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Wirtschaft

VW-Tarifverträge gekündigt: Ab 2025 Entlassungen möglich

Der Volkswagen-Konzern strauchelt, nun stellt er die Weichen für Kündigungen. Der Betriebsrat kündigt heftigen Widerstand an und auch Sachsens Wirtschaftsminister meldet sich zu Wort.

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Der VW-Konzern steckt in wirtschaftlichen Schwierigkeiten.
Der VW-Konzern steckt in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. © Symbolfoto: dpa/Hendrik Schmidt

Wolfsburg. Volkswagen hat die seit 1994 geltende Beschäftigungssicherung nun auch formal aufgekündigt. Das entsprechende Kündigungsschreiben sei der Gewerkschaft zugestellt worden, teilte Europas größter Autobauer mit. Der Vertrag laufe damit Ende des Jahres aus. Sechs Monate später sind dann betriebsbedingte Kündigungen möglich, also ab Juli 2025.

Neben dem Vertrag zur Beschäftigungssicherung, der solche Kündigungen bisher ausschloss, seien auch mehrere andere Vereinbarungen gekündigt worden, darunter die Übernahmegarantie für Auszubildende und die Regelungen für Leiharbeit. Konzernkreisen zufolge hatte zuvor der Konzernvorstand beraten und die Kündigung der Verträge beschlossen.

Tarifrunde wird vorgezogen

Der Konzern will zügig mit Gewerkschaft und Betriebsrat über eine Neureglung verhandeln, wie Personalvorstand Gunnar Kilian ankündigte. Ziel sei es, bis zum Auslaufen der Beschäftigungssicherung Mitte 2025 eine Anschlussregelung zu vereinbaren. "Dieser Zeitraum eröffnet uns jetzt die Möglichkeit, gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern Lösungen zu finden, wie wir Volkswagen nachhaltig wettbewerbs- und zukunftsfähig aufstellen", sagte Kilian laut Mitteilung.

"Die aktuelle Phase trägt zu einer Verunsicherung bei. Dieser können wir entgegenwirken, wenn wir zeitnah zukunftssichere Perspektiven für unser Unternehmen schaffen", sagte Kilian. Die eigentlich erst ab Oktober geplanten Tarifverhandlungen zum VW-Entgelttarif sollen vorgezogen und auf die jetzt gekündigten Verträge erweitert werden. Das hatte die IG Metall zuvor angeboten.

Sachsens Wirtschaftsminister Dulig (SPD) zeigte sich laut einer Mitteilung am Dienstag besorgt: "Das ist erschreckend, da es ja damit um die Sicherheit der Beschäftigten und der Standorte geht." Er kündigte an, dass die Staatsregierung "alles dafür tun" werde, die Stadtorte in Zwickau-Mosel, Chemnitz und Dresden zu sichern und betriebsbedingte Kündigungen abzuwenden.

Weiter heißt es in der Mitteilung: "Die Beschäftigten leisten hervorragende Arbeit, die Produkte sind wettbewerbsfähig und gut. Management-Fehler von VW können nun nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden." Dulig zeigte sich zuversichtlich, dass der Hochlauf von E-Autos mit dem nahenden EU-weiten Verbrenner-Aus 2035 kommen werde.

Betriebsrat kündigt Widerstand an

Volkswagen hatte vor gut einer Woche angekündigt, die seit 30 Jahren geltende Job-Garantie aufzukündigen und auch Werksschließungen nicht länger auszuschließen. Bisher hatte der Konzern aber keinen Zeitpunkt dafür genannt. Betriebsrat und IG Metall laufen seither Sturm gegen die Pläne.

"Jetzt hat das Unternehmen also wahr gemacht, wovon wir seit Tagen ausgehen", sagte Betriebsratschefin Daniela Cavallo. Zugleich bekräftigte sie ihren Widerstand gegen die Pläne. "Wir werden uns gegen diesen historischen Angriff auf unsere Arbeitsplätze erbittert zur Wehr setzen. Es wird mit uns keine betriebsbedingten Kündigungen geben." (dpa)