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Jetzt also doch: Jonsdorfer Eishalle öffnet im Winter

Die Gemeinde Jonsdorf wird ein Winter-Pilot-Projekt für das Zittauer Gebirge starten und Eislaufen ermöglichen. Bitter: Für den Eishockey-Verein ist es zu spät.

Von Jana Ulbrich
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Eislauffans können sich freuen: Die Jonsdorfer Eisarena wird trotz Liquidation über den Winter nun doch öffnen.
Eislauffans können sich freuen: Die Jonsdorfer Eisarena wird trotz Liquidation über den Winter nun doch öffnen. © Matthias Weber/photoweber.de

Am Ende werden sich zwei Mädchen glücklich in den Armen liegen: Anna aus Olbersdorf und Payton aus Eibau können weiter Eiskunstlaufen trainieren. Die beiden 15 und zehn Jahre alten Mädchen sind am Mittwochabend zum ersten Mal in ihrem Leben in eine Gemeinderatssitzung gekommen. "Wir wollten den Gemeinderäten sagen, wie sehr wir uns wünschen, dass wir weiter Eislaufen können", erklärt Anna, die ältere.

Und nicht nur die beiden werden in diesem Winter Eislaufen können - obwohl die Eishalle nach der Liquidation der Betreibergesellschaft seit August geschlossen ist und das Personal entlassen wurde. In einer sehr emotionalen Sondersitzung aber haben die Jonsdorfer Gemeinderäte am Mittwochabend mit großer Mehrheit beschlossen, es mit einem Winter-Pilot-Projekt noch einmal ganz anders zu versuchen.

"In diesem Jahr wollten wir 70 Jahre Eissport in Jonsdorf feiern, es wäre doch ein Frevel, die Halle, für die wir sowieso eine Verkehrssicherungspflicht haben, leer stehen zu lassen", so erklärt es Jonsdorfs Bürgermeisterin Kati Wenzel (Freie Wähler) mit emotionalen Worten. Nicht nur sie sei überzeugt, dass diese Eishalle wichtig für das ganze Zittauer Gebirge und die gesamte Region ist.

"Wir wissen alle, es ist risikobehaftet", so die Bürgermeisterin, "aber wir haben jetzt auch die Chance, eine Eiszeit zu starten, bei der am Ende zumindest eine schwarze Null steht." So jedenfalls ist es erst einmal ausgerechnet. Und andernfalls - so steht es explizit im Beschlusstext - werde das Projekt "unverzüglich abgebrochen". Und so soll es funktionieren:

Eislaufen ab dem 1. November geplant

Nach der Liquidation ist die Eishalle an die Gemeinde zurückgefallen. Die Kältetechnik muss laut Sicherheitsbestimmungen gewartet und betriebsbereit gehalten werden. Das und die Verkehrssicherungspflicht verursachen der Gemeinde damit ohnehin Kosten. Das Winter-Pilot-Projekt Sparkassen-Arena Jonsdorf ist wochenlang akribisch durchgerechnet worden. Auch Frank Müller, der Kämmerer der Verwaltungsgemeinschaft, geht davon aus, dass es funktionieren könnte.

Einen nicht unerheblichen Teil der Kosten wird die Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien im Rahmen eines Sponsorings zuschießen. Geöffnet werden soll die Arena vom 1. November bis einschließlich 16. März. Für diese Zeit soll befristet ein Hallenmeister bei der Gemeinde eingestellt werden. Nach SZ-Informationen steht dafür einer der bisherigen Mitarbeiter zur Verfügung. Der Betrieb soll außerdem über die Mitarbeiter des Bauhofs abgesichert werden. Damit würden erhebliche Personalkosten gespart.

Mit der Jonsdorfer Sportgemeinschaft ZSG sollen Nutzungszeiten und -gebühren für Eisstocksportler und Eiskunstläufer vereinbart werden. Die Bürgermeisterin ist außerdem beauftragt, Verträge mit weiteren Nutzern, Vereinen, Sponsoren, Veranstaltern, Mietern und Lieferanten abzuschließen. Ziel sei es, die Eishalle in dieser Zeit auch für Veranstaltungen aller Art zu öffnen, die es bisher noch nicht gegeben hat und neue Vermarktungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

Das Projekt soll in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Görlitz und der Hochschule Zittau-Görlitz von Anfang an von einem Controller begleitet und nach Abschluss auch ausgewertet werden. "Wir haben damit die Chance zu zeigen, wie eine Eiszeit gestaltet werden kann, ohne dass finanzielle Verluste entstehen", erklärt die Bürgermeisterin. Sollte sich abzeichnen, dass das nicht geht, werde das Projekt sofort abgebrochen.

Bitter für die Eishockeyspieler: Idee kommt zu spät

Für den ESC Jonsdorf kommt das Projekt zu spät. Auch die eilig einberufene Sondersitzung des Gemeinderats hat daran nichts ändern können. Der Verein hätte seine Mannschaften schon längst im Spielbetrieb anmelden müssen, konnte das aber wegen der Unsicherheit nach der Liquidation der Betreibergesellschaft nicht tun.

Ein großer Teil der aktiven Spieler und mehrere weitere Vereinsmitglieder haben den ESC bereits verlassen. Viele Aktive sind zu anderen Vereinen gewechselt. Auch viele Kinder haben sich inzwischen im tschechischen Varnsdorf (Warnsdorf) angemeldet. "Es ist für uns ganz bitter", kommentiert ein ebenfalls bereits aus dem ESC ausgetretenes ehemaliges Vereinsmitglied am Mittwochabend den Beschluss.

Der Vorstand des ESC hatte auf einer extra einberufenen Mitgliederversammlung Mitte August zudem bereits die Auflösung des Vereins vorgeschlagen und ist geschlossen zurückgetreten, nachdem die dafür erforderliche 80-Prozent-Mehrheit bei der Abstimmung nicht zustande gekommen war. Nach SZ-Informationen muss jetzt eine erneute Mitgliederversammlung einberufen werden, bei der es erneut um die Auflösung gehen wird.

Für alle anderen Eissportfans im Zittauer Gebirge und darüber hinaus ist der Gemeinderatsbeschluss ein spätes, aber gutes Zeichen. "Wir sehen darin eine Chance und einen wichtigen Schritt hin zum Ziel, die Eishalle auch dauerhaft für alle Eissportarten und den Freizeitbereich zu erhalten", sagt Gemeinderat Klaus Zimmermann (Freie Wähler). "Nicht nur für Jonsdorf" fügt er hinzu.

Ziel soll es ebenfalls sein, Investoren zu gewinnen, um die Arena in eine privatrechtliche Gesellschaft zu überführen. Als Gesellschafter ist an die Nachbar- und weitere Naturparkgemeinden, aber auch an private Unternehmer gedacht. "Wir bleiben dabei", sagt Kati Wenzel: "Wir wollen die Eishalle in eine Zukunft führen."