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SZ + Zittau

Neue B178 bekommt eine zusätzliche Abfahrt - und einen Pförtner

Drei von acht Windrädern bei Oberseifersdorf sollen ausgetauscht werden. Das hat Konsequenzen für den Verkehr. Womit ab September zu rechnen ist.

Von Frank-Uwe Michel
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Auf der Zittauer Ortsumgehung, der B178 in Richtung Oberseifersdorf, gibt es eine neue Ausfahrt. Ein im Container untergebrachter Pförtner überwacht, dass darüber nur Baustellentransporte für die neuen Riesenwindräder auf dem Gelände dahinter erfolgen.
Auf der Zittauer Ortsumgehung, der B178 in Richtung Oberseifersdorf, gibt es eine neue Ausfahrt. Ein im Container untergebrachter Pförtner überwacht, dass darüber nur Baustellentransporte für die neuen Riesenwindräder auf dem Gelände dahinter erfolgen. © Matthias Weber/photoweber.de

Noch stehen sie einträchtig nebeneinander - die acht Windräder aus den 1990er Jahren. Doch die Idylle im Windpark Oberseifersdorf/Eckartsberg ist bald vorbei. Die Firma Enercon, die sich in der Vergangenheit um das Repowering an dem Standort hinter der Miku Agrarprodukte GmbH bemüht hat, nimmt gemeinsam mit Geschäftspartner Energiequelle GmbH den Austausch von drei Anlagen in Angriff.

Das erste sichtbare Zeichen gibt es nicht etwa auf dem Gelände selbst, sondern an der neuen B178. Auf der auch als "Zittauer Ortsumgehung" bezeichneten Piste wird etwa in der Mitte seit Juli an einer Ausfahrt gebaut. Rosalie Stephan vom Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) bestätigt: Am 30. Mai habe die Behörde "eine Sondernutzungserlaubnis zur Errichtung einer temporären Baustellenzufahrt" erlassen. Die Erlaubnis gelte für den 1. Juli 2023 bis 31. Mai 2024.

Doch musste es ausgerechnet eine Abfahrt von der verkehrsstarken Bundesstraße sein? Man habe im Vorfeld "verschiedene Transportwege insbesondere für die Anlieferung der Großkomponenten geprüft", erklärt Susanne Tauke, Sprecherin der Firma Energiequelle. Um die Bewohner der angrenzenden Ortschaften durch den Bau möglichst wenig zu belasten, sei diese Variante gewählt und beantragt worden, begründet sie. Über die Abfahrt soll zuerst der Abtransport der rückgebauten drei Altanlagen abgewickelt werden, ehe anschließend der Antransport der vielen überlangen Teile für die neuen Windräder beginnt.

Laut Lasuv wird die Abfahrt sowohl von den Schwerlasttransportern genutzt, als auch von den Lkw im Zuge der Baustellentätigkeit, um Fundamente für die Windkraftanlagen zu schaffen. Um den Verkehr auf der B178 flüssig und sicher zu halten, dürfen die Zulieferfahrzeuge beim Verlassen der Baustelle nur nach rechts ausfahren. Das Überfahren der Mittelspur ist verboten. Deshalb werde "im Bereich der zweiten Fahrspur in Richtung Zittau eine Gleitwand zur Trennung der B178 errichtet und die Geschwindigkeit reduziert", so Rosalie Stephan.

Im Windpark Oberseifersdorf/Eckartsberg wird ab September kräftig gebaut. Dann beginnt der Austausch von drei Windrädern.
Im Windpark Oberseifersdorf/Eckartsberg wird ab September kräftig gebaut. Dann beginnt der Austausch von drei Windrädern. © Matthias Weber/photoweber.de

Um abzusichern, dass kein "Schindluder" mit der Abfahrt getrieben wird, gibt es ein Kuriosum - und zumindest in der Sommerzeit einen der vielleicht angenehmsten Arbeitsplätze der Region: Der Landkreis Görlitz hat in einer verkehrsrechtlichen Anordnung verlangt, eine Schranke zwischen Abfahrt und bestehendem Wirtschaftsweg zu errichten. Diese wird nur für baustellenbezogene Transporte geöffnet - von einem Pförtner. Dessen Wirken soll zudem sicherstellen, dass Bau- und Schwerlastfahrzeuge ungehindert Richtung Windkraftanlagen einfahren können, weil das Halten auf der B178 nicht gestattet ist.

In den kommenden Wochen dürfte der Pförtner nicht nur das schöne Wetter genießen, sondern auch einiges zu tun bekommen. Denn laut Susanne Tauke beginnt der Bau der Fundamente im September. Ab November wird damit gerechnet, dass die drei neuen "weißen Riesen" entstehen. Deren Inbetriebnahme ist nacheinander für den Zeitraum von April bis Juni 2024 geplant. Dann hat auch die Abfahrt an der B178 ausgedient und wird auf Kosten der Firmen Energiequelle GmbH und Alterric Deutschland GmbH - eines Geschäftspartners aus dem Bereich erneuerbare Energien - zurückgebaut.

Bis dahin werden jedoch rund 600 Transportfahrzeuge das Nadelöhr passieren. Die Einzelteile für die neuen Windräder kommen unter anderem von Unternehmen aus Bremen, Aurich, Magdeburg und Rostock. Über welchen Streckenverlauf sie angeliefert werden, steht noch nicht genau fest. "Die Genehmigung obliegt den Behörden", so Susanne Tauke. Geplant ist die Route über die A4. Von der Abfahrt Görlitz auf die B6 nach Löbau und von dort auf der B178 bis zur Windparkabfahrt. Weil diese aber von der anderen Richtungsfahrbahn abgeht, müssen die Lkw erst noch einen Schlenker über den Knotenpunkt Zittau fahren.

Das Repowering im Windpark Oberseifersdorf/Eckartsberg umfasst den Austausch von drei Altanlagen, die restlichen fünf bleiben bestehen. Nach langen Diskussionen und mit einem Jahr Verzögerung gab der Gemeinderat im August 2022 "grünes Licht". Mit 160 Meter Naben- und 230 Meter Gesamthöhe sind die neuen Anlagen etwa doppelt so hoch wie ihre Vorgänger, sollen aber hinsichtlich Lärm und Schattenbildung weit verträglicher sein. Ihre Stromausbeute soll doppelt so hoch sein und den Verbrauch von 10.300 Haushalten decken. Finanziell profitieren nach einer Richtlinie des Bundes Mittelherwigsdorf und Zittaus Ortsteil Wittgendorf davon.