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Jacht-Untergang vor Sizilien: Ermittlungen gegen Kapitän

Eine Woche nach dem Untergang einer Luxusjacht vor Sizilien soll herausgefunden werden, wie es zu dem Unglück kommen konnte. Nun wird gegen den Kapitän ermittelt.

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Taucher der italienischen Feuerwehr bringen die Leiche eines der Opfer des unter britischer Flagge fahrenden Schiffes «Bayesian», in einem grünen Sack an Land.
Taucher der italienischen Feuerwehr bringen die Leiche eines der Opfer des unter britischer Flagge fahrenden Schiffes «Bayesian», in einem grünen Sack an Land. © AP

Palermo. Nach dem Untergang der Luxusjacht "Bayesian" vor Sizilien mit sieben Todesopfern hat die Staatsanwaltschaft italienischen Medienberichten zufolge Ermittlungen gegen den Kapitän aufgenommen. Wie die Nachrichtenagentur Ansa und die Tageszeitung "La Repubblica" berichteten, wird gegen ihn wegen fahrlässiger Tötung und Schiffsbruchs ermittelt. Er sei am Sonntag ein zweites Mal innerhalb einer Woche befragt worden.

Bei dem Unglück in Ufernähe der italienischen Mittelmeerinsel kamen am vergangenen Montag der britische Milliardär Mike Lynch (59) und dessen 18 Jahre alte Tochter ums Leben sowie zwei befreundete Ehepaare und der Schiffskoch. 15 Menschen konnten gerettet werden. Der schwerreiche Software-Unternehmer hatte auf der Segeltour mit Familie, Freunden und Geschäftspartnern einen Freispruch vor Gericht feiern wollen.

Nach Erkenntnissen der Ermittler wurde die "Bayesian" gegen 4.00 Uhr morgens in einem Sturm mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 100 Kilometern pro Stunde von einer Fallböe getroffen. Sie sank binnen weniger Minuten. Vermutet wird, dass die Todesopfer in ihren Kabinen im Schlaf überrascht wurden und sich nicht mehr vor dem Wasser retten konnten.

Beim Untergang einer Luxusjacht vor der italienischen Mittelmeerinsel Sizilien ist auch der britische Milliardär Mike Lynch und seine Tochter Hannah ums Leben gekommen.
Beim Untergang einer Luxusjacht vor der italienischen Mittelmeerinsel Sizilien ist auch der britische Milliardär Mike Lynch und seine Tochter Hannah ums Leben gekommen. © Lynch family via TANCREDI

Bei der jüngsten Befragung des Kapitäns ging es den Berichten zufolge unter anderem darum, ob Türen und Luken während des Unglücks geöffnet waren oder nicht, und wann der Alarm ausgelöst wurde. Er wurde daraufhin in das Register der Verdächtigen aufgenommen. Derzeit werden auch die anderen Besatzungsmitglieder von den Ermittlern befragt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass auch gegen einige Besatzungsmitglieder ermittelt werden wird.

Die 56 Meter lange "Bayesian" - benannt nach einem britischen Mathematiker aus dem 18. Jahrhundert - war eine der größten Segeljachten weltweit. Jetzt liegt sie eine halbe Seemeile - etwa 900 Meter - vor dem kleinen Hafen Porticello auf Grund. Nach britischen Medienberichten stand der Milliardär vor einigen Monaten kurz davor, die Jacht zu verkaufen.

Die Yacht "Bayesian" (links) ist am Montag nach einem schweren Gewitter vor Sizilien kentert und gesunken.
Die Yacht "Bayesian" (links) ist am Montag nach einem schweren Gewitter vor Sizilien kentert und gesunken. © Fabio La Bianca/PA Media/dpa

Auch Lynch-Freund kam kürzlich zu Tode

Der Tech-Unternehmer Lynch wurde in seiner Heimat gern als "britischer Bill Gates" bezeichnet. Lynch hatte die Softwarefirma Autonomy 2011 für elf Milliarden US-Dollar (aktuell fast zehn Milliarden Euro) an Hewlett-Packard verkauft - eines der schlimmsten Übernahme-Debakel im Silicon Valley. Zusammen mit dem früheren Finanzmanager Steve Chamberlain soll er den US-Konzern über den Zustand ihres Unternehmens getäuscht haben. Ein Geschworenengericht sprach die beiden jedoch frei. Chamberlain kam vor wenigen Tagen ebenfalls zu Tode: Er wurde beim Joggen von einem Auto erfasst. (dpa)