Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
SZ + Dynamo

Ulf Kirsten, wo braucht Dynamo Dresden noch einen Neuzugang?

Ulf Kirsten ist eine Fußball-Legende. Im Interview spricht der Berater von Dynamo Dresden über die Kaderplanung, den Dresdner Neuanfang und seine Rückkehr auf die Trainerbank.

Von Timotheus Eimert
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Dynamo-Berater Ulf Kirsten verfolgt die Einheiten im Trainingslager in Heilbad Heiligenstadt mit großem Interesse - und macht auch Bilder für sein privates Fotoalbum.
Dynamo-Berater Ulf Kirsten verfolgt die Einheiten im Trainingslager in Heilbad Heiligenstadt mit großem Interesse - und macht auch Bilder für sein privates Fotoalbum. © Lutz Hentschel

Dresden. Das Interesse an seiner Person ist auch 21 Jahre nach seinem Karriereende noch riesig. Immer wieder wird Ulf Kirsten im Trainingslager von Dynamo Dresden in Heilbad Heiligenstadt von vielen Fans nach Fotos oder Autogrammen gefragt. Geduldig erfüllt der 58-Jährige fast jeden Fanwunsch. Der frühere Weltklasse-Stürmer ist eine Fußball-Legende - nicht nur in Dresden.

Im Interview spricht der Berater von Dynamo Dresden über das Interesse an seiner Person, den neuen Trainer und potenzielle Neuzugänge.

Ulf Kirsten über das Interesse an seiner Person

Ulf Kirsten, sind Sie überrascht, dass das Interesse an Ihrer Person auch 21 Jahre nach Ihrem Karriereende noch immer so riesig ist?

Es ehrt mich. Ich freue mich darüber, dass die Fans mich nicht ganz vergessen haben.

Wie beurteilen Sie die neu zusammengestellte Mannschaft?

Wir müssen abwarten, wie sich die neuen Spieler einfügen. Es ist erst der Beginn der Vorbereitung und ich habe bisher nur wenige Einheiten gesehen. Deshalb kann ich noch nicht viel dazu sagen. Bisher herrscht im Training eine hohe Intensität. Alle Spieler sind mit Eifer dabei. Es wäre aber auch schlimm, wenn es am Anfang der Vorbereitung nicht so wäre.

Ulf Kirsten über Dynamos neuen Trainer Thomas Stamm

Wie sind Ihre ersten Eindrücke vom neuen Trainer Thomas Stamm?

Ich bin sehr begeistert, wie er das Training vorbereitet und leitet. Ich war am Dienstag bei einer Besprechung dabei, was ich sonst nie mache. Das war sehr erfrischend und sehr gut.

Welchen Einfluss hatten Sie bei seiner Verpflichtung?

Es gab zwei bis drei Trainer zur Auswahl. Dann wurden die Namen besprochen. Als der Name fiel, war ich total begeistert.

Ulf Kirsten über seine Aufgabe als Dynamo-Berater

Sie sind weiterhin als Berater von Dynamo Dresden tätig. Inwiefern hat sich Ihre Aufgabe nach der Entlassung von Sportchef Ralf Becker geändert?

Ich mache eigentlich nichts anderes als in der vergangenen Saison - mit Ausnahme der sechs Wochen zum Ende der Spielzeit, als ich mit Scholle Interimstrainer war. Ich tausche mich mit dem neuen Trainer und dem neuen Sportgeschäftsführer aus, unterhalte mich über Spieler und potenzielle Neuzugänge. Außerdem nehme ich Sponsorentermine wahr, das mache ich aber selbstständig.

Das Interesse an seiner Person ist nach wie vor riesig. Auch 21 Jahre nach seinem Karriereende muss Ulf Kirsten zahlreiche Autogramm- und Fotowünsche der Fans erfüllen.
Das Interesse an seiner Person ist nach wie vor riesig. Auch 21 Jahre nach seinem Karriereende muss Ulf Kirsten zahlreiche Autogramm- und Fotowünsche der Fans erfüllen. © Lutz Hentschel

Hat es Sie nach den sechs Wochen als Interimstrainer gereizt, dauerhaft auf die Trainerbank zurückzukehren?

