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Wird Taxifahren in SOE bald noch teurer?

Die Mindestlohnerhöhung zu Beginn des neuen Jahres und die Inflation wecken Begehrlichkeiten in der Branche. Das Landratsamt Pirna will deren Forderungen nun prüfen.

Von Roland Kaiser
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Taxiunternehmer Dietmar Schilhan aus der Gemeinde Bannewitz bezweifelt, dass sich höhere Taxigebühren vorteilhaft auf sein Taxigeschäft auswirken.
Taxiunternehmer Dietmar Schilhan aus der Gemeinde Bannewitz bezweifelt, dass sich höhere Taxigebühren vorteilhaft auf sein Taxigeschäft auswirken. © Karl-Ludwig Oberthür

Die ersten stehen bereits auf der Matte: Der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge sieht sich mit dem Ruf nach höheren Taxitarifen konfrontiert. Laut Landrat Michael Geisler (CDU) meldete sich im Sommer ein Taxiunternehmer bei der Kreisbehörde, der dringenden Bedarf geltend machte.

Begründet habe er diesen mit der im Raum stehenden Erhöhung des Mindestlohnes auf 12,82 ab Januar kommenden Jahres sowie der zahlreichen Preisanpassungen aufgrund der Inflation. Michael Geisler sieht darin einen Vorboten. Er will nicht ausschließen, dass sich weitere Betriebe auf den Zug aufspringen und die Forderung unterstützen.

Umfrage zeigte kein einheitliches Bild

Dabei waren die Beförderungsentgelte erst im Dezember 2022 angehoben worden. Damals kletterte der Grundtarif für eine Fahrt von 3,50 auf 4,50 Euro. Ab dem vierten Kilometer galten statt bisher 1,90 Euro nunmehr 2,20 Euro. Auch Zeittarife, der Zuschlag für die Anfahrten sowie Beförderungen im Großraumtaxi fallen seitdem höher aus.

Aus einer daraufhin vom Landratsamt initiierten freiwilligen Umfrage ging hervor, dass der überwiegende Teil der Taxiunternehmer in den seit Ende 2022 geltenden Tarifen eine sinnvolle Basis sieht. Sie würden einen wirtschaftlichen Betrieb ermöglichen.

Daraus ließ sich durchaus ableiten, dass die bis dahin eingetretenen Mindestlohnerhöhungen, gestiegene Fahrzeugbeschaffungspreise und Wartungskosten sowie die vergleichsweise höheren Diesel- und Benzinpreise größtenteils aufgefangen werden konnten.

Befragt hatte der Landkreis damals 44 Taxiunternehmen sowie die beiden Taxigenossenschaften in Freital und Pirna. Unterm Strich antworteten 28 Betriebe und eine der Genossenschaften. Ob ein Bedarf weiterer Tariferhöhungen besteht, darauf konnte sich die Kreisverwaltung zunächst keinen Reim machen. Die Teilnehmer hätten sich dazu nicht eindeutig beziehungsweise mehrheitlich positioniert, so Michael Geisler in der Rückschau.

Taxiunternehmer warnt vor weiterem Preisanstieg

Nach dem jüngsten Vorstoß erwartet der Verwaltungschef, dass sich weitere Vertreter der hiesigen Taxibranche zu Wort melden. Das würde bedeuten: "Der Landkreis muss die wirtschaftliche Lage des Taxigewerbes, einschließlich der gesetzlichen Rahmenbedingungen, weiter identifizieren." Dabei sei zu untersuchen, ob neuen Tariferhöhungen stattgegeben werden kann. Wann das spruchreif ist, bleibt indes abzuwarten.

Taxifahrer Dietmar Schilhan warnt davor, wiederholt an der Tarifschraube zu drehen. Auch weil bestimmte Indikatoren mittlerweile für eine teilweise Entspannung sprechen. Damit spielt er auf die Spritpreise an, die an den Zapfsäulen zuletzt deutlich nachgaben.

Der 68-Jährige betreibt zusammen mit seinem Sohn einen Taxiservice in der Gemeinde Bannewitz. Er stellt fest, dass sich aufgrund der seit Ende 2022 geltenden Tarife Taxifahrten für Kunden im ländlichen Raum kaum noch lohnen würden.

Bis zu 85 Prozent seines Geschäfts, so erzählt es der Unternehmer, machen inzwischen Krankenfahrten aus. Flughäfen sehe er nur noch in seltenen Fällen, da Fahrgäste auf andere Verkehrsmittel zurückgreifen. In größeren Städten verhalte sich das anders. Da gäbe es Touristen, die sich ein Taxi leisten.

Trotz einer möglicherweise möglichen weiteren Tarifanpassung will der Possendorfer seinen Betrieb nicht aufgeben. "Ich habe erst kürzlich beim Landratsamt für weitere fünf Jahre eine Konzession beantragt", sagt Dietmar Schilhan. Diese Zeit will er nutzen, um seine Kunden sicher an ihr Ziel zu bringen und Geld zu verdienen. Erst danach denke er ans Aufhören. Dann ist er 73.