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Was das erste vegane Bistro in Zittau seinen Kunden bietet

Tuomo Neumann und Evelin Birke haben am Montag an der Lindenstraße 7 in Zittau ihr fleischloses Restaurant "Emilia" eröffnet. Und noch einiges vor.

Von Thomas Christmann
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Tuomo Neumann und Evelin Birke zeigen das Speisenangebot im Bistro "Emilia".
Tuomo Neumann und Evelin Birke zeigen das Speisenangebot im Bistro "Emilia". © Matthias Weber/photoweber.de

Vier Gerichte gehören zum wöchentlich wechselnden Mittagstisch. Zum Start von Zittaus erstem fleischlosen Bistro - dem "Emilia" in der Lindenstraße 7 - haben sich Tuomo Neumann und Evelin Birke für Soja-Biergulasch und Linsenbolognese entschieden, zu denen sie Kartoffeln oder Nudeln reichen. Die beiden bieten aber auch Kartoffeln, Quark mit Margarine und Salat sowie eine Kartoffelsuppe mit veganer Wurst an. "Klassiker, die sich schnell zubereiten lassen", sagt der 38-Jährige. Da sei für jeden etwas dabei, findet seine Partnerin und Mitarbeiterin.

Noch bis zur Eröffnung am Montag haben Tuomo Neumann und Evelin Birke mithilfe von Freunden die Gaststätte saniert und eingerichtet. Die vergangenen Wochen seien stressig und mit wenig Schlaf verbunden gewesen, sagt der Betreiber, der noch einen Skateboard-Laden und eine Werbefirma besitzt sowie politisch für die Linken aktiv ist. In den Räumen befand sich bis 2023 die Pizzeria und Shisha-Bar "Yakamos". Der letzte Betreiber hinterließ vergilbte Wände und Heizkörper, verdreckte und kaputte Fliesen, herausgerissene Trockenbau-Platten und abgeschnittene Kabel: Nach zehn Jahren "Raucherkneipe" waren die 180 Quadratmeter komplett zu erneuern. Kosten: Über 20.000 Euro. Um Geld zu sparen, vollbrachte der neue Inhaber bis auf die Bereiche Elektrik und Wasser vieles in Eigenleistung.

So hat er auch nur einige Möbel in der Küche neu gekauft, ein Teil aus einem geschlossenen Bioladen erworben. In den zwei barrierefreien Gasträumen mit Platz für bis zu 40 Leute dienen von ihm aufgearbeitete Türen und Fensterrahmen aus einem Abriss-Haus als Tische. Die Stühle kommen aus einer Mensa in München, die Sofas stammen aus DDR-Zeiten. "Und sind farblich ein Hingucker", sagt Evelin Birke, die sich um die Einrichtung gekümmert hat. Ein altes Buffet hat seine neue Funktion als Tee- und Kräuterküche gefunden. In einem weiteren stehen vegane Lebensmittel wie Soja, Kaffee und Gewürze zum Verkauf. An Getränken finden sich Bier und Limonade von Herstellern, die soziale Projekte unterstützen. Bald sollen auch selbstgemachte Aufstriche, Aufschnitte, Bratwürste, Steaks und Rouladen in fleischloser Form angeboten werden. Oder auch die Grillsoßen des Kochs, der im Bistro mitarbeitet. "Wir wollen einen Anlaufpunkt für den veganen Einkauf schaffen", sagt Tuomo Neumann.

Das alte Buffet ist aufgearbeitet und zur Tee- und Kräuterküche umfunktioniert.
Das alte Buffet ist aufgearbeitet und zur Tee- und Kräuterküche umfunktioniert. © Matthias Weber/photoweber.de
Türen und Fensterrahmen aus einem Abriss-Haus dienen als Tische im Bistro.
Türen und Fensterrahmen aus einem Abriss-Haus dienen als Tische im Bistro. © Matthias Weber/photoweber.de

Zu den ersten Gästen am Montag gehörten René und Bianca Böhmer sowie Katja Mayer von der Firma Ifk Immobilien aus Zittau, die das Objekt seit Ende 2023 betreuen und noch leerstehend kennen. "Da liegen Welten dazwischen", sagt der Geschäftsführer den Zustand mit früher vergleichend. Der Schaden sei damals so groß gewesen, dass sich eine Sanierung für den Eigentümer allein nicht gerechnet hätte, berichtet Katja Mayer. So hingegen beteiligte sich dieser an den Kosten für das Material und erließ einige Monatsmieten. In der Einrichtung stecke Herzblut drin, mit Liebe zum Detail, meint Bianca Böhmer. Auch das Essen im Bistro finden alle drei lecker und bereichernd für Zittau. "Wir kommen auf jeden Fall wieder." Genauso wie Anna Kunath und Ines Buschek, die sich zum Mittagsessen bei "Emilia" verabredeten. "So ein Angebot braucht die Stadt", sagen beide. Schließlich würden sich immer mehr Menschen bewusst ernähren. Veganes Essen sei dabei bekömmlicher und hier preislich voll im Rahmen.

Teuerstes Essen kostet 6 Euro

Das günstigste Mittagessen im Bistro kostet 4 Euro, das teuerste 6. "Wir sind damit im unteren Segment", sagt der Betreiber im Vergleich zu anderen Anbietern der Stadt und will, dass sich die Speisen jeder leisten kann. Nach dem Solidaritätsprinzip zahlen bei ihm Schüler und Studenten dafür einen Euro weniger als andere Gäste. Wem keins der vier Gerichte zusagt, kann auf die "Daily Hits" zurückgreifen: Veganes Fast-Food, das seine Freundin und er bereits seit drei Jahren über ihren Food-Truck bei Veranstaltungen verkaufen - und damit sowieso vorrätig haben. Das Hauptaugenmerk liegt von Montag bis Freitag neben dem Mittagstisch auf dem Café mit wechselnden Kuchen. Am ersten Sonntag des Monats ist zudem ein Brunch geplant.

In den nächsten Tagen geht eine Internetseite online, in denen die Gäste einen Tisch reservieren und ihr Essen zum Abholen bestellen können. Die nächsten Wochen wollen Tuomo Neumann und Evelin Birke aber zunächst mal beim Mittagsessen experimentieren und das Angebot noch um Limonaden, Milchshakes und Eis erweitern. "Wir wollen Abwechslung reinbringen, damit es nicht langweilig wird", sagt Neumann. Das gilt ebenso für das Bistro an sich. "Vielleicht finden sich Künstler, die bei uns ausstellen wollen", meint der 38-Jährige mit Blick auf die noch kahlen Wände.

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 10 bis 18 Uhr