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Hautarzt-Mangel: Jetzt hilft die Kinderärztin in Löbau-Zittau per Telemedizin

Christina Drechsel bietet seit September in ihrer Zittauer Praxis bei unklaren Haut-Erkrankungen von Kindern die Teledermatologie an. Allerdings muss die Leistung noch privat bezahlt werden.

Von Thomas Christmann
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Kinderärztin Christina Drechsel untersucht mit Praxismanager Lorenz Hoffmann die Haut ihrer Tochter Almut. Dafür nutzt sie Tablet und Auflichtmikroskop.
Kinderärztin Christina Drechsel untersucht mit Praxismanager Lorenz Hoffmann die Haut ihrer Tochter Almut. Dafür nutzt sie Tablet und Auflichtmikroskop. © Matthias Weber/photoweber.de

Per Tablet fotografiert sie auffällige Hautstellen ihrer Patienten, die auf Krebs oder eine andere Krankheit hindeuten könnten. Zusätzlich fertigt Christina Drechsel über ein Auflichtmikroskop - vergleichbar mit einer starken Lupe - hochauflösende Bilder an. Die Aufnahmen schickt die Zittauer Kinderärztin mit Angaben zur Kranken-Geschichte des Betroffenen verschlüsselt zu einem Dermatologen nach Leipzig. Innerhalb von sieben Tagen antwortet er ihr mit Beurteilung, Diagnose und Empfehlungen. "In dringenden Fällen auch schneller", sagt die Medizinerin, die dann die weitere Behandlung übernimmt und so auch den kompletten Krankheits-Verlauf genau im Blick hat.

Seit September bietet Christina Drechsel die Tele-Dermatologie in ihrer Praxis an und ist damit die erste Kinderärztin in Löbau-Zittau. Bisher arbeiten damit nur einige Hausärzte in der Region, um den seit Mitte 2022 fehlenden Hautarzt zu ersetzen. Zwar kann auch die Zittauerin nach eigener Aussage viele Hauterkrankungen sicher diagnostizieren und behandeln, aber stößt ab und zu doch an ihre Grenzen. Als Beispiel nennt sie, dass eine Behandlung nicht wie erwünscht anspricht, der Verdacht auf eine seltene Hautkrankheit besteht oder eine sichere Diagnose vor einer langwierigen Therapie gestellt werden muss. Laut Christina Drechsel kommen auch Krebsvorstufen durch die höhere UV-Belastung bei unter 18-Jährigen "leider häufiger vor" und erfordern eine sichere Diagnostik, die nur der Hautarzt bieten kann.

Für einen Hautarzt-Termin bisher bis nach Dresden

Für einen Termin beim Spezialisten mussten Eltern mit ihren Kindern bisher bis nach Dresden und weiter fahren, verbunden mit monatelangen Wartezeiten. Oder sie ließen fraglich auffällige Hauterscheinungen gleich vor Ort herausschneiden, was hätte unter professioneller Beobachtung vermieden werden können. Die Situation fand die Kinderärztin frustrierend und wandte sich nach positiven Berichten der Hausärzte zum Telederma-Projekt an die Kassenärztliche Vereinigung. Die hat bereits Verträge mit Anbietern und Kassen geschlossen, wodurch die Untersuchungen für Erwachsene kostenfrei sind. Weitere Fachärzte sollen folgen. "Bis es so weit ist, wird es wohl noch dauern", sagt sie und wollte nicht so lange warten.

So setzt Christina Drechsel auf denselben Anbieter wie die umliegenden Hausärzte. Allerdings kostet die telemedizinische Dienstleistung derzeit rund 45 Euro, die bei ihr schon die ersten unter 18-Jährigen genutzt haben. "Die Familien sind dankbar, aber nicht jede wird sich das leisten wollen oder können", sagt sie. Das Angebot sollen bei Bedarf auch kinderärztliche Kollegen in Anspruch nehmen. Den Befund würde sie ihnen nach Absprache zur Weiterbehandlung übermitteln.

Termine können telefonisch und über die Internetseite der Praxis vereinbart werden. Seit einem halben Jahr sind diese online auch für Impfungen, Vorsorge-Untersuchungen und zum Teil für Akutvorstellungen möglich. Das Angebot nutzen laut der Kinderärztin immer mehr Familien und es hilft beiden Seiten, Wartezeiten zu reduzieren.