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Mindestlohn und Millionen: Das verdienen die Menschen im Kreis Görlitz

Gute Arbeit für gutes Geld? Wie steht es damit im Kreis Görlitz, wo jeder Vierte für weniger als 15.000 Euro im Jahr arbeitet, es aber auch viele Topverdiener gibt?

Von Jana Ulbrich
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Gute Arbeit - gutes Geld? Wie steht es damit im Kreis Görlitz? Wer hat viel, wer wenig? Ein Blick in die Einkommensstatistik.
Gute Arbeit - gutes Geld? Wie steht es damit im Kreis Görlitz? Wer hat viel, wer wenig? Ein Blick in die Einkommensstatistik. © Fabian Sommer/dpa

Der durchschnittliche Reallohn in Sachsen ist weiter gestiegen. Das meldet gerade brandfrisch das Statistische Landesamt. Im Vergleich zum vorigen Sommer haben die Beschäftigten in Sachsen demnach im Durchschnitt 2,3 Prozent mehr Geld in der Tasche. Was aber heiß das für die Menschen im Kreis Görlitz? Was verdienen sie hier wirklich? Wir haben einen Blick in die Statistik geworfen: von Millionären bis Mindestlohnempfängern.

16 Millionäre haben zusammen knapp 36 Millionen Euro

Um die Frage zu beantworten, ob und wenn ja, wie viele Einkommensmillionäre - also Menschen, die mehr als eine Million Euro im Jahr verdient haben - im Kreis Görlitz leben, muss die Statistik ein bisschen weiter zurückgreifen. Weil für die Steuererklärung bis zu vier Jahre Zeit ist, stammen die aktuellsten Daten hier aus dem Jahr 2020. In diesem Jahr wurden demnach im Kreis Görlitz 16 Millionäre mit einem steuerpflichtigen Einkommen von zusammen knapp 36 Millionen Euro gezählt - zwei Einkommens-Millionäre mehr als im Jahr davor.

Der große Reichtum ist damit im Kreis Görlitz aber nicht angesiedelt. In der Landeshauptstadt beispielsweise lebten 2020 laut dieser Statistik 88 Einkommensmillionäre, in der Stadt Leipzig 106, im Nachbarkreis Bautzen immerhin 28.

Mehr als 30.000 Beschäftigte mit weniger als 15.000 Euro

Rund 31.500 steuerpflichtige Beschäftigte aus dem Kreis Görlitz haben dagegen im Jahr 2020 für weniger als 15.000 Euro gearbeitet, in der Regel in einem Teilzeit-Arbeitsverhältnis. Das ist mehr als jeder vierte aller insgesamt rund 120.000 Beschäftigten. Auf ein so niedriges Jahreseinkommen mussten auch keine Steuern entrichtet werden. Immerhin 2.200 Einkommen lagen bei mehr als 100.000 Euro Brutto-Jahresgehalt, darunter 150 bei mehr als einer halben Million.

7.800 Haushalte können sich die Wohnung nicht leisten

7.810 Einwohner im Kreis Görlitz haben so geringes Einkommen, dass sie sich die Miete für ihre Wohnung nicht leisten können. So viele Haushalte haben im vorigen Jahr vom Jobcenter Wohngeld bezogen - beinahe doppelt so viele als im Jahr davor, als das Statistische Landesamt 4.075 Wohngeldempfänger zählte.

Der Grund dieser Erhöhung ist allerdings ein neues Gesetz, das voriges Jahr in Kraft getreten ist und nach dem sich der Kreis der Anspruchsberechtigten auf Wohngeld erheblich erweitert hat.

Kreis steht am unteren Ende der Einkommensliste

Im Jahr 2022 - aktuellere Zahlen liegen auch hier nicht vor - lag der durchschnittliche Pro-Kopf-Verdienst im Kreis Görlitz bei umgerechnet rund 31.237 Euro brutto. Noch niedrigere Bruttolöhne und -gehälter je Person wurden 2022 mit umgerechnet 30.822 Euro nur im Erzgebirgskreis erzielt. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Pro-Kopf-Verdienst in Sachsen betrug 2022 brutto 35.005 Euro. Spitzenreiter im Pro-Kopf-Einkommen war die Stadt Dresden mit einem Betrag von 39.317 Euro.

Der durchschnittliche Brutto-Stundenlohn lag im Kreis Görlitz bei 24,21 Euro - und damit am zweitniedrigsten im Vergleich der sächsischen Regionen. Noch niedriger sind mit 23,82 Euro nur noch die Stundenlöhne im Erzgebirge. In Dresden dagegen wurden 2022 durchschnittliche Stundenlöhne von 29,85 Euro gezahlt, im Nachbarkreis Bautzen von 25,02 Euro.

Frauen verdienen 200 Euro weniger als Männer

Aktuell verdienen Frauen im Kreis Görlitz in der gleichen Arbeitszeit immer noch durchschnittlich 200 Euro weniger im Monat als ihre männlichen Kollegen. Während die vollzeitbeschäftigten Männer in Sachsen derzeit mit durchschnittlich 3.857 Euro Netto nach Hause gehen, stehen bei vollzeitbeschäftigten Frauen nur durchschnittlich 3.652 Euro auf dem Lohnzettel.

Je höher die Bildung, desto höher das Gehalt

Vergleicht man die Verdienste nach dem Bildungsgrad, dann wird schnell ersichtlich: Je höher der Abschluss und der Bildungsgrad, desto höher das Gehalt. Zwar liegen hier keine gesonderten Zahlen für den Kreis Görlitz vor, doch die sachsenweit erhobene Statistik zeigt zumindest den Trend:

Wer demnach in Sachsen einen ordentlichen Berufsabschluss in der Tasche hat, verdiente im vorigen Jahr durchschnittlich 41.600 Euro brutto. Wer einen Meister-, Techniker- oder Fachschulabschluss vorweisen kann, kam im Durchschnitt auf 54.900 Euro. Beschäftigte mit Bachelorabschluss verdienten 56.300 Euro, mit Masterabschluss 73.500 Euro. Bei promovierten oder habilitierten Beschäftigten betrug der durchschnittliche Jahresverdienst im vorigen Jahr im Durchschnitt 102.159 Euro.

Ärzte und Richter verdienen am meisten

Die Einkommensunterschiede in den Berufsgruppen sind riesengroß: Angestellte Ärztinnen und Ärzte haben im vorigen Jahr durchschnittlich 96.500 Euro brutto verdient, Richterinnen und Richter 90.000 Euro. Sie gehören damit zu den Topverdienern. Überdurchschnittlich hohe Einkommen erzielen auch Beschäftigte in Unternehmensberatungen mit knapp 84.000 Euro und vollzeitbeschäftigte Lehrkräfte in der Sekundarstufe mit rund 71.000 Euro.

Dagegen müssen vollzeitbeschäftigte Fachkräfte in der Gastronomie mit rund 29.000 Euro Jahresgehalt auskommen. Zu den Geringverdienern zählen auch Reinigungsfachkräfte mit einem Bruttojahresverdienst von durchschnittlich 32.200 Euro und Beschäftigte in der Land- und Forstwirtschaft mit 33.450 Euro.