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Es gibt noch Erdbeeren in Sachsen - wie ist das möglich?

Mit besonderen Erdbeersorten dehnen die Obstbauern die Saison bis weit in den Oktober aus. Dafür müssen sie allerdings ein paar Kompromisse machen.

Von Sylvia Miskowiec
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Obstbauer Michael Görnitz aus Coswig erntet auch jetzt noch Erdbeeren in seinem Gewächshaus.
Obstbauer Michael Görnitz aus Coswig erntet auch jetzt noch Erdbeeren in seinem Gewächshaus. © ronaldbonss.com

Anfang Juli sind sie langsam aufgetaut: kleine Erdbeerpflanzen beim Obstbau Görnitz in Coswig. Und jetzt sorgen sie dafür, dass es bis in den Oktober hinein noch Erdbeeren aus Sachsen gibt. „Wir kaufen für unsere Herbsternte schon seit ein paar Jahren gefrostete Pflanzen“, sagt Michael Görnitz, Geschäftsführer von Bioobst Görnitz. Bei dieser Methode wird die Erdbeerpflanze länger künstlich in den Winterschlaf versetzt, was ein späteres Einpflanzen möglich macht. Einmal auf den Substratboden in den Gestellen im Gewächshaus gebracht, erwacht sie und beginnt zu wachsen und zu blühen. Im Spätsommer können dann die ersten Früchte geerntet werden. „Wir werden noch etwa vier Wochen lang eigene Erdbeeren verkaufen“, sagt Görnitz.

Wetterunabhängige Ernten dank Gewächshaus

In Coswig gedeiht die Sorte Elsanta. Die ist bekannt für große, feste und gleichmäßig gewachsene Früchte mit einem ausgeprägten Erdbeeraroma – auch wenn sie keine direkte Sonne bekommen unter den Dächern der Gewächshäuser. „Die Sonne macht sie zwar noch süßer, aber so können wir wetterunabhängig ernten“, sagt Görnitz, der in diesem Jahr aufgrund der Spätfröste im Frühjahr viel von seiner Freiland-ernte eingebüßt hat. Die Herbsterdbeeren werden die Verluste bei Weitem nicht kompensieren. Dazu müssten die Erträge höher sein – und die Preise. Das Pfund kostet zwischen vier und fünf Euro, die 250-Gramm-Schale zwischen 2,50 bis drei Euro.

„Eigentlich bauen wir diese späten Erdbeeren vor allem wegen des kommenden Frühjahrs an“, so Görnitz. Erdbeeren sind mehrjährige Pflanzen, doch starken winterlichen Frost mögen die empfindlichen Wurzeln nicht. Daher bleiben die neuen Pflanzen bis zum Frühling in Gewächshäusern. „Die Erdbeerpflanzen, die jetzt im Herbst Früchte tragen, machen das zum ersten Mal“, erklärt der Obstbauer. „In der Regel sind die Früchte am Anfang kleiner, die Ernte nicht so reichhaltig.“ Doch nach ihrer Winterruhe lege die Pflanze so richtig los für die zweite Runde. „Die ganz zeitigen werden im Gewächshaus reif, die anderen kommen raus aufs Feld.“

Auch Karls hat noch Erdbeeren

Auch in Mittelsachsen gibt es noch Erdbeeren aus Deutschland – bei Karls Erdbeerhof in Döbeln. Allerdings sind das keine sächsischen Früchte, sondern allesamt Nordlichter aus Rövershagen bei Rostock. „In den Gestellen unserer Gewächshäuser ernten wir noch bis Ende Oktober und liefern die Früchte an unsere Standorte aus“, sagt Geschäftsführer Robert Dahl. Sein Erdbeerhof schwört im Herbst auf die Sorte Murano, die mehrfach im Jahr trägt. Murano-Erdbeeren sind groß, hellrot, süß und säuerlich zugleich. Für ein Pfund zahlen Kunden von Karls 5,45 Euro.

Auch manche Supermärkte bieten noch Erdbeeren aus Deutschland, etwa Rewe. Die 250-Gramm-Schale kostet derzeit 2,99 Euro. Auch Edeka hat noch Erdbeeren im Angebot, allerdings etwas günstiger: Für 3,99 Euro gibt es 400 Gramm. Woher genau die Erdbeeren der beiden Supermärkte stammen, ist nicht auf dem Etikett ersichtlich.

Personalkosten verteuern Erdbeeren

Von sächsischen Obstbauern stammen nur knapp zwölf Prozent der im Freistaat verzehrten Erdbeeren. Und die werden immer weniger. Laut dem Branchenverband Sachsenobst waren in diesem Jahr knapp 300 Hektar Land mit Erdbeeren bewirtschaftet – vor zehn Jahren waren es mehr als doppelt so viele. Verantwortlich für diesen Rückgang seien vor allem die Ausgaben für Personal. Diese machten mittlerweile zwischen 70 und 80 Prozent der Kosten einer Erdbeere aus. Würde der Mindestlohn noch einmal steigen, müsste der Erdbeerpreis mitziehen.

Das steckt in einer Erdbeere

  • Die süße Frucht besteht zu 90 Prozent aus Wasser.
  • Sie enthält aber auch jede Menge Vitamin C, viele Mineralien, Spurenelemente, Ballaststoffe und Antioxidantien.
  • Tierversuche legen nahe, dass Antioxidantien und Polyphenole, wie sie auch in Erdbeeren zu finden sind, Entzündungen im Körper hemmen, Gefäßinnenwände schützen und sich günstig auf die Blutfettwerte auswirken können.
  • Pektine und Zellulosefasern der Erdbeere tun dem Darm gut.
  • Mit etwa 32 Kilokalorien pro 100 Gramm sind Erdbeeren eher energiearm.