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Riesaer Teigwaren-Sanierer tritt ab

Martin Steidl hatte erst Ende September seine Stelle angetreten. Nun geht er wieder. 

Von Stefan Lehmann
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Nach wenigen Monaten verlässt Martin Steidl das Unternehmen bereits wieder.
Nach wenigen Monaten verlässt Martin Steidl das Unternehmen bereits wieder. © Teigwaren

Riesa. Gerade erst schien sich alles einzurenken bei den Teigwaren Riesa. Nach zwei Warnstreiks der Belegschaft und einem Hausverbot für Betriebsrat Daniel Zielke lenkte die Unternehmensspitze Ende vergangener Woche ein und kündigte für den Januar Tarifgespräche an, an deren Ende ein Manteltarifvertrag stehen soll.

Doch nun folgt der nächste Paukenschlag: Der bisherige Geschäftsführer Martin Steidl erklärte am Donnerstag der SZ, er habe sein Mandat niedergelegt. Als Grund gab Steidl an, es hätte sich im Lauf der letzten Wochen herausgestellt, dass seine „Auffassung von Zielen, Strategien und Maßnahmen“ sich „von denen der Gesellschafter“ deutlich unterscheidet. „Das schließt besonders Menschenführung und den Umgang mit Betriebsrat und Gewerkschaft ein.“ Die Entscheidung sei keinesfalls aus heiterem Himmel gekommen, sondern hätte sich über einen längeren Zeitraum angekündigt.

Die Teigwaren bestätigten die Kündigung am Donnerstagnachmittag. „Die Trennung erfolgte in beidseitigem Einvernehmen und aufgrund unterschiedlicher Auffassung über die Geschäftsausrichtung“, teilte Oliver Freidler mit.

Martin Steidl hatte erst im September seinen Posten angetreten. Er sei am 27. September erstmals vor Ort gewesen, teilte er im Gespräch mit der SZ mit. Gekommen war er als „Sanierer“. Hintergrund war demnach die sehr gute Auslastung in Riesa und im Zusammenhang damit eine hohe Arbeitsbelastung. 

„Es geht jedoch nicht nur ums Geld“, sagt Steidl dazu. Auch Arbeitszeiten, Schichtpläne und Sonderschichten seien ein Thema. Seit Mitte Oktober habe er mit dem Betriebsratsvorsitzenden den gesamten Regelungsbedarf diskutiert und man habe gemeinsam über mögliche Lösungen gesprochen. Der Betriebsrat hatte sich erst im Sommer gegründet, einige Monate vor Steidls Berufung.

„Mein Ziel war es, darauf hinzuwirken, dass die Mitarbeiter nicht streiken“, so Steidl weiter. Anfangs habe das auch sehr gut funktioniert. „Wir hatten zu einem Dialog gefunden.“ Betriebsrat Daniel Zielke bestätigt das. Die Zusammenarbeit in den vergangenen Wochen sei „fair und kooperativ“ verlaufen. „Man konnte mit ihm reden.“ Aus Mitarbeiterkreisen heißt es darüber hinaus, der neue Geschäftsführer habe in seinen ersten Monaten das Unternehmen ausgiebig durchleuchtet, um zu erkennen, woran gegebenenfalls gearbeitet werden muss.

Damit ist nun Schluss. Ob die Teigwaren, die zur Albgold-Gruppe gehören, einen Nachfolger für Steidl suchen, ist derzeit offen. „Wir werden im Januar 2019 kommunizieren, wie wir die Teigwaren Riesa GmbH weiterführen werden“, teilte Oliver Freidler schriftlich mit. 

Zu den Zukunftsaussichten für das Unternehmen erklärte er: „Unsere Auftragslage ist gut, wir wachsen und wir planen auch zukünftig Investitionen, um die Teigwaren Riesa GmbH in Riesa langfristig und erfolgreich zu führen.“ Auf das für den 16. Januar festgelegte erste Treffen der Tarifkommission wird die Kündigung des Geschäftsführers keine weiteren Auswirkungen haben.

 „Die Verhandlung mit der Tarifkommission findet wie geplant statt“, so Oliver Freidler. Auch Martin Steidl zeigte sich für das Unternehmen hoffnungsvoll: „Dass es jetzt ab Mitte Januar Tarifverhandlungen gibt, ist ein positives Zeichen. Das Momentum sollte von beiden Seiten genutzt werden, um ins Gespräch zu finden.“ Dabei gelte es auch, Missverständnisse auszuräumen. 

„Das wird nach allem, was passiert ist, nicht ganz einfach.“ Als gut gemeinten Ratschlag verweist Steidl auf das sogenannte Harvard-Konzept: Was zählt, seien die gemeinsamen Interessen, nicht die unterschiedlichen Standpunkte. „Es gilt, für sich selbst, wie auch zusammen mit dem Verhandlungspartner Optionen zu entwickeln, die für beide Vorteile bringen“.

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