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SZ + Pirna

Abwassergebühren-Schock für Gottleubaer

Der Kubikmeter Abwasser kostet über einen Euro mehr. Die Grundgebühr steigt um mehr als ein Drittel, die für den Regen um fast das Dreifache. Was zahlen andere?

Von Heike Sabel
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20 Euro reichen schon längst nicht mehr, nicht einmal für die jährliche Grundgebühr. Für die Bad Gottleuba-Berggießhübler wird das Abwasser nun noch teurer.
20 Euro reichen schon längst nicht mehr, nicht einmal für die jährliche Grundgebühr. Für die Bad Gottleuba-Berggießhübler wird das Abwasser nun noch teurer. © dpa

Das "ist heftig" und "wird niemanden freuen": Mit dieser Einschätzung hat der Stadtrat recht. Die Erhöhung der Abwassergebühren in Bad Gottleuba-Berggießhübel ist drastisch. Dennoch kam der Stadtrat in seiner letzten Sitzung um diesen Schritt nicht drumherum. Der Hauptgrund für die rückwirkend ab 1. Juli geltenden höheren Beträge sind die Durchleitgebühren, die der Abwasserbetrieb Gottleubatal an Pirna zahlen muss.

In Bad Gottleuba-Berggießhübel kostet der Kubikmeter Abwasser jetzt 4,45 Euro. Das sind 1,34 Euro mehr als bisher und das mehr als Vierfache, was in Heidenau bezahlt werden muss. Die jährliche Grundgebühr pro Person steigt um 15 Euro auf 54,50 Euro. Pro Quadratmeter Fläche werden für Regenwasser 1,52 Euro fällig. Bis sind es 61 Cent.

200 Euro mehr Ausgaben für dreiköpfige Familie im Jahr

Die Gebühren für das Einleiten von Fäkalschlamm aus privaten Kleinkläranlagen steigen zum 1. September 2024. Pro Kubikmeter sind es dann 52,24 Euro - bisher sind es 43,53 Euro. Bei Fäkalwasser aus abflusslosen Gruben steigt der pro Kubikmeter zu zahlende Betrag von 33,36 Euro auf 40,03 Euro und damit um knapp sieben Euro. Damit liegt man immer noch weit unter den über 132 Euro von Heidenau.

Für einen Drei-Personen-Haushalt in Bad Gottleuba-Berggießhübel bedeuten die Erhöhungen eine Mehrbelastung von rund 200 Euro im Jahr, hat die mit der Kalkulation beauftragte Firma errechnet. Bei einer Person sind es etwa 90 Euro jährlich.

Zum Vergleich

Dippoldiswalde

  • Kubikmeter Schmutzwasser: 2,82 Euro
  • Niederschlagsgebühr pro Quadratmeter versiegelte Fläche: 16 Cent
  • Kubikmeter Fäkalschlamm aus privaten Kleinanlagen: 96,82 Euro
  • Kubikmeter Fäkalien aus abflusslosen Gruben: keine Angabe
  • Grundgebühr: je nach Zählergröße von 8,50 Euro bis 34 Euro im Monat, Grundgebühr dezentral angeschlossen - Wohngrundstücke 60 Euro im Jahr, Wochenendgrundstücke 30 Euro im Jahr
  • Kubikmeter Schmutzwasser: 1 Euro
  • Niederschlagsgebühr pro Quadratmeter versiegelte Fläche: 67 Cent
  • Kubikmeter Fäkalschlamm aus privaten Kleinanlagen: 58,79 Euro
  • Kubikmeter Fäkalien aus abflusslosen Gruben: 132,03 Euro
  • Grundgebühr: keine

Pirna

  • Kubikmeter Schmutzwasser: 3,67 Euro (Arbeitspreis, plus Grundpreis nach Größe Trinkwasserzähler)
  • Niederschlagsgebühr pro Quadratmeter versiegelte Fläche: 87 Cent
  • Kubikmeter Fäkalschlamm aus privaten Kleinanlagen: 41,48 Euro
  • Kubikmeter Fäkalien aus abflusslosen Gruben: keine Angabe
  • Grundgebühr: richtet sich nach der Größe des Trinkwasserzählers, Hauswasserzähler von 4,93 Euro pro Monat bis 16,34 Euro, Großwasserzähler 86,31 Euro bis 246,56 Euro.

Dohna

  • Kubikmeter Schmutzwasser: 3,09 Euro
  • Niederschlagsgebühr pro Quadratmeter versiegelte Fläche: 57 Cent
  • Kubikmeter Fäkalschlamm aus privaten Kleinanlagen: bisher keine Festlegung
  • Kubikmeter Fäkalien aus abflusslosen Gruben: bisher keine Festlegung
  • Grundgebühr: keine

Die an Pirna zu zahlenden Gebühren für das Durchleiten des Abwassers nach Dresden zur Kläranlage Kaditz waren schon öfter Grund für Debatten. Dass bei der Pirnaer Kalkulation die Abschreibungen fehlten und Bad Gottleuba-Berggießhübel damit bisher sparte, tröstet die Einwohner wenig.

Eigentlich sollten die bisherigen Gebühren bis Ende 2026 gelten. Doch jetzt war "Gefahr im Verzug" heißt es von Stadt und Abwasserbetrieb. Hätte man nicht jetzt die Gebühren erhöht, wäre der Schock in reichlich zwei Jahren noch um ein Vielfaches höher gewesen. Aus jetziger Sicht wird ab 2027 mit einem weiteren Anstieg gerechnet.

Einzige Alternative: Eigene Kläranlage

Bad Gottleuba-Berggießhübel kann nur begrenzt Einfluss auf die Pirnaer Kosten nehmen. Als vor Jahren der Anteil von fremd- also unrechtmäßig eingeleiteten Wassers so hoch war, wurden Anschlüsse vernebelt, um die Übeltäter zu finden. Auch wurden Messstellen eingerichtet. Das habe etwas gebracht, sagt Rolf Epperlein, der Leiter des Abwasserbetriebes Gottleubatal. Weitere Messstellen sollen folgen.

Angesichts der hohen Kosten diskutierte der alte Stadtrat in seiner letzten Sitzung erneut die Frage einer eigenen Kläranlage. Der einzige dafür infrage kommende Standort sei in Langenhennersdorf unweit der Waldburg. Eine Studie dazu würde 15.000 Euro kosten. Die Entscheidung dazu ist nun eine Aufgabe des neuen Stadtrates.

Transparenzhinweis: Die Grundgebühr für Pirna fehlte in einer erster Variante des Artikels und wurde ergänzt.