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Technisches Rathaus: Auch im Boden ist Gift

Das Grundwasser an der Hamburger Straße ist von Schadstoffen belastet. Es sind die selben wie schon im Mauerwerk des Hauses.

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Von Bettina Klemm

Noch mehr Gift am Technischen Rathaus: Nach Schadstoffen im Mauerwerk in einigen Gebäudeteile sind nun auch Boden und Grundwasser verseucht. Der Druck auf Bürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) wächst.

Kohlenwasserstoffe und Blausäure im Grundwasser

Fachleute haben, von Eigentümer der Immobilie und Umweltamt beauftragt, im Grundwasser und im Boden am Technischen Rathauses Trichlorethen und andere leichtflüchtige halogene Kohlenwasserstoffe gefunden. Diese Substanzen gelten als krebserregend, wenn sie in den Körper gelangen. Außerdem wurden Cyanide, Salze der Blausäure, festgestellt. Tri-Stoffe wurden zur Fettreinigung und Cyanide in der Galvanik verwendet. Ein Hauptherd zeichnet sich unter dem Gebäude X ab. Das ist jener Teil vom Technischen Rathaus, in dem immer wieder Geruchsprobleme auftreten. Wie das Ganze in den Boden gelangt ist, soll noch nicht sicher feststehen. Eine Möglichkeit wäre, dass es durch den Beton der belasteten Gebäudeteile in die Erde dringt. Vielleicht wurden aber auch bei der damaligen Sanierung Abrissreste auf der Hoffläche vergraben.

Sanierung nötig, aber keine Gefahr für das Trinkwasser

Auf Nachfrage bestätigt Umweltamtsleiter Christian Korndörfer entsprechende Untersuchungen. „Die Ergebnisse liegen uns seit kurzem vor.“ Eine direkte Gefahr für die Menschen und das Trinkwasser sei zwar nicht erkennbar. Aber die Schadstofffahne breite sich vom Technischen Rathaus in Richtung Elbe aus. „Wir prüfen zurzeit, wie sie zu stoppen ist und wie sowohl der Boden und als auch das Grundwasser saniert werden können.“

Stadt holt tonnenweise Gift aus dem Boden

Gifte in Dresdens Boden sind keine Seltenheit. Mitte der 1990er Jahren wurden vom Umweltamt der Stadt 3 700 Standorte mit Verdacht auf Altlasten erfasst. Bevor Hotels, Wohnungen und neue Betriebe entstehen konnten, wurden tonnenweise die Gifte aus dem Boden geholt. In der Friedrichstadt zum Beispiel beseitigten Grundstückseigentümer oder die Stadt eine Öllinse im Grundwasser am Tanklager, tauschten den Boden vom ehemaligen Chemiehandel an der Bremer Straße aus und saugen derzeit an der Rosenstraße mehrere Tonnen leichtflüchtige halogene Kohlenwasserstoffe jährlich ab. Allein an der Rosenstraße dauert die Sanierung schon über sechs Jahre und kostet jährlich 240 000 Euro. Ein ähnliches Verfahren kann sich Korndörfer für das Gebiet Technisches Rathaus vorstellen.

Fehlender Nachweis für die gründliche Sanierung

In der Stadtverwaltung gibt es offensichtlich keinen Nachweis, dass die Häusergruppe in der Hamburger Straße 1992 ordnungsgemäß saniert und als Verwaltungsgebäude übergeben wurden. „Wir haben als Liegenschaftsamt nur die Mietverträge übergeben bekommen“, sagt Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU).

Vor der Sanierung hatten die Gutachter Dr. Blasy/Dr. Busse 1991 in 49 Proben hochgiftige Stoffe wie Biphenylen, Schwermetalle wie Arsen, Chrom, Blei, Quecksilber und Nickel, Cyanid sowie leichtflüchtige halogene Kohlenwasserstoffe, zum Teil in extremen Konzentrationen festgestellt. Nach der Sanierung wurden nur noch sechs Proben untersucht. 2007 wurden von der Firma Müller BBM erneut im Bohrkern im Haus X starke Kontaminationen festgestellt.

Verlängerung des Mietvertrages führte zu Kritik

Kritik an den Zuständen wurde jedesmal laut, wenn es um die Verlängerung des Mietvertrages ging. Alle Amtsleiter im Technischen Rathaus sollen eine Verlängerung abgelehnt haben.