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SZ + Weißwasser

Rietschener Bürgermeister darf jetzt Ehen schließen

Für diese besondere Aufgabe eines Standesbeamten hat er sich erfolgreich qualifiziert. Jetzt kann er auch ganz offiziell seines Amtes walten – wie bisher schon der Schleifer Bürgermeister.

Von Constanze Knappe
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Der Rietschener Bürgermeister Ralf Brehmer (l.) nahm jetzt aus den Händen seines Boxberger Amtskollegen Hendryk Balko die Bestellungsurkunde zum Standesbeamten für Eheschließungen entgegen.
Der Rietschener Bürgermeister Ralf Brehmer (l.) nahm jetzt aus den Händen seines Boxberger Amtskollegen Hendryk Balko die Bestellungsurkunde zum Standesbeamten für Eheschließungen entgegen. © Constanze Knappe

Boxberg/Rietschen. Der Rietschener Bürgermeister Ralf Brehmer (SPD) nahm am Montagabend in Boxberg aus den Händen seines dortigen Amtskollegen Hendryk Balko (WV Boxberg) die Urkunde zur Bestellung als Standesbeamter für Eheschließungen entgegen. Zuvor hatten das die Boxberger Räte einstimmig beschlossen.

Voraussetzung dafür war die Teilnahme an einer entsprechenden Qualifizierung, die Brehmer inzwischen erfolgreich abgeschlossen hat. Der Rietschener Bürgermeister ist nunmehr berechtigt, Ehen zu schließen und alle in diesem Zusammenhang stehenden Beurkundungen vorzunehmen. Für weitergehende Aufgaben wie etwa die Beurkundung von Sterbefällen und andere Beglaubigungen ist er hingegen nicht zuständig. Vereinbart sind vier Termine jeweils an Wochenenden in Rietschen, an denen dort geheiratet werden darf. Notfalls könnte Ralf Brehmer aber auch in Boxberg einspringen, hieß es.

Hintergrund all dessen ist der Abschluss einer Zweckvereinbarung beider Gemeinden im vergangenen Herbst zur Erweiterung des Standesamtsbezirks Boxberg auf die Gemeinde Rietschen. Die Vereinbarung war zum 1. Januar 2024 in Kraft getreten. Denn seit Jahresbeginn kann Rietschen die gesetzlich geforderte Personalstärke im dortigen Standesamt nicht mehr einhalten und hatte deshalb den Nachbarn Boxberg um Unterstützung gebeten. In diesem Zuge hatte sich Bürgermeister Ralf Brehmer bereiterklärt, sich als Standesbeamter für Eheschließungen zu qualifizieren.

In dem vergleichsweise kleinen Standesamtsbezirk Rietschen waren pro Jahr im Schnitt zehn bis zwölf Ehen zu schließen, es fielen 30 Sterbefälle an sowie diverse Beurkundungen. Bis auf die Termine, die Brehmer nun wahrnimmt, obliegen alle anderen Aufgaben seit Jahresbeginn dem Standesamt in Boxberg. Dafür gibt es einen finanziellen Ausgleich, wie es in der Zweckvereinbarung geregelt ist.

Die Gemeinde Boxberg selbst verfügt über zwei Standesbeamte, wie es vorgeschrieben ist: Antje Miersch und Hauptamtsleiter Arian Leffs. Letzterer betonte in der Ratssitzung am Montag, dass man nun „den Luxus von drei Standesbeamten für Eheschließungen“ habe. Das helfe durchaus weiter, sagte er. Leffs fügte noch hinzu, dass sich auch der Boxberger Bürgermeister dazu weiterbilden könne. Hendryk Balko wollte sich aber nicht dazu äußern. Dass Bürgermeister Ehen schließen, sofern sie die erforderliche Schulung beim Landesfachverband der Standesbeamten oder an der Akademie für Personenstandswesen absolviert haben, ist vor allem in Städten so ungewöhnlich nicht – aber hierzulande doch noch etwas sehr Besonderes. Bereits seit dem 1. Mai 2023 darf der Schleifer Bürgermeister Jörg Funda (CDU) Paare verheiraten. Die erforderliche Qualifizierung hatte er im Februar vorigen Jahres erfolgreich absolviert und war im April vom Gemeinderat Schleife zum Standesbeamten für Eheschließungen bestellt worden. Im August 2023 hatte Jörg Funda, der bis dato als einziger Bürgermeister in Weißwasser und dem Umland trauen durfte, sozusagen seine Feuertaufe als Standesbeamter. Im Nachhinein gestand er, dass er da ziemlich angespannt gewesen sei. Bislang verheiratete er zwei Paare, er „darf aber in den nächsten vier Wochen noch zwei Trauungen machen“, wie TAGEBLATT gestern auf Nachfrage erfuhr. Und ja, er sei „definitiv aufgeregt“, bekannte Jörg Funda.