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Sorbische Fußball-Auswahl startet Jagd auf den EM-Titel

In Deutschland und Dänemark wird die Europeada ausgetragen. Beim Turnier der Minderheiten rechnet sich das sorbische Team mit vielen Kickern aus Sachsen gute Chancen aus.

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Die sorbische Männer-Auswahl - hier der Kader für die diesjährige Auflage - belegte bei der bisher letzten Austragung der Europeada 2022 in Kärnten den dritten Platz.
Die sorbische Männer-Auswahl - hier der Kader für die diesjährige Auflage - belegte bei der bisher letzten Austragung der Europeada 2022 in Kärnten den dritten Platz. © Jörg Stephan

Von Moritz Krahnert und Jürgen Schwarz

Bautzen. Am Samstag (29.6.) wird die Europeada, die Fußball-EM der nationalen und autochthonen Minderheiten und Volksgruppen, eröffnet. Insgesamt 33 Mannschaften sind in Deutschland und Dänemark dabei, am 7. Juli endet das Turnier. Gastgeber sind die Sinti und Roma in Schleswig-Holstein, die Friesen, die deutsche Minderheit in Dänemark sowie die dänische Minderheit in Deutschland. Die Spiele werden in 14 verschiedenen Stadien ausgetragen. Die Sorben sind mit einer Frauen- und einer Männer-Mannschaft dabei.

Die erste Europeada fand 2008 in Graubünden in der Schweiz statt. Vier Jahre später waren die Sorben der Gastgeber, 2016 ging die EM in Südtirol über die Bühne. Die vierte Auflage fand nach mehrmaliger coronabedingter Verschiebung 2022 in Kärnten statt. Dort wurde die Sorben-Auswahl der Männer Dritter. Titelverteidiger sind die Südtiroler, die bisher alle Turniere bei den Männern gewannen.

Die Organisatoren mussten den Spielplan bei den Herren kurzfristig anpassen, nachdem die Meshketen und die Kroaten in Serbien ihre Teilnahme abgesagt hatten. Das erste EM-Spiel der sorbischen Männer-Auswahl steht am 30. Juni in Tönning (Schleswig-Holstein) gegen die Roma aus Rumänien auf dem Programm. Zudem trifft das Team des bewährten Trainer-Duos Frank Rietschel und Sven Ballack in der Gruppe B auf die Mannschaft von DZSCR (Slowaken und Tschechen in Rumänien) sowie der FC DFK Oberschlesien, der die Minderheit der Deutschen in Polen bei der Europeada vertritt. Am selben Tag steigt auch die sorbische Frauen-Auswahl, die von Peter Böhmak trainiert wird, ins Turnier ein. Erster Gegner in der Gruppe C ist in Flensburg die dänische Minderheit von Südschleswig. Der zweite Gruppengegner sind die Ladinerinnen aus Italien.

Frank Rietschel war bereits bei der Erstauflage 2008 dabei, damals noch als Spieler-Trainer. „Es ist ein großartiges Turnier, das den Spielern körperlich aber alles abverlangt. Unsere drei Gruppenspiele bestreiten wir innerhalb von drei Tagen“, sagt der erfahrene Coach, der den Bischofswerdaer FV zum Meistertitel in der NOFV-Oberliga Süd geführt hat. Rietschel ist vor dem Turnier zuversichtlich: „Der Kader ist sehr ausgeglichen besetzt, wir können jede Position vollwertig kompensieren. Ich sehe gute Voraussetzungen, erfolgreich bei der EM aufzutreten.“

Die Schiebocker sind mit Christoph Rettig und Leon Noah Scholze vertreten, während Jonas Krautschick verletzungsbedingt absagen musste. Angeführt wird das Team von den Routiniers Felix Rehor (34/Deutschbaselitz) und Karl Petrick (33/FCO Neugersdorf), der mehr als 300 Punktspiele in der 4. und 5. Liga bestritten hat. Auch Niklas Rietschel, Trainersohn und mit Oberliga-Erfahrung ausgestattet, ist wieder mit von der Partie. Spieler stellen auch die SG Crostwitz, der Königswarthaer SV und Sokol Ralbitz/Horka ab. Die restlichen Auswahl-Kicker kommen von niederlausitzer Vereinen.

Rietschel sieht die Qualität der sorbischen Männer-Auswahl auf Landesliga-Niveau. „Die Spieler kommen aus der 5. Liga, andere aus der 7. oder 8. Liga. Ich vergleiche das auch mit der laufenden Europameisterschaft. Die meisten Mannschaften haben vier, fünf Klassespieler drin, danach ist das Gefälle innerhalb der Teams unterschiedlich groß und dementsprechend auch ihr Niveau.“ Der vierfache Turniersieger Südtirol stellte sich zum Beispiel in der Vergangenheit zumeist aus Vereinen der vierten und fünften Liga auf. „Da sieht man dann schon viel Klasse“, so Rietschel. „Wichtig wird sein, dass wir uns als Team schnell finden und kennenlernen. Ich hoffe auf gute Spiele und den Austausch mit anderen Völkern“, ergänzt Sven Ballack.

Geleitet wird die sorbische Delegation von Clemens Schkoda, Kulturreferent der Domowina. Ziel der Europeada ist es, auf die nationalen und autochthonen Minderheiten und Volksgruppen in Europa aufmerksam zu machen und ihnen eine Möglichkeit zur Vernetzung zu bieten. Die größte Herausforderung im Vorfeld sei die Beschaffung von Geldern gewesen, sagen die Organisatoren. So wurden öffentliche Gelder in Berlin und Kopenhagen, bei der Landesregierung in Kiel sowie bei den Kreisen und Kommunen im südlichen Dänemark beantragt. Zusätzlich konnten Sponsoren für das internationale Turnier gewonnen werden.