Aus dem als ersten angekündigten Cannabis-Social-Club in der Oberlausitz wird vorerst nichts. Darüber informiert Karin Grunewald aus Großschönau, die ihn mitgründen wollte. Dafür sind nach dem Gesetz mindestens sieben Mitglieder nötig, die sich zunächst auch fanden. Von denen sind aber inzwischen zwei wieder abgesprungen. "Aufwand und Risiko waren ihnen zu hoch", sagt die 41-Jährige und zeigt dafür sogar Verständnis.
Seit Juli können sich Vereine für den Anbau und die Abgabe von Hanf registrieren lassen. Dabei gelten strenge Grenzen. Die Voraussetzungen: Die Vereine müssen zunächst ein Hygiene-, Sicherheits- und Jugendschutzkonzept erstellen, einen Präventionsbeauftragten bestimmen und dürfen nicht werben. Karin Grunewald findet die meisten Auflagen richtig, manche aber auch unnötig. Wie die für die Jugend. So ist die Abgabe an unter 18-Jährige sowieso verboten, eine Teilnahme am Club daher von vornherein ausgeschlossen.
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Eine weitere Hürde ist das Startkapital - angefangen von geeigneten Grundstücken bis zum nötigen Equipment. Im Fall des Cannabis-Social-Clubs liegt die Erst-Ausgabe bei 50.000 Euro, gerechnet für die Versorgung von zehn Mitgliedern. Dazu kommen dann laufende Kosten, die rein aus den Beiträgen zu finanzieren sind - Sponsoring ist verboten. Und eine Cannabis-Pflanze braucht mindestens 60 Tage bis zur Ernte, die jedoch auch mal ausfallen könnte.
Die Suche nach einem Objekt in der Region für diesen Zweck blieb bislang erfolglos. Entweder ist laut der Großschönauerin die Bausubstanz so schlecht, dass Investitionen nötig sind. Oder die Eigentümer wollen "mit Drogen nichts zu tun haben". So herrsche immer noch das Klischee vom Kiffer vor, der nichts geregelt bekomme, sagt sie. Konsumenten würden trotz Legalisierung weiter kriminalisiert und diskriminiert. Gründe, weswegen sich die Suche nach neuen Gründungsmitgliedern schwierig gestaltet. Kaum einer traue sich zuzugeben, dass er Cannabis möge, so die 41-Jährige. "Und viele wollen zudem nur konsumieren, nicht helfen."
Seit April darf jeder Erwachsene in Deutschland bestimmte Mengen der Substanz besitzen und verbrauchen. Karin Grunewald geht das Gesetz nicht weit genug. Die Großschönauerin setzt sich für einen legalen Verkauf und Handel ein. Beides soll jedoch erst im zweiten Schritt möglich sein, zunächst in Modellregionen. Ein Gesetzesentwurf dazu ist im Herbst geplant. Erst damit könne der Schwarzmarkt bekämpft werden, wo niemand wisse, was er bekomme und Streckmittel gängig seien, erklärt sie. Firmen könnten den Anbau übernehmen, Fachgeschäfte den Verkauf und die Produkte stünden unter staatlicher Kontrolle. "Das wäre einfacher für alle", sagt sie und fordert ein Umdenken. Denn: "Cannabis ist mehr als eine berauschende Substanz."
Für Karin Grunewald hat Hanf vor allem einen medizinischen Nutzen. Die Großschönauerin bezeichnet ihn als Lebensretter. Seit dem Tod ihrer Tochter Mary-Jane vor 14 Jahren leidet sie unter einer posttraumatischen Belastungsstörung. Cannabis hilft ihr beim Umgang damit. Seit 2021 ist sie ausgebildete Beraterin für cannabishaltige Medikamente im Ehrenamt, nach eigenen Angaben die einzige in Sachsen.