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Wirtschaft

TU Dresden will mit Indien gemeinsame Startups aufbauen

Für den ersten gemeinsamen Workshop mit der indischen Universität IIT Madras setzt die Hochschule auf das Thema intelligente Assistenzsysteme für Menschen mit Behinderungen.

Von Nora Miethke
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Professor Andreas Pinkwart, Direktor des TUD-Excite Zentrums für Innovation, Transfer und Unternehmertum, auf dem Workshop "Global Leadership in intelligent Assistive Technologies" in Dresden.
Professor Andreas Pinkwart, Direktor des TUD-Excite Zentrums für Innovation, Transfer und Unternehmertum, auf dem Workshop "Global Leadership in intelligent Assistive Technologies" in Dresden. © TUD-Crispin-Iven Mokry

Der erste digitale Physiotherapeut könnte aus Sachsen kommen. Oder eine Technik, die in Indien schon auf dem Markt ist und mit der körperlich eingeschränkte Menschen Smartphones und Tablets selbstständig bedienen können ohne Einsatz von Fingern und Händen, könnte für den europäischen Markt angepasst werden. Diese und noch viele andere Geschäftsideen im Bereich intelligente Assistenzsysteme werden in diesen Tagen von indischen und sächsischen Gründerteams und Unternehmen in Dresden diskutiert.

Das Ziel dieser Zusammenarbeit steht im Titel des dreitägigen Workshops: „Global Leadership in Intelligent Assistive Technologien“, zu dem Vertreter und Vertreterinnen aus 30 indischen Unternehmen angereist sind. Die Technische Universität Dresden (TUD) will den Technologietransfer und die Zusammenarbeit mit indischen Universitäten wie der rennomierten IIT Madras in Chennai intensivieren. Einer der ersten konkreten Schritte ist dieser Workshop im Rahmen des Internationalisierungsprojekts „Startup Exchange Initiative“ der TUD. Es soll Startups der TU Dresden international vernetzen, Innovationen, Technologietransfer und Unternehmertum fördern und gleichzeitig Erfindungen strategisch mit Indien verbinden.

Professor Andreas Pinkwart, der das Internationalisierungsprojekt leitet, sieht das Ziel der weltweiten Technologieführerschaft bei intelligenten Assistenzsystemen nicht für zu hochgegriffen. „Damit adressieren wir wirklich einen Zukunftsmarkt, wo wir alle unsere zentralen Technologien und Kompetenzen wie etwa neue Materialien oder Leichtbau einbringen können“, betont Pinkwart.

Entwickelt wurde der Themenschwerpunkt auf Wunsch der indischen Partner vom IIT Madras Researchpark. Professor Ashok Jhunjhunwala, Chef dieses Innovationszentrums, zählt die Vorzüge seines Heimatlandes auf: Indien hat einen riesigen Talent-Pool – jedes Jahr verlassen rund eine Million ausgebildeter Ingenieure die Unis – und ist ein sehr großer Markt, „aber nur für Produkte zu bezahlbaren Preisen“, so Jhunjhunwala. Europa als Markt sei allein zu klein, um smarte Brillengläser, intelligente Hörsysteme oder KI-Exoskelette für gehbehinderte Menschen in einer Stückzahl zu produzieren, damit sich eine große Anzahl von Menschen sie sich leisten können. Aber gemeinsam könnten sächsische und indische Gründer ihre Ideen schneller skalieren. „Schnelleres Wachstum würde die Startups wiederum für internationale Investoren interessant machen und den Zugang zum europäischen Kapitalmarkt erleichtern“, betont Pinkwart.

Professor Ashok Jhunjhunwala, Direktor des IIT Madras Research-Park in Chennai, am Montag bei seiner Keynote auf dem Workshop "Global Leadership in Intelligent Assistive Technologies" in Dresden.
Professor Ashok Jhunjhunwala, Direktor des IIT Madras Research-Park in Chennai, am Montag bei seiner Keynote auf dem Workshop "Global Leadership in Intelligent Assistive Technologies" in Dresden. © TUD/ Crispin-Iven Mokry

Er gehörte zur Wirtschaftsdelegation, die im vergangenen Mai mit Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig nach Indien gereist war. Dort hatte er einen Teil der Startups, die jetzt in Dresden mit dabei sein, schon kennengelernt. Ziel sei es nun, gemeinsame Gründerteams zu bilden. Im November steht dann der Gegenbesuch der Dresdner in Chennai an. „Eine nachhaltige Partnerschaft auf Augenhöhe aufzubauen, das ist von zentraler Bedeutung“, so Pinkwart.

Deutschland hat sich in der Vergangenheit zu stark auf die Zusammenarbeit mit China konzentriert und dabei Indien vernachlässigt, das Land bis 2010 nur als Entwicklungsland betrachtet und behandelt. Und plötzlich entdecken die Deutschen auf der Suche nach Fachkräften und Talenten Indien wieder. Doch Pinkwart spürt da bei einigen indischen Partnern noch eine gewisse Skepsis und Zurückhaltung. Umso erleichtert ist er, dass alle indischen Gäste „total begeistert“ von Stadtbesichtigung in Dresden zum Kennlern-Abendessen kamen.