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Wohnen wie im Museum

Zwei Norddeutsche wurden im Dresdner Süden heimisch. Mit viel Liebe zum Detail sanierten sie ein Stadtteildenkmal.

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Von Dana ritzmann

Wenn Besuch kommt, hisst Detlef Vadersen immer die Fahnen. Links das grün-weiße Sachsenbanner, rechts die Farben der Gäste. Thüringen hat er vorrätig und Niedersachsen und natürlich die leuchtend blaue Flagge der Insel Fehmarn, wo der 49-Jährige herstammt. Die Arbeit hat den Juristen 1995 nach Dresden geführt, seitdem ist er hier heimisch. Als er sich 2009 mit seiner Lebensgefährtin ein eigenes Haus suchte, wurden die Wahldresdner in Lockwitz fündig. Das alte Ortsamt sollte es sein. „Ich hab das Exposé im Internet gesehen und sofort gewusst, das ist mein Haus“, erinnert sich die 46-jährige Birgit Käker. Ihr Partner hätte lieber etwas Neues gehabt, aber seine Kollegen aus der Bauverwaltung überzeugten ihn, dass das Haus in einem guten Zustand sei. Der Verkäufer, erinnert sich Käker, hatte bereits Heizung, Elektrik und Sanitäranlagen saniert. Bevor das Paar einzog, ließ es das Dach mit Biberschwänzen decken und stieg selbst aufs Gerüst, um die Fassade perlweiß zu malern. „So wie auf dem Foto hier“, sagt Käker und zeigt eine historische Ansicht.

Ein Fenster für zwei: Birgit Käker und Detlef Vadersen wohnen im ehemaligen Gemeindeamt. Schon in den 1920er-Jahren (r.) zierten Fahnenhalter die Fassade. Heute weht hier (l.) ein Stück von Vadersens alter Heimat, der Insel Fehmarn. Fotos: privat, K. Froh
Ein Fenster für zwei: Birgit Käker und Detlef Vadersen wohnen im ehemaligen Gemeindeamt. Schon in den 1920er-Jahren (r.) zierten Fahnenhalter die Fassade. Heute weht hier (l.) ein Stück von Vadersens alter Heimat, der Insel Fehmarn. Fotos: privat, K. Froh

Die muss etwa um 1920 aufgenommen worden sein, als das Haus in Altlockwitz 33 noch Gemeindeamt war. Die Fahnen sind nicht gehisst, aber eine Menge Leute haben sich versammelt. Bis zur Eingemeindung in den 1930-er-Jahren und auch später noch war das Haus, das um 1700 gebaut wurde, öffentlich. Zu DDR-Zeiten wohnten vier Familien auf den 150 Quadratmetern. Seit knapp vier Jahren haben sich Käkers eingerichtet und versucht, dem alten Gemäuer seinen Charme wiederzugeben. „Wir haben das Denkmalschutzamt mehr als Beratung denn als Bevormundung erlebt“, sagt Vadersen. Für die neuen Eigentümer war es selbstverständlich, dass sie mit ökologischen Farben streichen und die alten Holzböden abschleifen. Die Griffe an der ehemaligen Eingangstür hat der Hobbyrestaurateur extra auf dem Flohmarkt in Kiel besorgt, denn für das 18. Jahrhundert seien solche Details schwer zu finden. Die alte Steintreppe hätten sie gerne machen lassen, sagt Käker. Weil sie dafür niemanden fand, schliff sie die Steinstufen selbst ab und pinselte sie neu an. Ihr Partner übernahm die Fenster. Einen Sommer lang habe er gestrichen, sagt Vadersen, und im Prinzip wären sie schon wieder dran.

Das nächste Großprojekt sind aber die Fliesen im Erdgeschoss. Die sind noch vom Vorbesitzer und „passen einfach nicht in dieses Haus“, klagt Käker. Im Goethe-Museum in Weimar hätten sie die perfekten Steinböden entdeckt und zufällig erfahren, dass es diese für jeden Baustil online gibt. Da werden sie recherchieren. Vorher muss allerdings noch die Wand zur Einfahrt trockengelegt werden. „In so einem Haus ist man nie fertig“, so Vadersen schmunzelnd.