/photoweber.de
Die Ferienwohnungen im "Landhaus Helene" sind modern, befinden sich aber in historischem Ambiente. Genau das, was viele Urlauber heute wollen.
Die Ferienwohnungen im "Landhaus Helene" sind modern, befinden sich aber in historischem Ambiente. Genau das, was viele Urlauber heute wollen. © Matthias Weber/photoweber.de

Schon beizeiten war klar, wie Kathrin und Peter das heruntergekommene Gebäude nutzen wollten. "Gute Ferienwohnungen werden immer begehrter." Viele Urlauber, so ihre Erfahrung, wollen heute möglichst modern, aber gern auch in historischem Ambiente wohnen. "Diesen Anspruch erfüllen wir", so Peter Kunze. So sind die einstigen Fremdenzimmer im Obergeschoss zu zwei Ferienwohnungen geworden. Dazu gibt es ein separates Doppelbettschlafzimmer, das je nach Familiengröße dazu gebucht werden kann.

Das Highlight befindet sich jedoch im Erdgeschoss. Dort, wo die Erbauerfamilie Lange ihre Wohnung hatte, gibt es jetzt einen einzigen, großen Raum. "Das ist unser sogenanntes 'Häusl-Theater'", sagt Peter Kunze stolz. Etwa 30 Zuschauerplätze in rustikaler Umgebung gibt es. Auf einer großen Leinwand zeigt das Gesangsduo seinen Gästen Videoproduktionen der eigenen Hits, aber auch selbstgedrehte Filme über die Oberlausitz. Zudem gastieren Zittaus Stadtwächter Jochen Kaminsky im Duett mit Simone Hohlfeld, der Burgherrin von Oybin. Gespielt wird "Das verflixte 11. Gebot" - ein Stück mit viel Historie und Liebe.

Auf dem Dachboden fand sich beim Aufräumen noch der "Rat der Gemeinde Krummbach" - ein Schild, das einst am Haus befestigt war und als Überbleibsel der Dreharbeiten gilt. Zu besonderen Anlässen holen es Kathrin & Peter schon mal heraus. Das Wichtigste zu "Schwester Agnes" und ihrem Kultfilm ist aber auch an einer Tafel vor dem "Landhaus Helene" nachzulesen.