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SZ + Update Bautzen

40 Traktoren bei Demo auf A4-Brücke in Bautzen

Landwirte in Ostsachsen haben am Montag über der A4 gegen Teile der Agrarpolitik protestiert. In anderen Regionen Sachsens waren Bauern bereits am Sonntag auf der Straße.

Von Anja Beutler & Erik-Holm Langhof
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Bauerndemo über der Autobahn: 90 Bauern aus der Oberlausitz haben sich am Montag mit Traktoren und anderen Fahrzeugen auf der Brücke über die Autobahn bei Bautzen-Ost versammelt.
Bauerndemo über der Autobahn: 90 Bauern aus der Oberlausitz haben sich am Montag mit Traktoren und anderen Fahrzeugen auf der Brücke über die Autobahn bei Bautzen-Ost versammelt. © Uwe Soeder

Bautzen. Zu einem kurzfristig anberaumten Protest sind Landwirte an diesem Montagabend auf der Brücke über die A4 bei Bautzen-Ost mit ihren Traktoren und Landmaschinen zusammengekommen. Sie wollten dabei gegen die EU-Vorgaben protestieren, im kommenden Jahr mindestens vier Prozent ihrer Flächen stilllegen zu müssen. Hintergrund des Protestes ist dabei allerdings nicht nur die aktuelle Nahrungsmittel-Diskussion wegen des Ukraine-Krieges.

Nach Angaben von Hagen Stark, in der Oberlausitz das Gesicht des Vereins "Land schafft Verbindung", geht es aktuell auch um die Art, wie die Flächen für ein Jahr brachliegen sollen. "Wir wollen die Flächen wenigstens begrünen dürfen, mit einer Blühmischung oder eine Zwischenfrucht zum Beispiel", sagt Stark. Denn, wenn man dieses Land nach einem Jahr wieder bebauen dürfe, sei bei völligem Wildwuchs mit Disteln & Co. der Aufwand enorm, um diese Felder wieder bestellen zu können, erklärt er.

Abgesehen davon, fürchte man das Ausbreiten von Krankheiten. Im Falle einer Stilllegung wollen die Landwirte zudem für die Brachen eine Zahlung erhalten, denn es fielen für die Flächen ja weiterhin Kosten wie Pacht und Berufsgenossenschaftsbeiträge an, heißt es.

30 Traktoren blockieren A14-Brücke bei Grimma

Für viele Landwirte steht aber generell die Frage, ob man jetzt, zu Zeiten des Ukraine-Krieges, steigender Futter- und Lebensmittelkosten und sich ausbreitender Hungersnöte auf der Welt verpflichtend Grün- und Ackerland überhaupt brach liegen lassen sollte. "Das ist unlogisch, dass wir gerade jetzt und hier, in einer Gunstzone, in der gute Erträge zu erzielen sind, Flächen stilllegen, wo andernorts Regenwald abgeholzt wird", spitzt Stark die Sichtweise zu.

Daher fordern deutschlandweit Landwirte, dass diese Regelung aus der neuen GAP-Reform - GAP steht für Gemeinsame EU-Agrarpolitik - auch für 2023 ausgesetzt wird. Umweltschützer sehen hingegen die Flächenstilllegungen als unverzichtbar an, um die Biodiversität zu erhalten.

Auf der A14-Brücke bei Grimma haben am Sonntag knapp 60 Landwirte mit ihren 30 Traktoren gegen die aktuelle Agrarpolitik demonstriert.
Auf der A14-Brücke bei Grimma haben am Sonntag knapp 60 Landwirte mit ihren 30 Traktoren gegen die aktuelle Agrarpolitik demonstriert. © SZ

An der Aktion in Bautzen haben 90 Landwirte der Oberlausitz mit 40 Traktoren teilgenommen. In anderen Teilen Sachsens hat es allerdings bereits am vergangenen Sonntag solche Proteste auf Brücken über Autobahnen gegeben, wie "Land schafft Verbindung" auf Facebook berichtet: beispielsweise über der A4 in Nord- und Westsachsen, über der A72 im Vogtland und Nordsachsen sowie über der A38 in Nordsachsen.

Auch über der A14 bei Grimma haben am Sonntagabend etwa 60 Landwirte auf einer Brücke der B107 gegen die aktuelle Agrarpolitik demonstriert. Mit ihren 30 Traktoren blockierten sie die Straße, hingen Transparente auf und machten über der Autobahn auf ihre derzeitigen Probleme aufmerksam.

"Langsam aber sicher bewegen sich die Dinge in eine Richtung, die wir nicht nur kritisieren müssen, sondern die wir bald auch nicht mehr mittragen werden", so ein Sprecher des Vereins "Land schafft Verbindung Sachsen" am Sonntagabend. Er forderte sofortige Änderungen und direkte Gespräche mit den Landwirten.