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Kommentar: Für Deutschland hätte es bei Olympia noch schlimmer kommen können

Die düstere Medaillenprognose vor den Olympischen Spielen in Paris hat sich bestätigt. Trotzdem ist für Deutschland nicht alles schlecht. Fünf Punkte, die Mut machen und vorbildhaft sind.

Von Tino Meyer
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Paris bietet auch atmosphärisch außergewöhnliche Olympischen Spiele - und den nächsten Tiefpunkt für den deutschen Sport. Doch nicht alles ist schlecht gelaufen bei Team D.
Paris bietet auch atmosphärisch außergewöhnliche Olympischen Spiele - und den nächsten Tiefpunkt für den deutschen Sport. Doch nicht alles ist schlecht gelaufen bei Team D. © dpa; SZ-Montage

Paris/Dresden. Es hätte noch schlimmer kommen können, selbst wenn es in den letzten Tagen von Paris auch aus deutscher Sicht wieder jene Momente gab, die dieses weltgrößte Sportfest so besonders machen. Die Goldmedaille für Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye und ausdrücklich auch Silber für die Handballer sind glänzende Schlusspunkte von auch atmosphärisch außergewöhnlichen Olympischen Sommerspielen.

Trotzdem hat sich die düstere Medaillenprognose für Team D bestätigt. Klar, die Bilanz lässt sich natürlich schönreden: Platz zehn im Medaillenspiegel - Ziel erreicht! Und zwei Goldene mehr als in Tokio 2021 haben die deutschen Sportlerinnen und Sportler schließlich auch gewonnen. In Summe sind es diesmal allerdings gerade mal 33 Medaillen - und damit noch mal vier weniger als vor drei Jahren, was bereits den Tiefpunkt seit der Wiedervereinigung darstellte.

34 Medaillen hat die Niederlande in Paris gewonnen, Italien sogar 40. Und Großbritannien und Frankreich, von Größe und Anspruch des Landes am ehesten mit Deutschland vergleichbar, haben fast doppelt so viele. Kurzum, der deutsche Sport braucht dringend strukturelle Veränderungen und einen Ruck. Olympische Spiele im eigenen Land - das wär's.

Und doch ist nicht alles schlecht in Sportdeutschland. Die Athletinnen und Athleten, das hat Paris ebenfalls eindrucksvoll gezeigt, sind mit ihrem Auftreten immer wieder Vorbilder. Fünf Erkenntnisse, die wir unabhängig vom Medaillenspiegel unbedingt mitnehmen sollten. Gerne auch in unseren nichtolympischen, nichtsportlichen Alltag.

Niemals, wirklich niemals aufgeben - wie die Handballer, die im Viertelfinale gegen das Weltklasse-Team Frankreich zwölf Sekunden vor Schluss zwei Tore im Rückstand lagen. Eigentlich unmöglich aufzuholen. Doch sie haben es geschafft. Und nicht nur das.

Mutig Chancen suchen und auch nutzen - so wie Triathletin Laura Lindemann, die 400 Meter vor dem Ziel zum längsten Endspurt ihres Lebens ansetzte, zwei Konkurrentinnen abschüttelte und zum Olympiasieg lief.

Auch zweite Plätze feiern - und das idealerweise so, wie es Zehnkämpfer Leo Neugebauer und Weitspringerin Malaika Mihambo getan haben. Wer in der Vorbereitung sowie im Wettkampf alles gibt, hat nicht etwa Gold verloren, sondern Silber gewonnen.

Hohe Ziele setzen - wie die Basketballer, die in drei Jahren drei Medaillen haben wollten. Nach EM-Bronze 2022 und dem WM-Sieg 2023 gab es diesmal: die Holzplakette, also den vierten Platz. Entstanden ist dabei in den drei Jahren ein Teamspirit, der begeistert und hoffentlich ansteckend ist.

Schließlich der fünfte Punkt: Hinter allem, längst nicht nur bei den Hand- und Basketballern, stehen immer ganz viele andere Menschen, die solche Leistungen überhaupt erst möglich machen. Auch das eine Botschaft dieser Spiele: Die Zeit von Alleingängen ist vorbei.