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Weißwasser
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Neuer Schwung für Schleifer Kita

Mit einem großen Sommerfest beging die Einrichtung jetzt ihren 70. Geburtstag. Zu feiern gab es aber noch viel mehr - nach schwierigen Zeiten.

Von Constanze Knappe
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Eröffnet wurde das Sommerfest mit einem Programm des Sorbischen Kinderensembles Schleife.
Eröffnet wurde das Sommerfest mit einem Programm des Sorbischen Kinderensembles Schleife. © Constanze Knappe

Ziemlich aufgeregt werden heute sicher die Schulanfänger in der Kita Pfiffikus in Schleife sein. Für sie steht die Abschlussfeier an – sogar mit Übernachtung in der Kita. Gefeiert wurde aber schon vor einer Woche – das 70-jährige Bestehen der Einrichtung. Und das müsse man in einem Dorf erst mal schaffen, meinte Leiterin Michaela Rakow. Schmunzelnd erging zugleich die durchaus ernst gemeinte Aufforderung an die Dorfbewohner, „dafür zu sorgen, dass immer genug Kinder da sind“.

Für die Kids wurde es ein richtig toller Nachmittag, eingeleitet durch das Sorbische Kinderensemble Schleife und die Foxies, die Nachwuchs-Cheerleader des Eissportvereins Weißwasser. Immer größer wurden die Augen der Knirpse auf der Helfer-Meile mit Fahrzeugen der Feuerwehren Schleife und Mulkwitz, der Rettungswache und der First-Responder-Einheit Schleife.

Seit vorigem Jahr leitet Michaela Rakow die Kita. Nach 35 Jahren in Berlin wollte sie „wieder in die alte Heimat“. Das Team habe ihr das Eingewöhnen erleichtert. Dabei liegen hinter den Mitarbeiterinnen überaus schwierige Zeiten. Die begannen 2019, als die langjährige Leiterin Marlies Bork in Rente ging. Ein Jahr später folgte ein weiterer großer Einschnitt. Mit der Fertigstellung des Deutsch-Sorbischen Schulkomplexes 2020 zog der Hort dorthin um, wurde das Team getrennt. In der Kita selber begann der Umbau zur Anpassung an die neuen Bedingungen. Zwei Kita-Leiterinnen kamen – und gingen. Zwischenzeitlich wurden die Aufgaben kommissarisch erledigt. Nach Ende des Umbaus erhielt die Kita Pfiffikus 2022 eine neue Betriebserlaubnis für nunmehr 85 Plätze (31 in der Krippe und 54 im Kindergarten). „Diese ständigen Wechsel waren für die Eltern nicht einfach, aber auch für das Team belastend und dazu noch der Umbau“, resümierte Michaela Rakow. In ihrer Stellvertreterin Britta Dembny fand sie eine große Stütze.

Ihre gemeinsame Devise sei es: „Wir gucken nach vorne.“ Die neue Chefin erzählt, dass sie sich von Beginn an in das „Haus mit sehr viel Charme“ verliebt habe. Weniger gefiel ihr, dass die Kinder in altersgemischten Gruppen betreut wurden, was hohe Anforderungen an das Personal stellte, auch sei die Lautstärke ziemlich hoch gewesen. Unter diesen Bedingungen hätten die Mitarbeiterinnen eine neue Perspektive gebraucht, stellte Michaela Rakow fest, die selber über 20 Jahre Leitungserfahrung in Kitas verfügt. Man habe sich zusammengesetzt und nach neuen Wegen gesucht. Im Ergebnis dessen wurde beispielsweise ein Zimmer zu einem zusätzlichen Gruppenraum für die Jüngsten umgestaltet. Seither seien die Kinder auf sechs Gruppenräume altershomogen verteilt.

Mit jeder Menge Schwung ging die neue Chefin ihre Aufgabe an, führte neue Dienst- und Rotationspläne ein, „damit die Leute wissen, wie sie in zwölf Wochen zu arbeiten haben“. In jeder Gruppe gibt es nun zwei gleichberechtigte Erzieherinnen als Bezugspersonen. „Ich habe schon mehrere Kitas geleitet, aber selten so viel Lust zur Arbeit am Kind erlebt“, lobte sie ihr Team. Die Elternarbeit wurde ebenfalls neu strukturiert. Gemeinsam sei eine neue Hausordnung „gestrickt“ worden.

