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Immer mehr Geschäfte im Landkreis Bautzen kürzen ihre Öffnungszeiten

Die Energiekrise wirkt sich auf Bäckereien, Supermärkte und Friseursalons aus. Für reduzierte Öffnungszeiten gibt es aber noch andere Gründe.

Von Tim Ruben Weimer & Verena Belzer
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Drei Filialen der Bautzener Bäckerei von Dieter Marx und Juniorchefin Luisa Neisser öffnen sonntags nicht mehr. Angesichts der Energiepreise habe es sich einfach nicht mehr gelohnt, sagt Marx.
Drei Filialen der Bautzener Bäckerei von Dieter Marx und Juniorchefin Luisa Neisser öffnen sonntags nicht mehr. Angesichts der Energiepreise habe es sich einfach nicht mehr gelohnt, sagt Marx. © SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Es sei noch kein großer Trend, sagt Sabine Gotscha-Schock, Geschäftsführerin der Bautzener Kreishandwerkerschaft, aber als Kundin falle es auch ihr immer wieder auf: Manche Betriebe kürzen derzeit ihre Öffnungszeiten. Die Bautzener Bäckerei und Konditorei Dieter Marx bleibt in ihrer Hauptgeschäftsstelle an der Clara-Zetkin-Straße, sowie in den Filialen im Netto im Stadtteil Gesundbrunnen und im Netto in Neukirch/Lausitz sonntags geschlossen. Die sechs Filialen der Feinbäckerei Burkhardt in Weifa, Wilthen, Neukirch, Sohland, Schirgiswalde und Wehrsdorf bleiben neuerdings montags zu. Und der Friseur E2 in der Bautzener Kornstraße hat jetzt montags und sonnabends geschlossen.

Es sei schon ein Trend, sagt dagegen Lars Fiehler, Sprecher der Dresdener Industrie- und Handelskammer (IHK). Besonders die großen Einzelhändler mit vielen Filialen wie Kaufland würden derzeit ihre Märkte eine Stunde früher schließen. In Bautzen betrifft das den Aldi-Markt am Husarenhof, der bereits seit November nicht mehr bis 21 Uhr geöffnet hat. Nachgezogen hat nun der Edeka-Markt gleich nebenan, der jetzt auch um 20 Uhr schließt. Das Möbelhaus XXL Küchen Ass lässt in allen acht Filialen inklusive derer in Bautzen, Schönbach und Weißig seit Anfang Januar die Türen montags zu.

IHK: Kaufmännisch nicht die schlechteste Entscheidung

"Die Geschäfte schlagen damit zwei Fliegen mit einer Klappe", sagt Fiehler von der IHK. Einerseits würden sie damit Energiekosten bei Heizung und Licht sparen, andererseits bräuchten sie kein Personal mehr in jenen Zeiten, in denen der Umsatz ohnehin gering ist, bereitstellen. "Es ist kaufmännisch nicht die schlechteste Entscheidung und für den Konsumenten ändert sich kaum etwas. Und an Attraktivität verliert ein Standort dadurch auch nicht."

Aldi Nord hatte die gekürzten Öffnungszeiten bei rund einem Viertel der Filialen mit den steigenden Energiekosten begründet. Edeka Nordbayern-Sachsen-Thüringen hatte damals mitgeteilt, ein großer Teil der Energie werde ohnehin für die permanente Kühlung der Lebensmittel verwendet, weshalb keine Einschränkungen geplant seien. Dass der Edeka-Markt am Husarenhof nun doch eine Stunde früher schließt, sei eine "interne Entscheidung", hieß es von der Marktleitung.

Bäcker: Am Sonntag zu öffnen, lohnt sich nicht mehr

In der Innenstadt von Radeberg öffnen die Läden sehr unterschiedlich - manche nur an drei Tagen, andere sechs Tage lang. Thomas Tiebel, Inhaber der Radeberger Likörfabrik und Mitglied im Gewerbeverein, findet den Trend hin zu kürzeren Öffnungszeiten „nicht den richtigen Weg“. Man müsse sich nach den Kunden richten, sagt er. Und die kämen nun mal oft erst spät von Arbeit nach Hause. Wenn dann die Läden nicht aufhätten, sei niemandem geholfen.

Bäckerei von Dieter Marx in der Bautzener Neustadt: Bisher sonntags geöffnet, nun geschlossen.
Bäckerei von Dieter Marx in der Bautzener Neustadt: Bisher sonntags geöffnet, nun geschlossen. © SZ/Uwe Soeder

Dieter und Manuela Marx können die sonntägliche Schließung dreier ihrer Bäckerei-Filialen dagegen gut begründen: "Es hat sich einfach nicht mehr gelohnt, die Öfen für die drei Stunden am Sonntag hoch zu heizen", sagt Inhaber Dieter Marx. "Als Bäcker brauchen wir viel Hitze und viel Kälte. Da sind die Kosten höher als der Umsatz. Ich muss schon viele Semmeln verkaufen, um das wieder reinzuholen."

Möbelhaus: Ein geschlossener Tag spart 16 Prozent Energie

Nachdem im Herbst vergangenen Jahres die Preise für Gas und Strom in die Höhe schossen, habe er sich bereits damals zu diesem Schritt entschlossen. "Dabei tun wir schon alles, um bei uns Energie zu sparen", sagt Marx. So installierte er etwa eine Photovoltaikanlage auf dem Dach der Filiale in der Bautzener Neustadt, die rund 20 Prozent des benötigten Stroms erbringen könne. "Die Schließung am Sonntag ist aber erst einmal vorübergehend", so Marx. Und das Café am Postplatz habe schließlich weiterhin sonntags geöffnet.

Bei der Feinbäckerei Burkhardt in Weifa hat die montägliche Schließung aller sechs Oberland-Filialen seit Jahresanfang andere Gründe. "Uns fehlen die Bäcker", sagt Chefin Silvia Burkhardt. Erst vor Kurzem sei eine Bäckerin wieder zurück in ihren ursprünglichen Beruf in die Physiotherapie gewechselt, den sie wegen der Impfpflicht vorübergehend verlassen hatte. Derzeit seien drei Bäcker und ein Lehrling angestellt. "Mein Schwiegervater hatte damals aber noch acht Lehrlinge", erinnert sich Burkhardt. Und da die Bäckereien sonnabends geöffnet hätten, müssten die Bäcker ja auch mal einen Tag frei haben.

Friseur: Keine Abstandsregeln mehr

Das Schönbacher Unternehmen Starke Möbel begründet seine montägliche Schließung mit der Teilnahme an der bundesweiten Kampagne "Green Monday", die anfangs in der Möbelbranche auf Skepsis gestoßen war. Man könne durch die Schließung 16 Prozent an Energie sparen, sagt Maria Starke von der Geschäftsführung. Dass die Mitarbeiter nun über den Sonntag und den Montag ein langes Wochenende hätten, sorge für gute Stimmung im Betrieb. Der Aufbau von Küchen soll aber auch am Montag fortgesetzt werden.

Dass der Bautzener Friseursalon E2 gleich an zwei Tagen in der Woche schließt, hat übrigens einen ganz anderen Grund: Um die Abstandsregeln zu waren, durften während Corona nur zwei Kollegen gleichzeitig während einer Schicht arbeiten. Deshalb habe der Salon damals die Öffnungszeiten erweitert, erklärt eine Mitarbeiterin. "Jetzt dürfen wir ja wieder alle viere nebeneinander arbeiten."