Ich hatte es zwischenzeitlich überlegt. Aber als der Regen und der Wind auf dem Trainingsplatz kamen, habe ich dann doch gedacht, dass alles so bleiben kann, wie es ist.

Ulf Kirsten über die Suche des neuen Sportchefs

Welchen Einfluss hatten Sie bei der Suche des neuen Sportgeschäftsführers?

Ich wurde vom Aufsichtsrat in die Entscheidungsauswahl eingebunden. Es gab vier bis fünf gute Kandidaten. Am Ende haben wir uns für Thomas Brendel entschieden, weil er in unseren Augen am besten zu uns passt.

Wie würden Sie die Zusammenarbeit mit ihm bisher beschreiben?

So richtig kennengelernt haben wir uns erst am Dienstag zu Beginn des Trainingslagers. Ich finde ihn einen sehr angenehmen Gesprächspartner, mit sehr hohem Fußballverstand. Das ist wichtig. Aber noch wichtiger ist, dass er zur Mannschaft und zum Verein passt. Wir wollen als gesamter Verein eine Einheit bilden, die nach außen eine Kompaktheit und Sicherheit ausstrahlt, die wir als Dynamo Dresden auch brauchen.

Hätte Sie die Aufgabe als Sportgeschäftsführer bei Dynamo gereizt?

Nein.

Ulf Kirsten über Dynamos Kaderplanung

Sie sind dennoch sehr intensiv in die Kaderplanung eingebunden. Welche konkrete Aufgabe kommt Ihnen bei der Verpflichtung neuer Spieler zu?

Ich schaue mir potenzielle Neuzugänge an und bin in regem Austausch mit Kaderplaner Paul Wagner, der mich immer wieder zu neuen Spielern befragt. Diese Spieler beobachte ich dann und telefoniere mit Beratern und Sportdirektoren. Danach wäge ich ab, ob die Spieler auch zu Dynamo passen und die Mannschaft verstärken würden. An den Vertragsgesprächen danach bin ich nicht beteiligt.

Sie bekommen also eine Liste mit potenziellen Neuzugängen?

Ich gebe Paul Wagner Bescheid, wenn ich nach Dresden komme. Dann setzen wir uns zusammen und scouten zusammen einzelne Spieler. Als ehemalige Stürmer schaue ich mir vor allem Offensivspieler an.

Und auf welcher Position sehen Sie noch Handlungsbedarf?

Thomas Brendel hat bereits gesagt, wo der Verein noch einen Spieler sucht. Wir müssen etwas auf der linken Seite machen, in der Defensive wie in der Offensive. Ich bin aber nicht dafür zuständig, Spieler vorzuschlagen, sondern nur meine Meinung zu potenziellen Neuzugängen abzugeben.

Ulf Kirsten über die schlechte Chancenverwertung

In der vergangenen Saison war vor allem die Chancenverwertung ein großes Problem. Was stimmt Sie zuversichtlich, dass es in dieser Saison besser wird?

Wir brauchen nicht drum herumreden, dass in der vergangenen Saison der Torabschluss unser Problem war. Das weiß jeder Spieler. Wenn ich aber sehe, mit wie viel Spaß und Freude die Jungs im Training aufs Tor schießen, stimmt mich das sehr zuversichtlich, dass die Chancenverwertung in der neuen Saison nicht zum Problem wird. Ich habe in meiner Karriere auch reihenweise Chancen vergeben. Aber ich habe immer daran geglaubt. Es gehört zum Fußball dazu.

Ulf Kirsten über Doublesieger Bayer 04 Leverkusen

Sie haben viele Jahre bei Bayer 04 Leverkusen gespielt. Wie froh sind Sie, dass der Verein nach dem Gewinn der Meisterschaft und des Pokals nicht mehr Vizekusen genannt wird?

Ich habe immer noch sehr guten Kontakt zu einzelnen Fanclubs und weiß, wie die Fans gelitten haben. Jahrelang wurden sie beleidigt und beschimpft – und trotzdem haben sie immer daran geglaubt. Es war am Ende hochverdient. Leverkusen hatte die beste Mannschaft in der Saison und hat auch den besten und erfolgreichsten Fußball gespielt.

Notiert im Trainingslager in Heilbad Heiligenstadt von Timotheus Eimert.