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Leipzig
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Projekt "Green Kayak" in Leipzig: Paddeln und Müll sammeln

In Leipzig, Berlin und Hamburg sorgen Freiwillige paddelnd für saubere Gewässer. Sie sammeln Müll ein - tonnenweise. Das aus Dänemark stammende Projekt soll auf weitere Städte ausgeweitet werden.

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Ausgestattet mit Mülleimer und Greifzange paddeln Birgit Paul, vom Verein Gemeinwohl-Ökonomie Mitteldeutschland, und Simon Reising auf der Weißen Elster und halten Ausschau nach Müll im Wasser.
Ausgestattet mit Mülleimer und Greifzange paddeln Birgit Paul, vom Verein Gemeinwohl-Ökonomie Mitteldeutschland, und Simon Reising auf der Weißen Elster und halten Ausschau nach Müll im Wasser. © dpa

Leipzig/Kopenhagen. Jeder darf sich kostenlos ein Paddelboot ausleihen - aber muss auf seiner Tour Müll einsammeln. Diese Mischung aus Freizeitspaß und Umweltschutz klingt ebenso einfach wie sinnvoll. Sie stammt aus Kopenhagen und wird aktuell in sechs Staaten umgesetzt: Dänemark, Norwegen, Finnland, Schweden, Japan und Deutschland. In Deutschland gibt es das Projekt mit dem Namen "Green Kayak" bisher in Berlin, Hamburg und Leipzig. Es soll aber mehr und mehr Fuß fassen. Weitere Orte sollen folgen - in Sachsen ebenso wie in Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Ausgestattet sind die grünen Boote unter anderem mit einem großen Eimer und zwei Müllgreifern. Eine Gewässerkarte gibt Auskunft, welche Bereiche nicht befahren werden sollten, um Vögel oder Pflanzen zu schützen. Im Anschluss an jede Tour wird die jeweils gesammelte Müllmenge gewogen und registriert.

Beim Spaziergang entlang der Leipziger Wasserwege fällt auf: Die Gewässer wirken außergewöhnlich sauber. Dies ist kein Zufall. Bei "Green Kayak" steigen Freiwillige in der gewässerreichen Großstadt seit einiger Zeit in die leuchtend grünen Kajaks und sammeln Müll aus den Flüssen und Kanälen.

© dpa

Birgit Paul vom Verein Gemeinwohl-Ökonomie Mitteldeutschland, die das Projekt in Leipzig initiiert hat, ist begeistert von den Ergebnissen seit dem Start im Mai. "In den ersten zwei Monaten haben 116 Paddler und Paddlerinnen 206 Kilogramm Müll gesammelt." Während der Fußball-Europameisterschaft in Leipzig holten die Helfer vor allem Bierflaschen, Dosen und Plastikverpackungen aus dem Wasser. "Da war wirklich viel zu tun", sagt Paul.

Sponsoren gesucht

Die Stadt Leipzig schätzt, dass jährlich etwa 20 bis 25 Tonnen Müll in den mittelgroßen Gewässern anfallen und entsorgt werden müssen. Laut Stadtverwaltung hat die Vermüllung in den letzten Jahren zugenommen.

Da dieses Problem nicht nur Leipzig betrifft, plant der Verein Gemeinwohl-Ökonomie Mitteldeutschland, im kommenden Jahr weitere Boote in Dresden und Halle anzubieten - und im darauffolgenden Jahr auch in Jena. Alle drei Städte begrüßen die Initiative und stehen dem Projekt grundsätzlich positiv gegenüber. Bevor Menschen in Dresden, Halle, Jena oder anderen Orten in den grünen Booten paddeln können, muss der Verein jedoch zunächst Sponsoren finden. "In Halle wollen wir zwei Boote stationieren und in Dresden gerne zwei bis vier", erklärt Paul.

Plastikverpackungen oder Zigarettenstummel besonders häufig

Oke Carstensen, Mitgründer der dänischen NGO "Green Kayak", der das Projekt 2017 nach seinem Masterstudium in Kopenhagen mit einem Freund gestartet hat, freut sich über den guten Start in Leipzig. "Gar nicht schlecht für eine komplett neue Stadt. Die hohe Nachfrage hat uns wirklich positiv überrascht." Der Start in der norwegischen Hauptstadt Oslo hingegen war laut dem 33-Jährigen deutlich holpriger verlaufen: "In den ersten Jahren hatten wir dort nicht so viele Menschen auf dem Wasser."

Insgesamt werden laut Carstensen an allen Standorten jährlich rund 20 Tonnen Müll gesammelt. In Berlin zum Beispiel seien 2023 rund 1.900 Kilo Müll aus dem Wasser geholt worden. Die häufigsten Abfälle sind Konsumprodukte wie Plastikverpackungen oder Zigarettenstummel. "Wir haben aber auch schon Fahrräder, Elektroscooter oder sogar Schmuck aus dem Wasser geholt", berichtet der Däne. Auch Kleidungsstücke seien keine Seltenheit.

Ein Projekt für alle

Ein wichtiges Ziel des Projekts sei es, Menschen aus verschiedenen Gesellschaftsschichten die Nutzung der Kajaks kostenlos zu ermöglichen, erklärt Carstensen. "Uns ist wichtig, dass das Angebot gratis ist und bleibt, damit jeder, der sich für die Umwelt engagieren möchte, aktiv mitmachen kann." Schließlich werde der Müll von Menschen verursacht, und die Umwelt mache keinen Unterschied zwischen Arm und Reich.

Laut Paul arbeitet die Gemeinwohl-Ökonomie Mitteldeutschland auch mit Schulklassen und einem Kinderrestaurant im Leipziger Osten zusammen, "um den Kindern das Thema Umweltschutz auf einfache Weise näherzubringen". (dpa)