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Übernahme: Schweizer ABB-Konzern will Sachsens Unternehmen des Jahres kaufen

1992 begann der Ingenieur Holger Födisch aus den Resten eines VEB in Markranstädt eine Firma für Umweltmesstechnik aufzubauen. Nun erwirbt der Schweizer Weltkonzern ABB sein Lebenswerk.

Von Ulrich Wolf
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Die Zentrale der Dr. Födisch Umweltmesstechnik AG liegt in Markranstädt und gehört künftig zum Schweizer ABB-Konzern.
Die Zentrale der Dr. Födisch Umweltmesstechnik AG liegt in Markranstädt und gehört künftig zum Schweizer ABB-Konzern. © PR/Dr. Födisch Umweltmesstechnik AG

Zürich/Markranstädt. Der Schweizer Technologiekonzern ABB will die Dr. Födisch Umweltmesstechnik AG in Markranstädt übernehmen. Das geht aus der Liste der angemeldeten Fusionsvorhaben beim Bundeskartellamt hervor. Demnach beabsichtigen die Schweizer, sämtliche Anteile der auf Emissionsüberwachung spezialisierten sächsischen Firma mit ihren rund 250 Beschäftigten zu übernehmen.

ABB selbst teilte bereits Ende August mit, mit der Akquisition baue man das Angebot von kontinuierlichen Emissionsüberwachungssystemen aus und stärke die Wettbewerbsfähigkeit in den Bereichen Technologie und Innovation. Finanzielle Einzelheiten der Transaktion, die voraussichtlich bis zum Jahresende abgeschlossen sein soll, wurden nicht bekannt gegeben.

Firmengründer Holger Födisch war 2019 zum Unternehmer des Jahres gekürt worden. Zum Jahresende 2023 legte er sein Amt als Vorstandschef nieder. Er ist inzwischen 64 Jahre alt. Sein Nachfolger wurde der 50 Jahre alte Betriebswirt Stephan Schumann aus Stuttgart. Er sagte zu der Übernahme, Dr. Födisch werde dank der globalen Präsenz von ABB den Wirkungsbereich international ausweiten. "Das macht uns sehr stolz." Bereits Mitte 2023 war der Fuldaer Manager Matthias Jost neu in den Vorstand berufen worden.

Dr. Holger Födisch war 2019 zum Unternehmer des Jahres in Sachsen gekürt worden. Nun geht sein Lebenswerk an den Schweizer ABB-Konzern.
Dr. Holger Födisch war 2019 zum Unternehmer des Jahres in Sachsen gekürt worden. Nun geht sein Lebenswerk an den Schweizer ABB-Konzern. © SZ-Archiv: Kairospress

Die Dr. Födisch AG produziert unter anderem Staubmesser für Kraftwerke, Müllverbrennungsanlage und andere Industriebetriebe. Das erste eigene Produkt, mit dem der promovierte Ingenieur 1992 auf den Markt kam, hatte er zu DDR-Zeiten selbst entwickelt: als Abfallprodukt seiner Doktorarbeit, die er in den 1980er-Jahren an der damaligen Technischen Hochschule Merseburg im heutigen Sachsen-Anhalt schrieb. Es handelte sich um den Partikelflussmesser PFM 92.

Vom Treuhandkauf zum Verkauf an einen Weltkonzern

1991 hatte Födisch von der Treuhand nur ein paar marode Gebäude übernommen vom einstigen VEB Entstaubungstechnik. Daraus formte er das heutige Unternehmen. Es verfügt außer der Zentrale über Vertriebsbüros in mehr als 20 Ländern. Im Jahr 2000 tätige Födisch selbst einige Übernahmen und wurde dadurch zu einem Konzern. Mittlerweile hält man sechs Mehrheits- sowie eine Minderheitsbeteiligung in Deutschland, China, den Niederlanden sowie in Großbritannien. Man sehe sich "als Impulsgeber für Umweltlösungen, insbesondere im Luft- und Abwasserbereich sowie im Automatisierungstechnik-Sektor", beschreibt sich die Firma.

Der Jahresabschluss 2022 weist für die Dr. Födisch AG einen Umsatz von 25,3 Millionen Euro, der Nettogewinn betrug 10,6 Millionen Euro. Die Aktionäre erhielten in jenem Jahr gut sechs Millionen Euro.

Nach Angaben der Leipziger Volkszeitung hält Holger Födisch bislang gemeinsam mit seiner Frau 11,4 Prozent Anteile an der Firma. Mehrheitsaktionärin ist demnach die Beteiligungsgesellschaft Nord Holding aus Hannover. Anteilseigner ist auch der Wachstumsfonds Mittelstand Sachsen.

Für 2023, heißt es in dem Abschluss, werde mit "einer weiterhin guten Entwicklung (...) und einer Steigerung der Umsatzzahlen gerechnet". Kalkuliert wurde mit Erlösen von 33 Millionen Euro bei einem etwa gleichbleibendem Gewinn. ABB bezifferte den Umsatz 2023 in seiner Übernahme-Mitteilung gar auf 50 Millionen Euro.