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Leipziger Forscher retten die Wiesen und Weiden

In riesigen Gewächshäusern haben Wissenschaftler das Klima der kommenden Jahre simuliert. Jetzt geben sie Empfehlungen, was zu tun ist, um das Grasland auch bei schwierigen Bedingungen zu erhalten.

Von Stephan Schön
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Wissenschaftler machen einen jahrelangen Großversuch mit Forschungs-Wiesen. Hier eine Artenreiche Schafweide im Großlabor. Die Ergebnisse nun sind überraschend eindeutig. Sie zeigen, wie Wiesen und Weiden zu retten wären.
Wissenschaftler machen einen jahrelangen Großversuch mit Forschungs-Wiesen. Hier eine Artenreiche Schafweide im Großlabor. Die Ergebnisse nun sind überraschend eindeutig. Sie zeigen, wie Wiesen und Weiden zu retten wären. © André Künzelmann / UFZ

Dresden/Leipzig. Hitzewellen, Dürre und Starkregen setzen der Natur in Sachsen immer stärker zu. Waldsterben und Borkenkäfer sind landesweit unübersehbar. Eher unsichtbar leiden Wiesen und Weiden. Leipziger Wissenschaftler haben jetzt mit einem aufwendigen Feldversuch herausgefunden, wie das Grünland am besten vor den zunehmenden Extremwettern zu schützen ist. Immerhin gut zehn Prozent der sächsischen Landesfläche sind Grünland.

Die Forscher vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig (UFZ) haben weltweit erstmalig mit ihrem acht Jahre dauernden Großversuch auf ihrem Forschungsacker den experimentellen Nachweis gebracht, welche Folge intensive Bewirtschaftung und Klimawandel zusammen haben. Sie zeigen, wie Wiesen und Weiden gerettet werden könnten und selbst unter künftig extremen Wetterbedingungen noch Erträge für die Landwirtschaft bringen.

Die Geisingbergwiesen gehören zu den besonderen Naturschönheiten des Osterzgebirges, hier ein Blick Richtung Altenberg. Vom Hahnenfuß sind sie gelb eingefärbt. Hier wachsen mit dem Knabenkraut seltene Orchideen und auch die Trollblume ist hier zu finden.
Die Geisingbergwiesen gehören zu den besonderen Naturschönheiten des Osterzgebirges, hier ein Blick Richtung Altenberg. Vom Hahnenfuß sind sie gelb eingefärbt. Hier wachsen mit dem Knabenkraut seltene Orchideen und auch die Trollblume ist hier zu finden. © SZ/ Egbert Kamprath

Die Forscher haben eine Wiese angesät, so wie sie heute in der Landwirtschaft als Standard mit fünf für Trockenheit empfohlenen Grasarten üblich ist. Sie hielt dem künstlich im Folienhaus erzeugten Wetter nicht stand, berichten die UFZ-Forscher im Fachmagazin Global Change Biology. Die reale Dürre der letzten Jahre draußen vor dem Folienhaus war dabei noch heftiger, als die künstlich im Versuch erzeugte. Vertrocknete Pflanzen, einwandernde teils sogar giftige Arten verringern den Ertrag der geschädigten Wiesen. Das reichte bis zum wirtschaftlichen Totalausfall.

Die alternativen Wiesen mit einer Mischung aus 50 heimischen Gräsern und Kräutern hatten zwar von vornherein einen niedrigeren Ertrag, blieben aber langfristig auch über die Wetterextreme hinweg stabiler und überlebten. Wer als Landwirt nur Intensivgrünland hat, kann in solchen Zeiten daher schlechter planen und trägt ein höheres wirtschaftliches Risiko, erklärt dazu Studienleiterin Lotte Korell. Extensiv genutzte Wiesen und Weiden leisten indes nicht nur einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt. Sie ermöglichen auch, die Produktivität des Grünlands in Zeiten des Klimawandels und extremer Witterung.

Das Feldlabor der Leipziger Wissenschaftler besteht aus insgesamt 50 Parzellen von jeweils 16 Meter mal 24 Meter Größe. Einige davon waren nun acht Jahre lang für die Wiesen genutzt worden. Selbst Schafe konnten in diesem künstlichen Ökosystem weiden.

Diese Versuchsflächen wurden unterschiedlich intensiv genutzt und gedüngt. Gleichzeitig wurden dort mithilfe von Foliendächern und Beregnung die Temperaturen und Niederschlagsmengen manipuliert. Einige dieser Versuchsflächen erhielten so zum Beispiel im Frühjahr und Herbst zehn Prozent mehr und im Sommer zwanzig Prozent weniger Niederschlag als die unbeeinflussten Vergleichsflächen. Das entspricht ungefähr den Verhältnissen, die Klimamodelle in Zukunft für Mitteldeutschland erwarten lassen.