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Illegale Migranten: Warum ausgerechnet Ostritz ein Hotspot ist

Die Bundespolizei greift ständig Migranten in Ostritz auf. Dafür gibt's eine einfache Erklärung.

Von Markus van Appeldorn
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Immer wieder greift die Polizei Migranten auf - wie hier im Herbst 2023 in Lückendorf.
Immer wieder greift die Polizei Migranten auf - wie hier im Herbst 2023 in Lückendorf. © Blaulichtreport Zittau

Im vergangenen Herbst gab es in den Gebirgsorten Lückendorf und Waltersdorf eine wahre Flut an Migranten, die aus Tschechien über die grüne Grenze strömten. Doch dann brach dieser Strom abrupt ab. Und im Frühjahr dieses Jahres entwickelte sich ein neuer Hotspot. Mindestens einmal die Woche, manchmal gefühlt täglich, meldet die Bundespolizei: Migranten in Ostritz aufgegriffen. Die SZ wollte nun wissen: Warum ausgerechnet Ostritz?

Zuständig für den Grenzabschnitt zu Polen zwischen Hartau und Hagenwerder ist die Bundespolizeiinspektion Ebersbach. "Die einzige Stelle, an der die Grenze auf polnischer Seite schnell erreicht und in kurzer Zeit überschritten werden kann, ist die Neiße-Fußgängerbrücke in Ostritz", teilt die Bundespolizei auf SZ-Anfrage mit. Dabei würden Schleuser gezielt den direkt jenseits der Brücke gelegenen Bahnhaltepunkt auf polnischer Seite anfahren. Die Migranten überschreiten dann selbstständig die Grenze.

Einen solchen einfachen Brückenschlag nutzten Migranten auch bereits im Herbst 2023 vermehrt - die Eisenbahnbrücke in Hirschfelde. Die allerdings ist von polnischer Seite nicht ganz so leicht erreichbar wie der Bahnhaltepunkt in Ostritz. Und natürlich könnten die Schleuser die Migranten auch nahe der Grenze an der B178n bei Zittau oder an der Autobahn bei Görlitz absetzen. Dort aber gibt's ständige Grenzkontrollen - verbunden mit einem erheblichen Risiko für die Schleuser, sofort erwischt zu werden.

Vermehrt Streifen in Ostritz

Dabei ist die Zahl der insgesamt in Ostritz festgestellten Migranten erheblich gesunken. Im 1. Halbjahr 2023 waren es laut Bundespolizei 922, im gleichen Zeitraum 2024 nur noch 160. "Zur allgemeinen Tendenz kann angemerkt werden, dass nach dem Januar in den beiden Folgemonaten mehr Feststellungen zu verzeichnen waren und dann über den Sommer immer weiter sanken", so die Bundespolizei. Im Blick auf die Zahlen werte die Bundespolizei Ostritz selbst nicht als Hotspot - die dortige Grenzregion schon. Im Zuständigkeitsbereich im Dreiländereck stelle die Bundespolizeiinspektion Ebersbach im Vergleich zum Vorjahr jedoch insgesamt weniger unerlaubte Einreisen fest als im Jahr 2023.

Aufgrund der aktuellen Situation steht Ostritz jedoch im besonderen Focus der Bundespolizei. "Ostritz wird durch die Bundespolizei ständig bestreift. Es werden auch längere Postierungen an der Grenze durchgeführt", so die Bundespolizei. Außerdem würden immer wieder telefonische Bürgerhinweise zu verdächtigen Grenzübertritten eingehen, denen nachgegangen werde. "In den meisten Fällen kommt es dann zu einem Aufgriff von eingeschleusten Migranten", heißt es.

Einen Fall dieser Art gab es etwa erst am vergangenen Freitag - allerdings in Schönau-Berzdorf. Dort hatten Anwohner die Bundespolizei informiert, weil Migranten bei ihnen an der Tür geklingelt hatten und um Hilfe baten. Die Migranten warteten dann seelenruhig im Garten auf die Bundespolizei.

"Auf der polnischen Seite ist neben dem polnischen Grenzschutz auch die Gemeinsame Deutsch-Polnische Dienststelle in Zgorzelec zuständig, in der Bundespolizisten der Inspektion Ludwigsdorf Dienst versehen", erklärt die Bundespolizei. Auch diese Streifen würden Überwachungen auf der polnischen Seite von Ostritz durchführen.