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Sächsische Traditionsfirma Nickel-Fenster in Weißwasser hat kein Geld mehr

Chef und Stellvertreter haben sich überworfen. Die Produktion ruht. Einige Mitarbeiter warten auf Geld. Jetzt ist die Firma Nickel-Fenster zahlungsunfähig.

Von Ulrich Wolf
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Die Idylle am Firmensitz der Nickel Fenster GmbH & Co. KG in Weißwasser trügt: Ein Streit im Management lähmt das Unternehmen, seit Ende Juni läuft die vorläufige Insolvenz.
Die Idylle am Firmensitz der Nickel Fenster GmbH & Co. KG in Weißwasser trügt: Ein Streit im Management lähmt das Unternehmen, seit Ende Juni läuft die vorläufige Insolvenz. © SZ-Archiv/Rolf Ullmann

Weißwasser. Der traditionsreiche Betrieb Nickel Fenster GmbH & Co. KG mit Sitz in Weißwasser hat Insolvenz beantragt. Das bestätigte am Freitag der stellvertretende Geschäftsführer Dirk Fechner auf Anfrage von Sächsische.de.

Seinen Angaben zufolge geschah das schon Ende Juni. Die Löhne der 62 Mitarbeiter in dem international tätigen Unternehmen seien für Juni, Juli und August durch das Insolvenzausfallgeld gesichert. Einige hätten jedoch bereits im Mai kein Geld erhalten. Die Produktion ruhe weitgehend, die Liquidität sei schon im vergangenen Dezember zur Neige gegangen. "Ich bin optimistisch, dass wir einen Investor finden, damit wir wieder durchstarten können", sagte Fechner.

Vorerst hat in dem Unternehmen jedoch die Insolvenzrechtsexpertin Annett Kittner-Treublein der Dresdner Wirtschaftskanzlei DMP Solutions GmbH als vorläufige Verwalterin das Sagen. Sie war am Freitag für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Vizechef Fechner macht Eigentümer und Geschäftsführer Armin Knab für die Misere verantwortlich. "Die Schuld ist ausschließlich in dessen Missmanagement zu suchen", sagte Fechner. Hätten die Krankenkassen ihre Beiträge nicht gestundet, hätte man schon eher Insolvenz beantragen müssen. Fechner räumte allerdings ein, seit geraumer Zeit mit Knab nicht mehr gesprochen zu haben.

Stuttgarter Armin Knab führt Geschäfte seit 2018

Der einzige Anteilseigner und Geschäftsführer wohnt im Großraum Stuttgart. Der inzwischen 63-jährige Knab hatte Nickel-Fenster im Jahr 2018 ohne Erfahrung in der Baubranche gekauft und danach fortgeführt. Zuvor war er nach eigenen Angaben als Managementberater tätig gewesen, als Geschäftsführer eines Postunternehmens sowie als Bereichsleiter bei der Zeitungsgruppe Stuttgart.

Nickel-Fenster war bereits 2005 in eine Insolvenz geschlittert, konnte aber mithilfe des damaligen sächsischen Wirtschaftsministers Thomas Jurk (SPD) wieder Fuß fassen und als Neugründung weitermachen. Zu den Referenzen des Unternehmens zählen Fenster für das Italienische Dörfchen und das Taschenbergpalais in Dresden, das Hotel Adlon in Berlin, den Reichshof in Leipzig und das Schloss Brandis. Auch Villenbesitzer in Hawaii und Kalifornien gehören Firmenangaben zufolge zur Kundschaft.

Die Ursprünge der Firma reichen bis 1899 zurück. Seit 2013 ist Nickel-Fenster ausgezeichnet als vorbildlicher Ausbildungsbetrieb. Das Unternehmen unterhält nach eigenen Angaben Niederlassungen in Dresden und Leipzig.