Aktuell werden 76 Kinder betreut, davon 61 direkt aus Schleife, einige aus dem Umland von Weißwasser bis Bad Muskau und acht aus Brandenburg. Dass es im Ortsteil Rohne bald eine neue Kita gibt und in Brandenburg das dritte Kita-Jahr bald gebührenfrei ist, schaffe eine Konkurrenzsituation. Damit müsse man sich auseinandersetzen, meinte Michaela Rakow. Auf Einladung von Bürgermeister Jörg Funda (CDU) hatte sie im Januar dem Gemeinderat über die Arbeit berichtet. Mit ihrem Team mache sie sich „Gedanken, wie man das Haus in die Zukunft führen kann“.

Das müssten aber auch die Räte, befand sie. Schallschutz gebe es nur in zwei Räumen, was überall für Kinder und Personal nötig wäre. Für die umfangreichen Dokumentationspflichten über die Entwicklung der Kinder werde ein Arbeitsraum mit ordentlichem Schreibtisch gebraucht. Das sei auf Dauer von den kleinen Kinderstühlchen aus nicht zu machen. Es fehle ein Personalraum, der auch für Elterngespräche und vieles mehr genutzt werden könnte. Die Schließanlage sei ebenfalls ein Thema.

Erzieherin Lea Krautz verlässt die Kita. Mit einem großen Blumenstrauß bedankten sich ihre Chefin Michaela Rakow und Bürgermeister Jörg Funda (v.li.).
Erzieherin Lea Krautz verlässt die Kita. Mit einem großen Blumenstrauß bedankten sich ihre Chefin Michaela Rakow und Bürgermeister Jörg Funda (v.li.). © Constanze Knappe

Ortsvorsteher und Gemeinderat Wolfgang Goldstein (WV SV Lok Schleife) würde es gerne sehen, wenn die Gruppen sorbische Bezeichnungen bekämen. Immerhin sei Schleife eine sprachenfreundliche Kommune. „Sie sprechen mir aus dem Herzen“, entgegnete Michaela Rakow mit Verweis auf die Tiernamen, zumal es Koalas und Krokodile ja hier nicht einmal gebe. „Haben Sie etwas Geduld“, bat sie die Räte.

Mit 14 Mitarbeitern, darunter eine technische Kraft, sei die Personalausstattung gut, hieß es in jener Ratssitzung. Aber auch, dass im Juni eine Mitarbeiterin in den Ruhestand geht. Somit werden 20 Wochenstunden frei. Dafür würde die Kita-Leiterin gerne jemanden einstellen, der parallel dazu die Erzieherausbildung macht. Doch dafür brauche es erstmal Bewerber. Und nun wird die Personaldecke sogar noch ein Stück kürzer: Mit Lea Krautz, die sich nach drei Jahren in der Kita Pfiffikus beruflich verändern möchte, verlässt Ende des Monats eine weitere Erzieherin die Kita. Man werde sie schmerzlich vermissen, hieß es beim großen Sommerfest.

Der Bürgermeister hat selber vier Kita-Leitungen erlebt. Um die Arbeit zu verbessern, müssten die angesprochenen Investitionen kurz- und mittelfristig hinzukriegen sein, sagte Jörg Funda. Er versprach, „einen ganzen Tag in der Kita mitzuarbeiten“ und alles zu machen, was er kann und darf. Am Freitag voriger Woche löste er sein Versprechen ein. Er sei ganz froh, dass es keine Fotos gibt, wie er sich beim Zöpfeflechten abmühte, meinte er lachend. Um einiges ernster fügte Funda hinzu, dass er Hochachtung vor der Arbeit der Erzieherinnen habe. Beim Sommerfest erklärte er: „Ich habe heute ein Team begleitet – das Beste, was man sich wünschen kann.“