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So geht es mit dem geschlossenen Autozulieferer in Oberseifersdorf weiter

Sumitomo aus Oberseifersdorf wird noch immer liquidiert. Nach den Mitarbeitern und dem Maschinenpark geht es nun um die Immobilie. So ist der aktuelle Stand.

Von Frank-Uwe Michel
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Das Namensschild über dem Eingang ist längst ab. Nur noch Lieferhinweise zeugen von der Existenz des einstigen Sumitomo-Werkes in Oberseifersdorf. Bald aber könnte hier eine andere Firma unterkommen.
Das Namensschild über dem Eingang ist längst ab. Nur noch Lieferhinweise zeugen von der Existenz des einstigen Sumitomo-Werkes in Oberseifersdorf. Bald aber könnte hier eine andere Firma unterkommen. © Matthias Weber/photoweber.de

Im Oberseifersdorfer Werk des japanischen Automobilzulieferers ist Ruhe eingekehrt. War der Sumitomo-Parkplatz im vergangenen Jahr noch gut gefüllt, verlieren sich jetzt täglich zwei oder drei Fahrzeuge. Das Gros der Mitarbeiter ist nicht mehr hier beschäftigt. Wer jetzt noch in dem Objekt zu tun hat, räumt es aus, kümmert sich um die Reste des Maschinenparks und um die Zukunft der Immobilie. Rolf Hinke hat das alles in der Hand, ist als Einziger übrig geblieben. Er koordiniert, telefoniert und verhandelt: Der frühere Standortverantwortliche führt den Liquidationsbeschluss seines Arbeitgebers aus - bis zum bitteren Ende. Oder einem Neuanfang, der dann aber von einem eventuellen Grundstückskäufer initiiert werden müsste.

Dass es diese Zukunft geben wird, ist durchaus realistisch. Ohne einen Makler einzuschalten, haben sich bereits mehrere Interessenten gemeldet. Vor allem aus der Metallbranche. Die Gespräche jedoch laufen noch. Eigene Vorstellungen werden mit den vorhandenen Gegebenheiten abgeglichen. Eine 20.000 Quadratmeter große Halle ist nicht jedermanns Sache, Büroräume, Konferenz- und Speisesaal gehören dazu. "Ich hoffe natürlich, dass der Verkauf so schnell wie möglich über die Bühne geht", sagt Hinke. "Bis zum Frühjahr 2025 wäre ideal." Denn Ende März soll die Liquidation des Werkes nach insgesamt einem Jahr beendet sein. Am 1. April 2024 hatte sie laut einer Veröffentlichung im Bundesanzeiger begonnen.

Die Sumitomo-Beschäftigten gehen längst andere Wege. Im Januar 2024 waren 67 Mitarbeiter - etwa 90 Prozent der Belegschaft - für ein halbes Jahr in eine Transfergesellschaft mit Sitz in Bautzen eingetreten. Wer davon wieder im ersten Arbeitsmarkt gelandet ist, weiß Hinke zwar nicht. Er kennt aber die Bedingungen, die geboten wurden: natürlich eine Abfindung für den Arbeitsplatzverlust. Dazu bis Juni 80 Prozent des letzten Netto-Gehaltes. Außerdem Mobilitätszuschüsse, sogenannte Starterprämien - für all jene, die bei anderen Arbeitgebern Aufnahme fanden. Die Gesellschaft habe in Oberseifersdorf regelmäßig über Einsatzchancen informiert. "Wer wollte, konnte sich auch mithilfe des Arbeitsamtes weiterbilden. Sumitomo hat sich mit 25 Prozent Zuschuss beteiligt."

Ein größerer Teil der Mitarbeiter sei jedoch "Ü60" gewesen. "Da wurde natürlich überlegt, welche Möglichkeiten es für den vorzeitigen Renteneintritt gibt", erklärt Hinke weiter. Für die Jüngeren sieht der frühere Werkleiter indes gute Chancen, sich neu zu orientieren. "Unsere CNC-Leute müssen sich natürlich weiterbilden, Programmierkenntnisse brauchten sie bei uns nicht - aber große Metallfirmen verlangen das." Auch die Pressen- und Ofenbediener sowie die etwa 30 Beschäftigten aus der Endkontrolle seien in der Wirtschaft einsetzbar, möglicherweise sogar wieder in ihren alten Berufen.

Bis Ende Juni waren noch sechs Mitarbeiter vor Ort in Oberseifersdorf. Sie schickten Restposten auf die Reise zu Kunden, kümmerten sich um kaufmännische Dinge, um den Verkauf von Maschinen, den Rückbau und die Verschrottung von Ausrüstung. Seit Anfang Juli sind nun auch sie in der Transfergesellschaft und können sich im nächsten halben Jahr intensiv um ihre berufliche Zukunft kümmern.

Während die Pulverpressen und Öfen schon verschrottet und wegen ihrer Größe gleich an Ort und Stelle zerteilt wurden, befinden sich die CNC-Maschinen derzeit auf dem Weg nach China. "Die Geräte waren mehrheitlich zehn Jahre alt und in Deutschland deshalb nicht mehr verkäuflich", erläutert Rolf Hinke den Hintergrund. Keine Ersatzteile, keine Updates - es fehlte einfach am Service. Deshalb wird in Fernost bald eine Vielzahl der Oberseifersdorfer Teile für die Automobilindustrie hergestellt.

Für Hinke eine zwar nicht schöne, aber unvermeidbare Entwicklung - infolge der sich verändernden Wirtschaftsbedingungen in den vergangenen Jahren. Immerhin war Sumitomo in der Oberlausitz bereits seit 2018 in der Verlustzone unterwegs. "2010 haben wir diese Teile aus Japan übernommen. Die Lieferverträge laufen jetzt natürlich weiter, aber in viel geringerem Umfang. Für Sumitomo kam es darauf an, die Kontrakte vernünftig zu beenden." In Oberseifersdorf war das nicht mehr möglich. Deshalb kümmern sich nun Schwestergesellschaften des Konzerns darum - erneut in Japan, aber eben auch in China.