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Flüge und Reisen sind deutlich teurer geworden

Reiselust trifft auf ein geringeres Angebot. Das nutzen die Anbieter, wie Statistiken zeigen. Entwarnung ist nicht in Sicht.

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Wer ins Ausland fliegt, muss bis zu 25 Prozent höhere Preise bezahlen.
Wer ins Ausland fliegt, muss bis zu 25 Prozent höhere Preise bezahlen. © Henning Kaiser/dpa

Für Pauschalreisen und Flugtickets hat das Statistische Bundesamt im ersten Halbjahr 2023 deutliche Preissteigerungen registriert – weit oberhalb der Teuerung von 7,5 Prozent. Bei internationalen Flügen habe der Preisaufschlag im Schnitt 24,9 Prozent betragen. Besonders kräftig wuchsen die Preise zu Zielen nach Asien und Australien.

Die geringsten Steigerungen gab es bei touristisch nicht so relevanten Flügen im Inland, nach Afrika und nach Südamerika. Die für die Touristen besonders interessanten Europaflüge wurden hingegen knapp 32 Prozent teurer.

Der gerade noch vom Staat gerettete Lufthansa-Konzern rechnete im zweiten Quartal dieses Jahres mit 25 Prozent mehr Umsatz für jeden angebotenen Sitz und in der Folge mit einem Rekordsommer. Denn sämtliche Fluggesellschaften verkaufen ihre Tickets nach den Grundprinzipien Angebot und Nachfrage.

Viele wollen fliegen

Die Airlines haben komplexe Systeme aufgebaut, um jeden Flug mit höchstmöglichem Erlös optimal auszulasten. Dazu werden die Preise der Konkurrenz ebenso genau beobachtet wie das Interesse der Kunden. Zu Beginn des Buchungsprozesses sind die Preise am niedrigsten und steigen stetig, je voller gebucht der Flieger bereits ist.

Trotz aller Klimabedenken wollen auch in Deutschland wieder sehr viele Menschen mit dem Flugzeug in den Urlaub reisen, treffen aber an den heimischen Flughäfen auf ein vermindertes Angebot von rund 85 Prozent des Niveaus vor der Pandemie, berichtet der Branchenverband BDL. Die Sitzplätze sind in der Folge knapp und entsprechend teuer. Gründe sind fehlendes Personal zur Abfertigung, Lieferschwierigkeiten bei neuen Flugzeugen sowie hohe Nebenkosten, die Billigflieger wie Ryanair oder Easyjet auf andere Märkte in Europa ausweichen lassen.

Die Iren weichen nach den Worten ihres Chefs Michael O’Leary auch der starken Marktstellung der Lufthansa aus. Deren Ticketpreise hätten zur Folge, dass „die Deutschen auf Kurzstrecken die höchsten Flugpreise in Europa“ zahlten, sagte der Ryanair-Chef .

Schlechte Karten für Schnäppchenjäger

Auch Pauschalreisen sind deutlich im Preis gestiegen. Bei Inlandszielen schlugen die Veranstalter 14,5 Prozent auf, während im Ausland durchschnittlich zehn Prozent verlangt wurden. Noch teurer sind beliebte Zielregionen wie Griechenland und die Balearen mit je 13,5 Prozent Preissteigerung. Das Preisvergleichsportal Check24 sieht bei Pauschalreisen nur einen durchschnittlichen Preisanstieg von acht Prozent.

Auch Deutschlands größter Reisekonzern Tui berichtet über steigende Buchungs- und Umsatzzahlen. Schnäppchenjäger hatten in diesem Jahr aber schlechte Karten. Das Frühbuchergeschäft sei im Januar und Februar in diesem Jahr wieder wie vor der Pandemie gelaufen, so ein Sprecher. „Mit dem Ergebnis, dass last minute weniger zur Verfügung steht.“ In Österreich und Italien habe Tui wegen großer Nachfrage Kontingente nachgebucht.

Auch der Zentraleuropachef des Veranstalters DER Touristik, Ingo Burmester, bestätigt: „Auf Last-Minute-Schnäppchen sollten Sparfüchse nicht setzen. Denn es gibt kurzfristig nicht mehr so viele Topangebote von Fluggesellschaften, weil diese Kapazitäten verringert haben.“

Hoffnung auf sinkende Preise macht der Veranstalter den Urlaubern vorerst nicht. „Wir gehen von Preissteigerungen in Europa von etwa fünf Prozent für den Winter aus“, sagte Burmester. „Ein kleiner Teil der Gäste bucht aktuell nicht, möglicherweise weil sie es sich wegen der Inflation nicht leisten können.“ Bei vielen anderen gehe der Trend dagegen zu höherpreisigen Reisen mit höheren Hotelkategorien und hochwertigen All-Inclusive-Paketen. (dpa)