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Wer rast nachts durch Limbach?

Durch den Wilsdruffer Ortsteil führt eine Staatsstraße, auf der gern gerast wird und auf der sich der Verkehr auch oft staut. Die Anwohner fordern Konsequenzen.

Von Maik Brückner
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Die Ortsdurchfahrt Limbach ist eine beliebte Ausweichstrecke, wenn es sich auf der A4 staut.
Die Ortsdurchfahrt Limbach ist eine beliebte Ausweichstrecke, wenn es sich auf der A4 staut. © Egbert Kamprath

Während man sich in Wilsdruff auf die neue Ortsumgehung freut, ist man in Limbach eher skeptisch. "Dann wird es noch attraktiver, auf der S36 durch Limbach zu fahren", sagt Nico Brückner. Er wohnt am Ortseingang und hat schon jetzt ein Gefühl dafür, wann es auf der Ortsdurchfahrt ungemütlich wird. Das ist meistens freitags oder sonnabends, wenn es auf der nahen Autobahn A4 kracht. Dann suchen sich die Autos und Lastwagen einen Weg, um den Stau zu umfahren.

Sie finden die S36 und landen in Limbach, gerade mal zweieinhalb Kilometer von Wilsdruff entfernt. Es dauert nicht lange, da staut sich der Verkehr im Ort, mit vielen Transportern, die hier gar nicht fahren dürften, denn die S36 ist für den überregionalen Schwerlastverkehr seit Wochen gesperrt. Doch nicht nur das ärgert Nico Brückner und viele im Ort. Es sind auch die Raser. Kaum einer halte sich an die erlaubten 30 km/h. Gerade am Ortseingang lassen viele ihr Auto noch ausrollen und fahren mit 80 km/h in den Ort, sagt er.

Anwohner: "Die Situation ist nicht mehr tragbar"

Nachts sei es noch schlimmer. Zwischen 2 und 4 Uhr, so Carsten Hahn, Beigeordneter der Stadt, würden weiße Transporter mit über 100 km/h durch den Ort rasen. Das jedenfalls sei der Stadtverwaltung gemeldet worden. Wer die Fahrer sind, weiß er nicht. "Die Personalien der Fahrer sind der Stadtverwaltung nicht bekannt."

In Limbach haben viele schon die Hoffnung aufgegeben, etwas dagegen tun zu können. Zu oft war es vergeblich. Denn die Situation ist nicht neu, eine dauerhafte Lösung gab es bisher nicht. Nico Brückner, der am Ortseingang einen kleinen Fahrradladen betreibt, ließ sich davon nicht entmutigen. Anfang September wandte er sich an Pirnas Landrat Michael Geisler (CDU) und schilderte ihm seine Sorgen. "Die Situation ist nicht mehr tragbar", schrieb er. Vor allem für die Kleinen im Ort. Er sorge sich um die Schulkinder, die nicht mehr sicher von der Bushaltestelle nach Hause kommen.

Deshalb forderte er im Namen der Anwohner zwischen Wilsdruff und Nossen, das verhängte Lkw-Fahrverbot und die Einhaltung der Geschwindigkeitsbegrenzung kurzfristig und dauerhaft "durch Polizeikontrollen und stationäre Blitzer" durchzusetzen. Wenige Tage später meldete sich der Landrat, zeigte Verständnis für die Sorgen und versprach Sofortmaßnahmen. Unter anderem soll die Einhaltung des Tempolimits überwacht werden. Außerdem kündigte er an, die Polizei um Unterstützung für das Landratsamt zu bitten. "Hier geht es insbesondere um Kontrollen der Einhaltung des verfügten Lkw-Fahrverbots". Der Ankündigung sind inzwischen Taten gefolgt.

So habe die Polizei bereits verstärkt Verkehrskontrollen durchgeführt, sagt Polizeisprecher Karsten Jäger. "Diese werden auch – und vor allem in den Nachtstunden – fortgesetzt", kündigt er an. Seit Anfang September steht in Limbach der sogenannte Superblitzer - der Enforcement Trailer. Mit diesem werden auch "die nächtlichen Aktivitäten mit erfasst", sagt Steffen Klemt, Leiter des Amtes für Verkehr und Ordnung.

Anwohner hoffen auf ein Treffen mit Behörde

Sein Amt werde demnächst Messprotokolle der Kontrollen veröffentlichen, um eine möglichst faktenorientierte Diskussion gewährleisten zu können. Denn der Aufbau von stationären Blitzern kann erst nach umfangreicher Prüfung und einer Standortwahl erfolgen. Generell gilt, dass über den Bau von Fußgängerampeln, Fußgängerübergängen und Lärmschutzmaßnahmen nicht kurzfristig entschieden werden kann. Dazu müsse auch das für die Straße, die den Status einer Staatsstraße hat, das zuständige Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) angehört werden.

Sein Amt werde in Kürze die Messprotokolle der Kontrollen veröffentlichen, um eine möglichst faktenbasierte Diskussion zu gewährleisten. Denn die Installation von stationären Blitzern kann erst nach eingehender Prüfung und Standortwahl erfolgen. Generell kann über den Bau von Fußgängerampeln, Fußgängerüberwegen und Lärmschutzmaßnahmen nicht kurzfristig entschieden werden, erklärte der Landrat in seinem Schreiben. Hierzu ist auch das Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) zu beteiligen, da es sich bei der Ortsdurchfahrt um eine Staatsstraße handelt. Am kommenden Dienstag wollen sich die Anwohner mit Bürgermeister Ralf Rother (CDU) treffen.