Dresden. Das erste Heimspiel des HC Elbflorenz macht Lust auf mehr. Das Heimspiel des Handball-Zweitligisten am Samstagabend vor 1.498 Zuschauern in der Ballsportarena gegen den ASV Hamm-Westfalen bot alles, was Handball in Deutschland zur populärsten Hallensportart macht.
Emotionen, Tempo, eine überraschende wie überragende Einzelleistung im Tor und so etwas wie einen tragischen Helden. Am Ende triumphierten die Dresdner gegen den Meisterschaftsdritten des Vorjahres nach einer kämpferischen Galavorstellung mit 33:28 (14:15). Schöner Nebeneffekt: Das Team von Trainer André Haber steht mit 4:2 Punkten auf Position drei und darf sich nach drei Spielen in sieben Tagen einen gelungenen Saisonstart attestieren.
Dabei musste der HC Elbflorenz bei seinem ersten Heimauftritt in der neuen Saison immer noch einen personellen Aderlass überspielen. Neuzugang Tim Stoyke, sowie die beiden Nationalspieler Ivar Stavast (Niederlande) und Doruk Pehlivan (Türkei) fehlten weiterhin verletzt.
Torhüter-Wechsel bringt die Wende
Doch das Fehlen des Trios ließen sich die Hausherren nur im ersten Durchgang anmerken, da fehlte der Zugriff in der Abwehr inklusive Torhüter Marino Mallwitz und die zündenden Ideen im Angriff.
Das gelang dafür nach dem Seitenwechsel umso besser. Angeführt von einem überragenden Torhüter Robin Cantegrel (44 Prozent gehaltener Würfe), der in der Schlussphase des ersten Abschnitts für Mallwitz zwischen die Pfosten rückte, schlossen die Dresdner auf und spielten sich in einen wahren Rausch.
„Dass Robin heute gut drauf war, hat uns bestimmt nicht geschadet“, schätzte Trainer André Haber gewohnt zurückhaltend ein. Auch dank der Paraden des Franzosen hielt die Euphorie bis zum Schluss. „Wir haben das heute in der Abwehr richtig geil gemacht. Wir haben nicht alles richtig gemacht, im Angriff nicht, hinten auch nicht. Wir haben uns immer auf den nächsten Ball fokussiert, uns gegenseitig hochgepusht und die Halle abgeholt“, sagte Abwehrchef Oliver Seidler.
Der 25-Jährige musste allerdings noch einmal auf den Mittwochabend verweisen, als die Sachsen bei den Eulen Ludwigshafen einen eher uninspirierten Eindruck hinterließen und 23:24 verloren. „Das war heute die richtige Reaktion. Dass wir mit fünf Toren gegen Hamm gewinnen, ist nicht selbstverständlich. Trotz der drei Verletzten haben wir den Vorteil in unserem Kader, dass wir eine große Variabilität haben, da ist kein Qualitätsverlust“, sagte Oliver Seidler.
In der Tat steigerten sich mit Julian Possehl und Justin Döbler (je drei Treffer) auch Profis, die sonst eher im Hintergrund stehen. Im Vordergrund standen mit Julius Dierberg (sechs) und Kapitän Sebastian Greß (fünf) einmal mehr die etablierten Kräfte. Einer, der demnächst dazugehören sollte, ist Timo Löser, bester Feldtorschütze der vergangenen Zweitliga-Saison.
Der Neuzugang aus Dessau hatte sich nach einer eher unglücklichen ersten Halbzeit mit drei Toren gerade warm gespielt, als ihn quasi aus dem Nichts die dritte Zeitstrafe und damit die Rote Karte (43.) ereilte. Bei einer Niederlage wäre der 24-Jährige zu einer tragischen Figur dieser Partie geworden. „Schon die Entscheidung für die zweite Strafe würde ich als höchst unglücklich formulieren.“
Den Rest des Spiels musste sich Löser von der Tribüne aus anschauen. „Die Jungs haben das auch ohne mich super gemacht. Klar hätte ich der Mannschaft gern weiter geholfen, ich war auch kurz davor, mir das Trikot zu zerbeißen, war extrem sauer auf mich selbst, weil ich das Gefühl hatte, ich konnte gerade gut helfen“, sagte der dreifache Torschütze.
„Man sieht auch – und das hat mit Zuhause zu tun, mit den Menschen, mit der Halle –, dass es irgendwann leichter geht“, lobte Haber die Stimmung in der Arena. „Ich denke, dass wir eine Mannschaft haben, die sich über den Zusammenhalt auszeichnet.“ Offen ist, ob zumindest Pehlivan und Stavast zeitnah an dieser Bindung wieder teilhaben.