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SZ + Update Dresden

Dresden wandelt Hotels in Flüchtlingsunterkünfte um

Bis zu 10.000 Ukraine-Kriegsflüchtlinge wird Dresden bis zum Herbst unterbringen müssen, prognostiziert die Stadt. Sie greift jetzt auf große Hotels wie das NH Hotel an der Hansastraße zurück.

Von Julia Vollmer
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Das NH-Hotel an der Hansastraße in Dresden soll zur Unterbringung von Ukraine-Kriegsflüchtlingen genutzt werden.
Das NH-Hotel an der Hansastraße in Dresden soll zur Unterbringung von Ukraine-Kriegsflüchtlingen genutzt werden. © Sven Ellger

Dresden. Täglich kommen neue grausame Bilder aus der Ukraine, Millionen Menschen fliehen vor dem Krieg. Dresden gehört zu den Zielen, die am häufigsten angesteuert werden. Rund 6.000 Kriegsflüchtlinge sind derzeit in der Stadt untergebracht. Und täglich werden es mehr. Die Stadtverwaltung mietet nun mehrere große Hotels in der Stadt an. Welche das sind und wie die Flüchtlingsprognosen für die kommenden Monate aussehen - das sind die wichtigsten Fragen und Antworten.

In diesem Bericht erfahren Sie:

  • Welche Hotels Dresden anmieten möchte
  • Wie lange die Hotels angemietet werden sollen und was das kostet
  • Mit wie vielen Flüchtlingen die Stadt in diesem Jahr noch rechnet
  • Wo Dresden zusätzliche Gemeinschaftsunterkünfte einrichten will
  • Wie Private, die Flüchtlinge bei sich aufnehmen, finanziell unterstützt werden

Welche Hotels werden angemietet?

Ab April beziehungsweise Juli sollen das NH-Hotel an der Hansastraße mit 538 Plätzen, das Dormero-Airport-Hotel an der Karl-Marx-Straße mit 206 Plätzen, das Aparthotel in der Münzgasse mit 262 Plätzen sowie das Landhotel in Kauscha mit 100 Plätzen angemietet werden. Insgesamt würden so insgesamt 1.290 zusätzliche Unterbringungsplätze für Ukraine-Flüchtlinge entstehen. Der Preis liegt bei rund acht Millionen Euro für die Unterbringung in den Hotels bis Jahresende, wenn die Prognosen so bleiben.

Pro Monat fielen dafür je nach Hotel zwischen 35.000 und maximal 300.000 Euro an. Die Stadt würde die Zimmer in drei der fünf Hotels für mindestens zwei Jahre mieten und hätte die Möglichkeit, jährlich zu verlängern. In zwei Fällen würden die Verträge nur zwischen vier und sechs Monaten laufen, wobei es auch hier Verlängerungsoptionen gebe. "Es sind aber noch keine Verträge unterschrieben", so Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne). Der Stadtrat muss dem Plan der Verwaltung noch zustimmen. Die nächste Sitzung ist am 13. April.

Bemüht sich die Stadt auch um neue Wohnheime?

Ja, das ehemalige Laubegaster Hotel "Prinz Eugen" auf der Gustav-Hartmann-Straße, das bereits Flüchtlingsunterkunft war, konnte laut Stadtverwaltung Mitte März gesichert werden - unter Vorbehalt. Denn auch hier muss noch der Stadtrat zustimmen. In der Unterkunft würden bis zu 94 Plätze zur Verfügung stehen: Kosten: 38.750 Euro pro Monat.

Außerdem will die Stadt eigene Objekte zur Flüchtlingsunterbringung fit machen. Dazu gehört das Haus Blasewitzer Straße 60 - ein altes Schulgebäude. Auch die Häuser an der Uthmannstraße 26 und 28 in Naußlitz - die 74. Mittelschule befand sich bis 2003 unter anderem an dieser Stelle - soll für die dauerhafte Unterbringung genutzt werden.

Als Begründung schreibt die Stadt, man brauche dringend mehr Objekte, um die Menschen zuverlässig unterbringen zu können. Die Auslastungszahlen in den Gemeinschaftseinrichtungen, Sporthallen und in der Messe unterliegen täglichen Schwankungen.

Wie sieht es mit Wohnungen aus?

Es ist geplant, bis zum 30. Mai bis zu 400 Wohnungen mit einer Kapazität von 800 bis 1.000 Plätzen anzumieten. Zum 31. März konnten bereits 150 Wohnungen angemietet und übernommen werden. Durch den Aufruf auf dem Dresdner Wohnungsmarkt gehen eine Vielzahl von Angeboten ein, werden geprüft und bei Eignung in einem Mietvertrag für die Landeshauptstadt Dresden gesichert. Allerdings ist die Lage auf dem Dresdner Immobilienmarkt durch niedrigen Leerstand äußerst angespannt.

Bekommen Menschen Geld, die Ukrainer bei sich aufnehmen?

Dresdner, die privat Kriegsvertriebene aus der Ukraine aufgenommen haben, erhalten ab sofort eine sogenannte Gastfreundschaftspauschale. Pro aufgenommene Person werden täglich fünf Euro gezahlt. Das gilt für Erwachsene genauso wie für Kinder. Das Sozialamt überweist die Pauschale an den Unterkunftsgeber.

"Gerade Kinder benötigen Räume, um zu spielen und zu faulenzen, aber auch um Erlebtes in Ruhe zu verarbeiten und zu lernen. Solche individuellen Rückzugsorte können wir ihnen in Turnhallen und in der Messe aktuell definitiv nicht bieten", sagt Sozialbürgermeisterin Kristin Kaufmann (Linke).

Die Gastfreundschaftspauschale wird nach dem Asylbewerberleistungsgesetz gezahlt. Das Verfahren gilt für ukrainische Geflüchtete, die nach dem 24. Februar private in Dresden untergekommen sind und sich bei der Dresdner Ausländerbehörde registriert haben. Die Pauschale wird frühestens ab dem Tag der Registrierung gezahlt.

Für ganze Kalendermonate werden jeweils 30 Tage berücksichtigt. Die Gastfreundschaftspauschale wird monatlich abgerechnet. Dafür ist ein Antrag der Geflüchteten und eine gemeinsame Abrechnung mit dem Gastgeber beim Sozialamt erforderlich. Das Formular kann unter www.dresden.de/ukraine-hilfe heruntergeladen werden.

Mit wie vielen Menschen rechnet die Stadt denn noch?

"Aktuell sind in Dresden rund 6.000 Geflüchtete aus der Ukraine untergebracht", so Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP). Die Messe und die neun genutzten Turnhallen werden ausdrücklich als Notunterkünfte genutzt und dienen nicht der dauerhaften Unterbringung.

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Auf Grundlage aktueller Prognosen sei bis zum 30. April mit rund 8.000 Plätzen zu rechnen, die man schaffen muss, und bis zum 30. September mit 10.500 Plätze, so die Stadtverwaltung. In Abhängigkeit der weiteren Lageentwicklung könne sich der Platzbedarf jederzeit erhöhen.

"Es ergibt sich somit bereits zum 30. April 2022 ein rechnerisches Defizit von rund 2.000 Plätzen. Dieses steigt im Jahresverlauf weiter an", heißt es.