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Intel baut nicht in Magdeburg: Das ist ein Desaster für den Osten

Intel verschiebt den Start für den Bau seines Chipwerks in Magdeburg. Zwar hat die Absage zunächst keine Auswirkungen auf die Ansiedlung in Dresden. Doch die tragenden Säulen der Wirtschaft sind ganz andere. Ein Kommentar von Ulf Mallek.

Von Ulf Mallek
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Intel baut erst einmal nicht in Magdeburg. Was nun?
Intel baut erst einmal nicht in Magdeburg. Was nun? © Andrej Sokolow/dpa

Ist das am Ende nicht doch sogar gut für Sachsen? Intel verschiebt den 30 Milliarden Euro teuren Bau seiner neuen Mega-Chip-Fabrik in Sachsen-Anhalt um zwei Jahre. Oder noch länger? In Sachsen dagegen läuft alles wie am Schnürchen. TSMC investiert zwar nur 10 Milliarden in das neue Dresdner Chipwerk, aber hier gab es schon den ersten Spatenstich und die Planungen laufen. Weniger Konkurrenz aus Magdeburg für Dresden - auch beim Werben um Arbeitskräfte und Zulieferer - ist das nicht von Vorteil?

Das Gegenteil ist richtig. Die Absage von Intel trifft die ostdeutsche Wirtschaft sehr hart. Ein Desaster. Im Osten gibt es ohnehin nur wenige Großunternehmen. So waren die Ansiedlung von Tesla bei Berlin und die Pläne von Intel und TSMC, auch um den Preis hoher staatlicher Zuschüsse, eine Hoffnung für den Standort. Zudem sollten die Chip-Investitionen ganz Deutschland und Europa unabhängiger vom asiatischen und US-Halbleitermarkt machen. Daraus wird erst einmal nichts, denn Intel kämpft mit eigenen Schwierigkeiten.

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Der Gewinn lag 2023 noch bei 20 Milliarden Euro. Im vergangenen Quartal wurde daraus ein Milliardenverlust. Die Gründe sind sicher hausgemacht, denn der Halbleitermarkt boomt ja weiter. Intel muss jetzt 15.000 Beschäftigte entlassen. Die Tech-Industrie ist ziemlich fragil. Auf exorbitante Gewinne folgen horrende Verluste. Wer sich darauf einlässt, muss wissen, was gespielt wird. Jetzt steht die Bundesregierung blamiert da und streitet sich gleich wieder, was aus den eingesparten Intel-Subventionen wird.

Vielleicht sollte sich die Politik nicht zu sehr auf diese Konzerne stützen. Die Gigafactory von Tesla in Grünheide mit 12.000 Mitarbeitern produziert zwar fleißig die Model Ys, aber der Ausbau des Werkes verschiebt sich ebenfalls. Die Marktlage ist wohl nicht so, wie sie ein sollte. Und was ist, wenn der boomende Chipmarkt plötzlich einbricht? Wird TSMC dann in Dresden einfach weiterbauen, als sei nichts geschehen?

Auch wenn Steuergeschenke für Großkonzerne nötig sind, weil sie überall auf der Welt gezahlt werden, sie sollten nicht im Mittelpunkt stehen. Vielmehr geht es um weniger Bürokratie (vor allem von der EU), preiswerte Energie, bessere Infrastruktur, qualifizierte Beschäftigte und weniger Steuern und Abgaben. Das kommt allen Unternehmen zugute, erst recht dem Mittelstand, der in Sonntagsreden immer gern als die tragende Säule der deutschen Wirtschaft gelobt wird.

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