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Wie gefährlich ist das Schiff voller Ammoniumnitrat in der Nordsee?

In Nord- und Ostsee blicken Anrainerstaaten mit Sorge auf ein Frachtschiff mit riskanter Ladung. Wo die "Ruby" einlaufen darf, ist unklar.

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Ob die "Ruby" im Göteborger Hafen anlegen darf, ist unklar.
Ob die "Ruby" im Göteborger Hafen anlegen darf, ist unklar. © Christian Charisius/dpa

Kristiansand. Von dem manövrierunfähigen Frachter "Ruby" mit rund 20.000 Tonnen Ammoniumnitrat, der zurzeit durch die Nordsee geschleppt wird, geht nach Einschätzung von Experten keine unmittelbare Gefahr aus. "Das ist das Gute an Ammoniumnitrat. Es ist eigentlich ziemlich schwer zu entzünden", sagte der Sprengstoffexperte Peter Hald von der dänischen Universität Aarhus dem dänischen Sender DR. "Es ist nicht so, dass es explodiert, wenn das Schiff irgendwo anstößt oder jemand etwas in die Ladung fallen lässt."

Die Chemikalie gilt als Auslöser der Katastrophe im Hafen der libanesischen Hauptstadt Beirut im August 2020. Dort waren über Jahre große Mengen Ammoniumnitrat, das auch als Hauptbestandteil von Düngemittel dient, unsachgemäß im Hafen gelagert worden. Mehr als 200 Menschen kamen ums Leben.

Die "Ruby" hatte Medienberichten zufolge August den russischen Hafen Kandalakscha mit dem Ziel Kanarische Inseln verlassen. In einem Sturm sei der Frachter unter maltesischer Flagge beschädigt worden. Nach einem Aufenthalt im nordnorwegischen Tromsö wird das Schiff derzeit durch das Kattegat in Richtung dänische Ostsee geschleppt, zuletzt lag die "Ruby" laut der Navigationswebsite "Vesselfinder" südwestlich der norwegischen Stadt Kristiansand im Skagerrak. Auch das deutsche Maritime Sicherheitszentrum beobachtet das Schiff.

Litauen verweigert Einfahrt

"Vesselfinder" gibt als Zielhafen das litauische Klaipeda an. Die Ministerpräsidentin des baltischen EU-Mitglieds, Ingrida Simonyte, hat aber die Einfahrt verboten. Verteidigungsminister Laurynas Kasciunas sagte, es gebe immer wieder Probleme mit altersschwachen, rostigen Schiffen aus Russland in der Gegend.

Um die Ostsee zu erreichen, kann das Schiff nur durch den Großen Belt zwischen Dänemark und Deutschland fahren. Für eine Durchfahrt durch den Öresund zwischen Schweden und Dänemark ist das Schiff zu groß, wie das schwedische See- und Binnenschifffahrtsamt betonte. Der Seerechtsexperte Henrik Ringbom von der Åbo Akademi im finnischen Turku sagte dem finnischen Sender Yle, Anrainer dürften mit Verweis auf das Risiko die Vorbeifahrt verbieten und das Schiff notfalls mit Gewalt stoppen. (dpa)