Kamenz. Überdimensionale Rentiere, ein Schlitten auf dem Dach, dicke Schneemänner, glitzernde LED-Vorhänge, Schneeflocken, leuchtende Zuckerstangen im Rasen, ein Mega-Schwibbogen, überall Solarkugeln und vollbehangene Tannenbäume - im Vorgarten von Familie Kuhnt in Kamenz erfüllen sich Kinderträume. In seiner Glitzerwelt fühlt sich vor allem Papa Fernando wohl. Seit zehn Jahren betreibt er das kostspielige Hobby schon und schmückt seinen Vorgarten an der Töpferstraße jedes Mal mit Akribie.
Anfangs waren es "nur" knapp 21.000 Lichter. Im Jahr 2013 siegte Kuhnt dann sogar schon bei einem Radiosender-Wettbewerb und wurde der Sachse mit den meisten Lichtern am Haus. Seitdem macht Fernando Kuhnts außergewöhnliches Hobby immer wieder Schlagzeilen. Dabei geht es dem dreifachen Vater zwar auch immer wieder um Rekorde und XXL-Ansichten. "Aber ich mache das vor allem für mich selber und meine Familie. Es geht nicht darum, anzugeben. Es ist mein Hobby, und dazu stehe ich", sagt er.
Neuer Rekord bei den LED-Lichtern
Fast 80.000 LEDs leuchten nun in diesem Advent auf seinem Grundstück. Ein einziger der Riesensterne hat schließlich allein schon 1.400 Lichter. Und das glitzernde und blinkende Lichtermeer wächst Jahr für Jahr. Kein Wunder, denn über den Sommer hält Fernando Kuhnt immer Ausschau nach neuen Objekten.
Dabei stößt er mitunter auf besondere Dinge. Seit ein paar Tagen gibt es leuchtende Palmen in seinem Hochbeet - gleich neben dem Blumenkohl, der noch nicht geerntet ist. Oder einen überlebensgroßen Papagei, der sich an einen exotischen Tukan kuschelt. Direkt aus Amerika sind noch vor ein paar Tagen ein Lichtertor mit Nussknacker-Wächter und andere Figuren angekommen. Die Familie liebt es verspielt und auffällig und lässt auch schon mal Schmuck nach ihrer Vorstellung anfertigen
Riesen-Herrnhuter Stern als Sonderanfertigung
So sucht der Riesen-Schwibbogen auf dem Schuppendach weit und breit seinesgleichen. Das gute Stück wiegt rund 500 Kilogramm und konnte im vergangenen Dezember nur mit einem Kran und vielen Helfern hoch gehoben werden. Ähnliche Anstrengungen musste Fernando Kuhnt vor ein paar Tagen mit seiner neuesten Errungenschaft unternehmen. "Ich habe mir einen extra großen Herrnhuter Stern anfertigen lassen. Er ist über zwei Meter im Durchmesser und wiegt 17 Kilo", sagt der Deko-Fan.
Anfang Oktober hat er ihn bei der Herrnhuter Sterne-Manufaktur bestellt. "Sie haben sich gefreut, auch wenn ich noch einen zusätzlichen Wunsch hatte. Eigentlich gehen nur vier bis fünf solcher großen Herrnhuter pro Jahr an die Kundschaft. Und zwar in bestimmten Farben", erzählt Fernando Kuhnt. Rot geflammt sei nicht dabei gewesen, aber der Kamenzer überzeugte die Manufaktur, seinem Wunsch zu entsprechen. "Ein dickes Lob an die Firma. Das hat wirklich super geklappt", sagt er.
Ähnlich große Sterne hängen eigentlich nur noch in Kirchen. Die allergrößten je angefertigten Exemplare mit 2,5 Metern Durchmesser gibt es deutschlandweit selten, zum Beispiel im Bundeskanzleramt, im Berliner Dom und auf dem Dresdener Striezelmarkt. "Diese Größe ist es dann doch nicht ganz geworden", sagt der 47-Jährige lachend.
Der Aufbau war aber auch so anstrengend genug. Eine extra Aufhängung musste von der Bauschlosserei Sämann angefertigt werden. Und Freund und Elektromeister Michael Penner installierte einen extra Stromanschluss am Haus.
30 Zeitschaltuhren regeln die Beleuchtung
Angesichts der vielen Lichter kochen ab und an die Themen Lichtverschmutzung und Lichtemission in Kamenz hoch. In der Polizeiverordnung der Stadt gibt es allerdings "keine explizite Handhabe, also Vorgabe", bis wann und in welchem Umfang Licht verwendet werden darf. Man müsse sich also auf ein für beide Seiten erträgliches Maß und die Dauer der Beleuchtung festlegen. Mit der Stadt habe er sich geeinigt, wann die Zeitschaltuhren in der Nacht in Betrieb gehen, sagt Kuhnt. 30 Stück hat er übrigens davon. "Wer soll das alles sonst täglich ein- und ausschalten?", fragt er.
Der ganze Aufbau sei Mühe genug, doch auch eine schöne Abwechslung. "Manchmal stehe ich momentan bis 2 Uhr nachts im Garten und installiere die Objekte, rücke sie hin und her, verkable alles. Denn nur im Dunkeln kann man sehen, ob die Deko auch richtig steht", weiß Fernando Kuhnt. Unterstützt wird er dabei von seinem Neffen Eric Kuhnt, den die Deko-Leidenschaft auch bereits gepackt hat.14 Tage Vorlauf müssen die Männer haben vor dem 1. Advent, sonst schaffe man es nicht. Zum Zeitaufwand kommt natürlich eine saftige Stromrechnung. "Wer das eine will, muss das andere mögen", kommentiert Kuhnt.
Manchmal wird er für sein Hobby auch belächelt. Doch am Ende stehen Hunderte Neugierige Jahr für Jahr am Zaun und schauen sich das funkelnde Meisterwerk an. Vor allem Familien mit Kindern spazieren immer wieder gern an der Töpferstraße vorbei.
Wegen Corona wird es diesmal am 1. Advent wohl sicher keine Möglichkeit geben, den kleinen Weihnachtsmarkt auf dem Anwesen zu öffnen. Sonst kam immer der Weihnachtsmann zu den Besuchern, lockten Glühwein und Bratwurst. "Ich denke dennoch, dass viele Schaulustige auch dieses Jahr vorbeikommen. Mal schauen - vielleicht gibt es ja einen Glühwein to go am Zaun", überlegt der Kamenzer noch.
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