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Kommentar: Deutschland braucht dringend Olympia

Endlich wieder Olympia, der vielleicht letzte Schmelztiegel der Nation. Und endlich wieder Plakettenzählerei. Nur wird der Blick auf den Medaillenspiegel aus deutscher Sicht ein schmerzhafter. Helfen würden Spiele im eigenen Land.

Von Tino Meyer
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Deutschland, hier Olympiasieger Alexander Zverev, streckt sich für das Großereignis - das dem ganzen Land und insbesondere dem Sport guttun würde.
Deutschland, hier Olympiasieger Alexander Zverev, streckt sich für das Großereignis - das dem ganzen Land und insbesondere dem Sport guttun würde. © dpa; SZ-Montage

Paris. Das Spannendste und zugleich Wichtigste bei Olympia ist? Richtig, der Medaillenspiegel. Heute geht's los, die Sommerspiele in Paris und damit die Plakettenzählerei. Dabei sein ist alles - das gilt schließlich schon lange nicht mehr, jedenfalls nicht für deutsche Athletinnen und Athleten und erst recht nicht bei Olympia.

Denn auch in den Tagen von Paris wird wieder das gesamte Land ganz genau hinschauen, eine Meinung haben und diese in den allermeisten Fällen kundtun. Selbst jene, für die eigentlich nur der Fußball die schönste Nebensache der Welt ist und andere, die sich sonst für Leistungssport und dessen schon immer komplexe Zusammenhänge wenig bis gar nicht interessieren.

Olympia ist einer der letzten Schmelztiegel, der die Nation noch vorm Fernseher oder der Vielzahl moderner Empfangsgeräte zusammenbringt. Olympia bietet die beste Bühne - für große Triumphe und bittere Niederlagen gleichermaßen, für Helden, Stars und Sternchen. Und auch, um Politik zu machen.

Dass sich die Bundesregierung gerade jetzt zu einer möglichen deutschen Bewerbung bekennt, ist also nicht zufällig - allerdings längst überfällig. Unglaublich, dass die bislang letzten Spiele hierzulande 1972 in München stattfanden. Diesen insbesondere auch atmosphärischen Ruck, das haben die Fußballgroßturniere WM 2006 und EM 2024 gezeigt, kann Deutschland dringend gebrauchen. Besser eher als später und am besten sofort, was gleichermaßen auf den Sport und seine Strukturen zutrifft.

Wobei da ein Ruck nicht reicht, sondern tiefgreifende Veränderungen hermüssen. Das fängt beim Schulsport an und hört bei Trainerbezahlung, dualer Karriere sowie Sportstättenbau nicht auf. Olympia, das haben zuletzt besonders eindrucksvoll die Spiele 2012 in London bewiesen und das wird nun auch wieder in Paris zu sehen sein, sind dafür der perfekte Impulsgeber und Treiber.

Ablesen lässt sich das alles: im olympischen Medaillenspiegel, auch diesmal. Vor drei Jahren, bei den coronabedingt verschobenen Sommerspielen in Tokio, hat Deutschland mit 37 Medaillen das schlechteste Ergebnis seit der Wiedervereinigung erzielt. Es spricht kaum etwas dafür, dass es besser wird, und das ist leider mehr realistische Einschätzung als pessimistische Prognose.