Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
Wirtschaft

Neues Test-Zentrum für Halbleiter soll in Chemnitz entstehen

Auch wenn Intel vorerst nicht kommt, Europa geht weiter voran, in der Chipproduktion unabhängiger zu werden. Das Fraunhofer-Institut ENAS in Chemnitz erhält fast zehn Millionen Euro Fördermittel für ein neues Testzentrum.

Von Nora Miethke
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Sebastian Gemkow (links, Staatsminister für Wissenschaft, Kultur und Tourismus), Prof. Dr. Harald Kuhn (Institutsleiter, Fraunhofer-Institut für Elektronische Nanosysteme ENAS) und Thomas Schmidt (Staatsminister für Regionalentwicklung).
Sebastian Gemkow (links, Staatsminister für Wissenschaft, Kultur und Tourismus), Prof. Dr. Harald Kuhn (Institutsleiter, Fraunhofer-Institut für Elektronische Nanosysteme ENAS) und Thomas Schmidt (Staatsminister für Regionalentwicklung). © PR/ENAS

Ein Kritikpunkt an den Subventionen in Milliarden-Höhe für den Bau von Chipfabriken in Europa ist, dass sie nur einen Baustein in der Wertschöpfungskette von Halbleitern ausmachen. Andere Bausteine wie die sogenannte Backend-Fertigung oder das Testen von Halbleitern befinden sich hauptsächlich in Asien. Auch hier will Europa unabhängiger werden und das von Sachsen aus. Der Freistaat fördert mit Mitteln der Europäischen Union ein neues Test- und Zuverlässigkeitszentrum für Halbleiter in Chemnitz.

Am Mittwoch überreichten Sachsens Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow und der Staatsminister für Regionalentwicklung, Thomas Schmidt (beide CDU) dem Fraunhofer-Institut für Elektronische Nanosysteme ENAS in Chemnitz einen Förderbescheid über 9,51 Millionen Euro für den Bau des neuen Dienstleistungszentrums, mit dem die Test- und Zuverlässigkeitsbewertung von Halbleitern vorangebracht werden soll. Die Fördermittel stammen aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und dem Fonds "Just Transition" (JTF).

Neuer Studiengang an der TU Chemnitz

Das "Test and Reliability Center" (TRC) soll als strategische Aktivität der europäischen Union Forschung und Entwicklung im Bereich des Testens und der Zuverlässigkeitsbewertung von Halbleiterbauelementen abdecken. Dies ist von Bedeutung, da neueste Halbleiterchips und Systeme immer komplexer werden und daher neue und innovative Test- und Zuverlässigkeitsmethoden erfordern. Darüber hinaus sind Test- und Zuverlässigkeitsdaten eine wichtige Quelle, um die Halbleiterproduktion weiter zu optimieren.

"Außerdem sind die Kapazitäten für das Testen von Halbleitern in Europa überschaubar, meist sind die Dienstleister vor allem in Asien angesiedelt", betont Institutsleiter Professor Harald Kuhn. Das neue Testzentrum in Chemnitz, in unmittelbarer Nähe zu den in der Region angesiedelten Halbleiterherstellern wie etwa Infineon, Globalfoundries, Bosch und TSMC, werde auch Fachkräfte ausbilden und die Ansiedlung von regionalen Dienstleistern im Bereich Test und Zuverlässigkeit ermöglichen. An der Technischen Universität Chemnitz wird ab Oktober 2024 der neue Studiengang "Design and Test for Integrated Circuits" starten, um den dringend benötigten Nachwuchs für die Halbleiterindustrie auszubilden "Damit wird die komplette Wertschöpfungskette in Sachsen und Europa abgedeckt und nachhaltig mit Forschung sowie gut ausgebildeten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie mit Fachkräften unterlegt", sagt Harald Kuhn.

Testangebot richtet sich an KMUs

Im nächsten Schritt sollen Test- und Prüfprozesse für Demonstrator-, Pilot- und Kleinserien entwickelt und Unternehmen niederschwellig zugänglich gemacht werden. Schwerpunkte des TRCs werden Tests im Bereich der Hochleistungselektronik, Photonik und Quantentechnologien sowie von Sensoren und Aktoren, Magnetostriktion und der Aufbau einer Testdateninfrastruktur sein. Das Angebot richtet sich sowohl an Testanlagenhersteller, Halbleiterfirmen als auch an innovative kleine und mittlere Unternehmen der Halbleiterbranche, die mit dem TRC Zugang zu experimentellen Testkapazitäten erhalten.

Die besondere Stärke des Fraunhofer-Instituts für Elektronische Nanosysteme ENAS liegt in der Entwicklung von "Smart Systems" – sogenannten intelligenten Systemen für verschiedenartige Anwendungen. Diese Systeme verbinden Elektronikkomponenten, Mikro- und Nanosensoren mit Schnittstellen zur Kommunikation. Das Fraunhofer ENAS entwickelt Einzelkomponenten, die Technologien für deren Fertigung, aber auch Systemkonzepte und Systemintegrationstechnologien und überführt sie in die praktische Nutzung. Das Institut begleitet Kundenprojekte von der Idee über den Entwurf, die Technologieentwicklung oder Umsetzung anhand bestehender Technologien bis hin zum getesteten Prototyp.