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Infineon will 1.400 Stellen streichen - nicht in Dresden

Infineon kommt nur zäh aus der Krise und will Tausende Jobs abbauen oder in Billiglohnländer verlagern. Zumindest in Deutschland soll das ohne betriebsbedingte Kündigungen gehen.

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Infineon kommt nur sehr langsam aus der Krise - und will durch Jobabbau sparen.
Infineon kommt nur sehr langsam aus der Krise - und will durch Jobabbau sparen. ©   dpa/Robert Michael

Neubiberg. Der schwächelnde Chiphersteller Infineon will 1.400 Jobs streichen und weitere 1.400 in billigere Länder verlagern. Zuvor hatte das Unternehmen aus Neubiberg bei München für das abgelaufene dritte Quartal seines Geschäftsjahres (bis 30.9.) Zahlen vorgelegt, die zeigen, dass der Konzern nur langsam aus der aktuellen Krise kommt. So sind Ergebnis und Umsatz im Vergleich zum zweiten Quartal zwar leicht gestiegen, vom Niveau des Vorjahres sind sie aber noch weit entfernt. Insbesondere der Gewinn brach mit einem Rückgang um gut die Hälfte auf 403 Millionen Euro ein.

Dass das aktuelle Programm zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit auch Jobs kosten würde, war bereits bekannt. Unklar war, wie viele Jobs wegfallen würden. Wo genau sie gestrichen oder verlagert werden, sagte Infineon-Chef Jochen Hanebeck nicht. Man wolle zuerst die Mitarbeiter informieren, erklärte der Manager. Betriebsbedingte Kündigungen in Deutschland schloss er aus. Die Maßnahmen seien "ein schwieriger Schritt", den sich das Management "nicht leichtgemacht" habe.

Standort in Dresden nicht betroffen

Bereits seit einigen Monaten ist bekannt, dass in Regensburg eine mittlere dreistellige Zahl an Jobs abgebaut werden soll. Sie sind Teil der nun genannten Gesamtwerte. Der Abbau in der bayerischen Stadt betrifft vor allem einen Fertigungsbereich. Insgesamt bleibe Regensburg ein zentraler Standort", betonte Hanebeck. Man richte ihn stärker auf Innovation aus. Damit sei er "für viele Jahre gesichert".

Zum Standort Dresden sagte der Infineon-Chef, dass dort weiter Jobs aufgebaut würden. Erst im Mai 2023 hatte das Unternehmen offiziell den Spatenstich für ein neues Werk direkt neben der bereits bestehenden Produktion im Dresdner Norden gesetzt. 2026 soll dort die Halbleiterfertigung aufgenommen starten.

Die Verlagerung von 1.400 Jobs betrifft laut Hanebeck alle "Hochlohnländer" von Nordamerika bis Asien. In allererster Linie gingen sie in günstigere Länder, in denen Infineon bereits jetzt aktiv ist.

Infineon leidet aktuell - wie weite Teile der Chipindustrie - unter schwacher Nachfrage nach seinen Produkten. Nach dem Chipmangel in den vergangenen Jahren hat sich die Lage gedreht: Hatten Handel und Kunden damals teils lange im Voraus bestellt und Lagerbestände aufgebaut, werden diese seit einiger Zeit wieder heruntergefahren und Chips kurzfristiger bestellt, weil es keine Probleme mehr mit der Verfügbarkeit gibt.

Märkte erholen sich nur langsam

Infineon-Chef Jochen Hanebeck sprach von einem herausfordernden Marktumfeld. "Die Erholung in unseren Zielmärkten schreitet nur langsam voran." Diese Entwicklung belastet auch Infineon. Der Konzern musste zuletzt mehrfach seine Prognose senken und auch im dritten Quartal blieb er beim Umsatz mit 3,7 Milliarden Euro etwas unter den Erwartungen.

Für das vierte Quartal erwartet er 4 Milliarden Euro Umsatz, für das laufende Jahr insgesamt 15 Milliarden. 2024 sei ein Übergangsjahr, betonte der Infineon-Chef. Man sehe inzwischen eine Bodenbildung im Zyklus. "Der größte Teil der Korrektur liegt hinter uns", sagte er.

An der Börse kamen die Nachrichten von Infineon indes gut an. Nachdem das Papier am Morgen zunächst schwach gestartet war, drehte die Aktie gegen den allgemeinen Trend ins Plus. Nach einigem Auf und Ab stand zum Handelsschluss ein Plus von 1,3 Prozent. Das Papier hat allerdings in den vergangenen zwei Monaten bereits deutlich an Wert verloren. (dpa)