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Im Olympischen Dorf gibt es hunderttausende Kondome - und Anti-Sex-Betten?

Die Unterkünfte für die Sommerspiele in Paris sind offiziell geöffnet. Die Sportler dürfen sich auf einen neuen Stadtteil freuen, und auch einige Besonderheiten sorgen für Aufsehen.

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Das Streitobjekt: Die Betten im Olympischen Dorf sind aus Pappe. Soll damit Sex verhindert werden?
Das Streitobjekt: Die Betten im Olympischen Dorf sind aus Pappe. Soll damit Sex verhindert werden? © picture alliance

Paris. Nachhaltig, inklusive Kinderkrippe - und mit Anti-Sex-Betten? Mit der offiziellen Eröffnung des Athletendorfes sind die Olympischen Spiele am Donnerstag endgültig in Paris angekommen. Mehrere Hundert Sportlerinnen und Sportler kündigten ihren Einzug für den ersten Tag an. In den kommenden Tagen und Wochen wird das 52 Hektar große Areal im Norden von Paris dann fast 14.500 Menschen beherbergen, darunter 9.000 Athletinnen und Athleten auf dem Höhepunkt der Spiele. Die ersten Mitglieder des deutschen Teams werden am Freitag in Paris erwartet.

„Wir sind bereit“, sagt Augustin Tran Van Chau, der stellvertretende Direktor des Dorfes, am Donnerstagmorgen zur Eröffnung um Punkt 8 Uhr. Menschen aus mehr als 200 Ländern werden in den Athletenherbergen zusammenwohnen, die sich über die Stadtteile Saint-Denis, Saint-Ouen und die Insel Saint-Denis erstrecken. Die Sommerspiele werden am Freitag kommender Woche offiziell eröffnet, einige Wettbewerbe starten schon am Mittwoch.

Nach den Spielen soll das Dorf ein Vorzeigeprojekt werden

Bis zuletzt herrschte noch rege Betriebsamkeit, es wurde am letzten Feinschliff gewerkelt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die schicken Balkone sind in den Landesfarben geschmückt, die Gewichte im Fitnessstudio präpariert, die Mensa mit 3.300 Plätzen und sechs verschiedenen Essbereichen, in denen Gerichte aus aller Welt angeboten werden, ist startklar. Und auch die Kondomspender sind mit rund 220.000 Exemplaren üppig bestückt. Allem Anschein nach sind die Gastgeber für den Olympia-Ansturm gewappnet, das Fest der Sportler kann beginnen.

Im Olympischen Dorf können bis zu 14.500 Menschen leben. Nach den Spielen entstehen dort Wohnungen, die verkauft oder vermietet werden.
Im Olympischen Dorf können bis zu 14.500 Menschen leben. Nach den Spielen entstehen dort Wohnungen, die verkauft oder vermietet werden. © picture alliance

Mehr als 300.000 Möbel und Dekorationsgegenstände wurden in den vergangenen Monaten in die etwa 40 mehrstöckigen Häuser geschafft. Der französische Staat hat 646 Millionen Euro an öffentlichen Geldern beigesteuert, der Rest stammt von Frankreichs größten Immobiliengesellschaften, die verschiedene Bereiche des 52 Hektar großen Geländes entwickelt haben.

Städtebaulich und gesellschaftlich erhofft sich Paris einen Schub. Denn nach den Sommerspielen und den Paralympics soll das Areal ein Vorzeigeprojekt werden. Ein Drittel der 2.800 Wohnungen, so die Pläne, wird an private Hausbesitzer verkauft, ein Drittel als Sozialwohnungen genutzt, und der Rest wird vermietet, auch an Studierende.

Ursprünglicher Verzicht auf Klimaanlagen wurde korrigiert

Konzipiert wurde das Athletendorf der Umwelt zuliebe ohne Klimaanlagen. Doch das geothermische Kühlsystem, das kühles Wasser aus der Tiefe des Bodens nutzt, stößt angesichts der Bedürfnisse einiger Sportler anscheinend an seine Grenzen. So statteten die Organisatoren die Wohnungen angesichts der Sorge einiger Nationalmannschaften vor der Pariser Hitze nachträglich mit 2.500 provisorischen, tragbaren Klimaanlagen aus.

Die Stadt in der Stadt bietet viele Annehmlichkeiten, darunter Geschäfte, Mensa, Kinderkrippe und einen Beauty-Salon.
Die Stadt in der Stadt bietet viele Annehmlichkeiten, darunter Geschäfte, Mensa, Kinderkrippe und einen Beauty-Salon. © picture alliance

Ihre Premiere feiert in Paris übrigens eine Art Kinderkrippe. In dieser werde es zwar keine Betreuung der Kleinen geben, heißt es seitens des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Es solle aber einen „Spielraum“ geben, der für gemeinsame Zeit mit den eigenen Kindern gebucht werden könne.

Für Diskussionen sorgten im Vorfeld unterdessen die Sportler-Betten, die wie schon in Tokio aus Pappe bereitgestellt wurden. Es gehe bei der Maßnahme um „Umweltfreundlichkeit“, teilten die Organisatoren mit, und nicht darum, wie von einigen argumentiert, die Athleten vom Sex abzuhalten. So hatte unter anderem die renommierte New York Post von „Anti-Sex-Betten“ berichtet. (sid)