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Politik

Briefwahl aus Prag zur Landtagswahl in Sachsen: "Noch bin ich nicht entschieden"

An den Landtagswahlen in Sachsen nehme ich seit langem aus Prag per Briefwahl teil. Und ich orientiere mich am Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung. Jetzt könnte ich erstmals zum Nichtwähler werden.

Von Hans-Jörg Schmidt
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Eine Briefwahl gibt es in Tschechien nicht.
Eine Briefwahl gibt es in Tschechien nicht. © Michael Heitmann/dpa

Prag. Es gibt Dinge, die ich an Deutschland schätze, weil es sie in meiner zweiten Heimat Tschechien bislang nicht gibt. Etwa die Briefwahl, die es mir ermöglicht, als Deutscher auch von Prag aus einen neuen sächsischen Landtag zu wählen. Ich habe dieser Tage meine Wahlunterlagen in Dresden beantragt. Und zu meinen Gewohnheiten gehört auch, dass ich mich über eine großartige Erfindung der Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) in Bonn schlau mache, welche Partei mir derzeit besonders nahe steht. Ich meine den sogenannten Wahl-O-Mat.

Für die anstehende Landtagswahl hat die BpB 38 Thesen und die jeweilige Haltung aller kandidierenden Parteien dazu vergleichend aufgeführt. Ich beantworte meinerseits auch diese Fragen und sehe am Ende, mit welcher Partei ich am ehesten auf einer Linie liege.

Natürlich muss ich diese Partei nicht unbedingt wählen. Das werde ich mit Sicherheit diesmal auch nicht tun. Alle drei Parteien, die mir wegen allerlei ähnlicher Grundhaltungen zur Wahl empfohlen wurden, vertreten vor allem in einer Frage eine gegensätzliche Meinung zu meiner. Dabei geht es um eine Frage, die eigentlich nicht wirklich typisch für die sächsische Landespolitik ist. Die aber die Sachsen besonders bewegt und insofern durchaus in die Umfrage hineingehört: Soll Deutschland weiterhin Waffen an die Ukraine liefern?

  • Unser Autor Hans-Jörg Schmidt wurde 1953 in Halle/Saale geboren. Er hat in den 1970er Jahren bei der VP-Bereitschaftspolizei in seiner Heimatstadt Wehrersatzdienst geleistet und später Journalistik studiert. Er arbeitet seit 1990 als Prager Korrespondent unter anderem für die Sächsische Zeitung.

Alle für mich prinzipiell in Frage kommenden Parteien lehnen das ab oder reden sich damit heraus, dass das eine Angelegenheit sei, die in Berlin und nicht in Sachsen entschieden werde. Ich bin auch für Frieden, aber nicht auf Kosten der Ukrainer. Die Tschechen sind einst durch eine Appeasement-Politik des Westens an Hitler verraten worden und haben das nie vergessen. Und sie wollen nicht auch ein potentielles Opfer Putins werden. Diese Haltung teile ich. Auch wenn ich damit womöglich zum ersten Mal bei einer sächsischen Landtagswahl zum Nichtwähler werde und meine Wahlunterlagen statt nach Dresden in den Schredder schicke.