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Agrargenossenschaft aus Naundorf setzt auf Wasserstoff

Wasserstoff gehört zu den Quellen, auf die der Freistaat laut den Mittelsachsen in Zukunft setzen soll. Eine Energiegenossenschaft will grünen Wasserstoff aus der Region. So soll das funktionieren.

Von Lea Heilmann
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42 Prozent der Mittelsachsen sind der Meinung, dass der Freistaat in Zukunft auf Wasserstoff als Energiequelle setzen soll. Eine Genossenschaft setzt sich für eine regionale Erzeugung ein, von der auch die Bürger etwas haben.
42 Prozent der Mittelsachsen sind der Meinung, dass der Freistaat in Zukunft auf Wasserstoff als Energiequelle setzen soll. Eine Genossenschaft setzt sich für eine regionale Erzeugung ein, von der auch die Bürger etwas haben. © dpa-Zentralbild

Naundorf. Vor ein paar Monaten verkündete Landrat Dirk Neubauer (parteilos) die Idee der Landwerke und des Gigawatt-Projekts für Mittelsachsen. Mithilfe von PV-Anlagen soll der Landkreis einen großen Schritt in Richtung erneuerbare Energien gehen.

In den regenerativen Energien sehen die Menschen auch die Zukunft. Das zeigt die Auswertung des Sachsen-Kompasses, der von Sächsischer Zeitung und Leipziger Volkszeitung durchgeführt wurde. Ganz vorn dabei ist die Solarenergie.

Fast 60 Prozent der Mittelsachsen sind der Meinung, dass Sachsen in Zukunft auf Solarenergie setzen soll. In Waldheim sind sogar 70 Prozent davon überzeugt. Knapp die Hälfte der Mittelsachsen, aber auch Döbelner und Waldheimer sehen außerdem in der Windkraft die Zukunft. Was viele aber auch befürworten, ist Wasserstoff.

"Wasserstoff-Modell-Region Chemnitz"

Laut der mittelsächsischen Teilnehmer landet der auf dem dritten Platz. Um diese Energiequelle voranzubringen gibt es seit anderthalb Jahren das Projekt „Wasserstoff-Modellregion Chemnitz“, das die Stadt Chemnitz gemeinsam mit den Landkreisen Mittelsachsen, Zwickau, Erzgebirgs- und Vogtlandkreis durchführt.

Laut dem Landratsamt Mittelsachsen soll ein Gesamtkonzept für die Wasserstoff-Wertschöpfungskette in der Region erarbeitet werden.

Die Nutzung von Wasserstoff, das hat sich auch die Mittelsächsische Bürgerenergiegenossenschaft (MSE) auf die Fahne geschrieben, die ebenso Teil des Modellregion-Projekts ist.

Jan Gumpert, Vorsitzender der Genossenschaft und der Agrargenossenschaft Agraset in Naundorf, erklärt, dass sich Wasserstoff besser speichern lässt. „Wenn durch Windkraft Strom produziert wird und dieser in Wasserstoff umgewandelt wird, lässt er sich gut speichern, wenn er nicht gebraucht wird“, sagt er.

Und der Wasserstoff ließe sich auch für das Gasnetz nutzen. Zu den Mitgliedern der Genossenschaft zählen auch ein Gasversorger sowie Regiobus. Denn das Ziel bei der Wasserstoffproduktion soll es zukünftig auch sein, ihn für den Fahrzeugantrieb zu nutzen.

„Bei Batterien ist es nicht absehbar, dass sie 600 PS über zehn Stunden leisten können“, erklärt Gumpert. Mit Wasserstoff sei diese Versorgung machbar. Prinzipiell sei die Genossenschaft aber technologieoffen.

Der grüne Strom fehlt

Doch wann ist damit zu rechnen, dass mittelsächsicher Wasserstoff zum Einsatz kommt? Laut Gumpert lässt sich das schwer beantworten. „2020 habe ich zum damaligen Landrat gesagt, dass wir 2024 grünen Wasserstoff haben. Damals meinte er, dass das sportlich ist.“ Und damit habe er laut Gumpert auch Recht behalten.

Für ihn gehe es zu langsam voran. Das größte Problem ist, dass für die Entstehung von grünem Wasserstoff auch grüner Strom benötigt werde und den gebe es im Landkreis zu wenig. Auf wenig Fläche viel Energie erzeugen – dafür sei Windkraft ideal.

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„Alle finden Windkraft gut, solange die Windräder nicht in der Nähe stehen“, so Gumpert und ergänzt: „Aber Strom aus Buxtehude bringt uns nichts, weil wir regional Energie produzieren wollen.“

Wenn viel Fläche zur Verfügung steht, dann würde sich auch Photovoltaik eignen. Auch über Biogas habe die Genossenschaft bereits nachgedacht, doch da sind die Investitionen sehr teuer.

„Wenn man sowohl die Lasten, als auch die Gewinne sozialisiert, dann denke ich, dass beispielsweise Windparks in der Region auch in Ordnung sind“, sagt der Vorsitzende weiter. Wichtig sei für ihn, dass die Bürger die Möglichkeit haben, den produzierten Strom auch zu nutzen.

Vor Ort erzeugen, vor Ort nutzen

Vor Ort erzeugen, vor Ort nutzen, sei das Motto. Laut Gumpert ist geplant, dass nicht nur die Flächen für die Stromproduktion entstehen, sondern beispielsweise auch Ladesäulen für Elektromobilität gebaut werden. Der Vorsitzende gibt aber auch zu, dass das ganze Vorhaben ein „dickes Brett ist, was lange gebort werden muss“.

So langsam wird es aber konkret. In der Nähe von Erlau sollen drei Windkraftanlagen durch eine Waldheimer Tochterfirma der Sachsen Energie AG errichtet werden.

Wie die Freie Presse berichtete, laufen für zwei aktuell die Genehmigungsverfahren. Die dritte Anlage soll laut der MSE noch in diesem Jahr beantragt werden und dann auch von der Genossenschaft betrieben werden. Ziel sei es, ab 2026 alle drei Anlagen zu betreiben.

Aber nicht nur die MSE setzt sich für erneuerbare Energien in Mittelsachsen ein. Auch die Bürgergenossenschaft „Wir machen Energie“ will die Energiewende voranbringen und setzt dabei vor allem auch PV-Anlagen und Balkonkraftwerke.