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Leutersdorf: Marathon-Ass und Heimatkundler feiern Eiserne Hochzeit

Monika und Werner Griesbach sind ehemalige Lehrer und in Leutersdorf und Spitzkunnersdorf bekannt. Die beiden lieben nicht nur sich, sondern auch die Oberlausitz - obwohl das nicht ganz freiwillig kam.

Von Frank-Uwe Michel
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Der frühere Schuldirektor und Heimatbuch-Autor Werner Griesbach und seine Frau Monika feiern am 8. August Eiserne Hochzeit.
Der frühere Schuldirektor und Heimatbuch-Autor Werner Griesbach und seine Frau Monika feiern am 8. August Eiserne Hochzeit. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Auch nach 65 Jahren lächeln sich Monika und Werner Griesbach noch mit einem Leuchten in den Augen an. Fast ihr ganzes Leben haben die beiden 86-Jährigen miteinander verbracht. Nun soll - wie schon so oft in den vergangenen Jahren - gefeiert werden, denn ein besonderes Jubiläum steht an: Am 8. August gibt es die Eiserne Hochzeit. Aber anders als bei bisherigen Partys geht es diesmal ruhiger zu: "Wir werden diesen Tag ganz bewusst nur zu zweit verbringen", erklärt das Paar. Was sie vorhaben, verraten sie nicht. Zum Anstoßen und Gratulieren sei danach noch genug Zeit. Deshalb steigt erst am Samstag die Familienfete in einer Baude in Waltersdorf. Dann darf es durchaus wieder lauter sein.

Monika und Werner Griesbach sind im Oberland bekannt. Als Chemie- und Biologielehrer haben sie ganze Generationen von Mädchen und Jungen begleitet - er zuerst in Leutersdorf, sie parallel dazu in Spitzkunnersdorf. Nach zehn Jahren wurde in "Spitze" ein neuer Direktor gesucht. "Da hat man bei mir angefragt - obwohl ich, was Leitungskompetenz betraf, von Tuten und Blasen keine Ahnung hatte", erinnert sich Werner Griesbach. Trotzdem nahm er an. Und bereute es nicht. Mehr als 20 Jahre war er Chef der Schule in Spitzkunnersdorf. Seine Frau trat den Weg in die andere Richtung an - sie brachte fortan den Leutersdorfer Schülern das Verständnis für chemische Formeln und biologische Zusammenhänge bei.

Gefunkt hatte es zwischen dem Sachsen aus dem Raum Freiberg und der Thüringerin aus Waltershausen schon während des Studiums, bei dem sie in Mühlhausen die "Schulbank" drückten. Natürlich wollten sie auch als fertige Lehrer unbedingt zusammenbleiben. "In der DDR war das nicht einfach, denn der Staat schickte Absolventen dorthin, wo es 'brannte'", erinnert sich Werner Griesbach. Zwei Stellen auf einmal gab es damals fast nirgendwo, nur in den Kreisen Riesa und Zittau herrschte besonders große Not. "So sind wir in Leutersdorf gelandet, die Oberlausitz ist für uns zur neuen Heimat geworden."

Ein historisches Foto: So sagten Monika und Werner Griesbach vor 65 Jahren zueinander ja.
Ein historisches Foto: So sagten Monika und Werner Griesbach vor 65 Jahren zueinander ja. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Dabei war der Start alles andere als leicht. Aus Mangel an Wohnraum wurden sie vorübergehend in einer Gaststätte einquartiert. Am Rande von Leutersdorf wies man ihnen später eine Wohnung zu: Plumpsklo, kein fließendes Wasser. "Das haben wir uns mit dem Eimer geholt", erzählt Monika Griesbach. 20 Jahre dauerte das Provisorium, dann ergab sich die Chance, ein Eigenheim zu bauen. Zusammen mit einem anderen Ehepaar errichteten sie ein Doppelhaus, jede Familie wohnt seitdem in einer Hälfte.

Die beiden Kinder waren da schon fast groß. Mittlerweile gibt es vier Enkel und fünf Urenkel, der sechste Urenkel kommt Anfang nächsten Jahres in Kanada zur Welt. Das freut Monika und Werner Griesbach, macht sie aber auch ein bisschen traurig. Denn ihre große Familie ist längst weit verstreut. Um so mehr sind die beiden Eheleute in ihrer Heimat engagiert. Sie als Sportlerin und Malerin, er als Autor und Heimwerker, der fast jeden Defekt im Haus beheben kann.

Entdeckt haben sie ihre Leidenschaften erst im fortgeschrittenen Alter. "Ich war 61, als ich meinen ersten Marathon gelaufen bin", erinnert sich Monika Griesbach. Zuvor hatte sie sich regelmäßig an 10 Kilometer- und Halbmarathonläufen versucht. Auf Dauer war ihr das zu wenig, deshalb kam der Umstieg auf die "langen Kanten". Etwas gemütlicher waren da die Wanderungen, die sie mit einigen Freundinnen unternahm - über Rügen zum Beispiel, oder im Erzgebirge. "Ich habe das jedes Mal genau dokumentiert."

Monika Griesbach war jahrelang erfolgreich auf der Langstrecke unterwegs, bestritt mit 61 Jahren ihren ersten Marathon.
Monika Griesbach war jahrelang erfolgreich auf der Langstrecke unterwegs, bestritt mit 61 Jahren ihren ersten Marathon. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Schreiben und malen liegt der einstigen Lehrerin nämlich ebenfalls. Haiku-Verse - eine besondere Form der japanischen Dichtkunst - hat sie mit Seidenmalerei verknüpft. Daraus ist das Buch "Gefühlswelten" entstanden. Ein anderer "Spleen", wie sie die Angewohnheit liebevoll nennt: "Ich führe schon seit Jahren Tagebuch, trage penibel ein, was in unserem Leben passiert." So ist auch dokumentiert, was ihr Mann geleistet hat: Sechs Heimatbücher über Leutersdorf sind entstanden. Außerdem hat er zehn Jahre lang die Einwohner in der Gesamtgemeinde dazu aufgerufen, Fotos aus der Heimat zur Verfügung zu stellen. "Ich habe dann die schönsten Motive ausgesucht und daraus einen Kalender über Leutersdorf und Spitzkunnersdorf gemacht."

Beide sind froh, dass sie berufsbedingt in der Oberlausitz gelandet sind. "Die Gegend ist so schön - wir würden nicht mehr wegziehen, auch wenn wir es könnten." Diese Zufriedenheit ist Teil der Liebe, die sie auch nach 65 Jahren weiter verbindet. Ein anderer Punkt: "Jeder für sich nimmt sich nicht so ernst, hat für den anderen schon mal zurückgesteckt." Das Wichtigste aber - und das betonen beide: "Wir sind immer füreinander da."